"Klaue mit deinen Augen, nicht mit den Händen"
In Anzug gekleidet, mit weißem Hemd, Schlips und Kragen, einem Ausgeh-Hut, einer modernen, großrahmigen, weißen Sonnenbrille und mit einer Gehhilfe war Thomas in Begleitung von Schier im AZ-Küstenbüro erschienen und machte - geschäftstüchtig wie er ist - sogleich deutlich, dass "Zeit Geld ist" und da ja die Zeitung Geld für seine Geschichte erhalte, stehe ihm somit doch auch ein gewisses Entgelt zu.
"Bei mir feilscht er auch immer wieder aufs Neue um jedes bisschen Lederabfall und Kleister", meint Schier lachend. "In seiner kleinen Wohnung in Mondesa repariert er heute noch Schuhe und bessert sich so seinen geringen Lebensunterhalt auf".
Thomas ist 95 Jahre alt. Bis er allerdings sein genaues Geburtsdatum in Erinnerung brachte, dauerte eine Weile. 1913, das weiß Thomas noch genau, und nach und nach dämmert es ihm, dass er wohl am 10. Oktober das Licht der Welt erblickt haben muss. Wie er denn mit Nachnamen heiße? Mit dieser Frage konnte der Greis wenig anfangen, auch die Erkundigung nach seinem zweiten Namen brachte nichts. Nur dass sein Vater den Namen Amunyela trug. Das Interesse an seiner Vergangenheit lässt ihn gesprächig werden, obwohl noch keine Einigung über sein Entgelt erzielt worden war. Mit Schier beginnt er von der "guten, alten, deutschen Zeit" zu schwärmen. Dann fällt ihm sein geschäftsorientierter Ausdruck wieder ein: "Jaha, Zeit ist Geld", lächelt er zahnlos verschmitzt.
Seine Mutter habe ihn auf dem Rücken zu Fuß vom Ovamboland nach Usakos getragen. Dort sei er aufgewachsen, bis er 1935 dann nach Swakopmund gekommen sei - damals, als er noch Herbert Schiers Großvater, den Stadtsekretär Max Cordes kannte. "Ja, ja, ja", sagt Thomas, "da hatte die Stadt nur ein Auto, jetzt hat sie viele". Er erinnert sich an die Zeit, als er als "Gemüsejunge" mit einem Bauchladen in Swakopmund herumgelaufen ist und die Kunden von Betty Hannemann mit Ware belieferte. "Es gab da nur Plankiespads (Bürgersteige aus Brettern)", erinnert sich Thomas, "und die Toiletten waren noch draußen gewesen, weißt Du noch"? Thomas spricht fließend Deutsch. Die Sprache habe er sich schnell aneignen müssen, "der Deutsche konnte doch hier in Swakopmund kein Afrikaans sprechen", begründet er.
Bei Hebert im Hansahotel habe er gearbeitet, "da war der 'Berthold um die Ecke' noch ganz klein", so Thomas in Gedanken an den Swakopmunder Berthold Schröder. Auch mit der Familie Schier sei er vertraut gewesen. "Deine Mutter waren zwei gewesen, die an einem Tag geboren wurden", erzählt er schmunzelnd weiter und Schier erklärt nebenbei, dass seine Mutter eine Zwillingsschwester hatte.
Wer lehrte ihm denn das Schuhhandwerk? Das habe er sich von den Deutschen abgeguckt. "Du musst nicht klauen mit der Hand, nur mit dem Auge, hat mich der Deutsche gelehrt", sagt Thomas.
"Ja, ja, die gute, alte, deutsche Zeit." Immer wieder erinnert Thomas während des Gesprächs aber auch an "Zeit ist Geld" und besonders zum Schluss bleibt er beharrlich sitzen. Schließlich sei er nicht umsonst den weiten Weg hierher gelaufen und habe der deutschen Zeitung seine Geschichte erzählt. Auch das habe ihn der Deutsche gelehrt: Zu einem erfolgreichen Geschäftsabschluss gehört manchmal auch ein hartnäckiges ausdauerndes Warten dazu.
"Bei mir feilscht er auch immer wieder aufs Neue um jedes bisschen Lederabfall und Kleister", meint Schier lachend. "In seiner kleinen Wohnung in Mondesa repariert er heute noch Schuhe und bessert sich so seinen geringen Lebensunterhalt auf".
Thomas ist 95 Jahre alt. Bis er allerdings sein genaues Geburtsdatum in Erinnerung brachte, dauerte eine Weile. 1913, das weiß Thomas noch genau, und nach und nach dämmert es ihm, dass er wohl am 10. Oktober das Licht der Welt erblickt haben muss. Wie er denn mit Nachnamen heiße? Mit dieser Frage konnte der Greis wenig anfangen, auch die Erkundigung nach seinem zweiten Namen brachte nichts. Nur dass sein Vater den Namen Amunyela trug. Das Interesse an seiner Vergangenheit lässt ihn gesprächig werden, obwohl noch keine Einigung über sein Entgelt erzielt worden war. Mit Schier beginnt er von der "guten, alten, deutschen Zeit" zu schwärmen. Dann fällt ihm sein geschäftsorientierter Ausdruck wieder ein: "Jaha, Zeit ist Geld", lächelt er zahnlos verschmitzt.
Seine Mutter habe ihn auf dem Rücken zu Fuß vom Ovamboland nach Usakos getragen. Dort sei er aufgewachsen, bis er 1935 dann nach Swakopmund gekommen sei - damals, als er noch Herbert Schiers Großvater, den Stadtsekretär Max Cordes kannte. "Ja, ja, ja", sagt Thomas, "da hatte die Stadt nur ein Auto, jetzt hat sie viele". Er erinnert sich an die Zeit, als er als "Gemüsejunge" mit einem Bauchladen in Swakopmund herumgelaufen ist und die Kunden von Betty Hannemann mit Ware belieferte. "Es gab da nur Plankiespads (Bürgersteige aus Brettern)", erinnert sich Thomas, "und die Toiletten waren noch draußen gewesen, weißt Du noch"? Thomas spricht fließend Deutsch. Die Sprache habe er sich schnell aneignen müssen, "der Deutsche konnte doch hier in Swakopmund kein Afrikaans sprechen", begründet er.
Bei Hebert im Hansahotel habe er gearbeitet, "da war der 'Berthold um die Ecke' noch ganz klein", so Thomas in Gedanken an den Swakopmunder Berthold Schröder. Auch mit der Familie Schier sei er vertraut gewesen. "Deine Mutter waren zwei gewesen, die an einem Tag geboren wurden", erzählt er schmunzelnd weiter und Schier erklärt nebenbei, dass seine Mutter eine Zwillingsschwester hatte.
Wer lehrte ihm denn das Schuhhandwerk? Das habe er sich von den Deutschen abgeguckt. "Du musst nicht klauen mit der Hand, nur mit dem Auge, hat mich der Deutsche gelehrt", sagt Thomas.
"Ja, ja, die gute, alte, deutsche Zeit." Immer wieder erinnert Thomas während des Gesprächs aber auch an "Zeit ist Geld" und besonders zum Schluss bleibt er beharrlich sitzen. Schließlich sei er nicht umsonst den weiten Weg hierher gelaufen und habe der deutschen Zeitung seine Geschichte erzählt. Auch das habe ihn der Deutsche gelehrt: Zu einem erfolgreichen Geschäftsabschluss gehört manchmal auch ein hartnäckiges ausdauerndes Warten dazu.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen