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Klimawandel bremst Aquakultur
Klimawandel bremst Aquakultur

Klimawandel bremst Aquakultur

Algenblüten, Schwefelausbrüche verursachen große Verluste im Austern-Sektor
Marc Springer
Von Erwin Leuschner, Lüderitzbucht

Das Seminar unter dem Titel „Enhancing Climate Change Resilience in the Benguela Current Fisheries System“ hat am Montag in Lüderitzbucht begonnen und dauert bis heute an. Die anwesenden Experten hatten sich zunächst über die Langusten-Fischerei beraten und gestern der Aquakultur-Industrie zugewandt.

Bei der Gelegenheit machte Frikkie Botes, Chefbiologe für Aquakultur im Ministerium für Marineressourcen und Fischerei, die Probleme des Sektors anhand von Statistiken deutlich. „Es gibt viele Herausforderungen, besonders Umweltbedingte“, sagte er bei der Gelegenheit und nannte dabei Algenblüten, Schwefelausbrüche, sowie eine Änderungen bei Temperatur und pH-Wert des Ozeans als Beispiele.

Nach seinen Angaben hat sein Ressort über die vergangenen 15 Jahre insgesamt 123 Aquakultur-Lizenen vergeben. Bis dato seien aber lediglich 14 Firmen im Betrieb: sechs in Lüderitzbucht, fünf in Walvis Bay, zwei in Swakopmund sowie eine in Henties Bay. „Ihr seid die Pioniere, die überlebt haben“, sagte er vor den mehreren Repräsentanten aus der Industrie.

Die Stagnation des Sektors illustrierte Botes mit Hinweis auf Statistiken. Demnach seien im Jahr 2003 insgesamt 230 Tonnen Austern geerntet worden. Diese Ziffer sei bis 2007 auf ein Rekordhoch von 700 Tonnen gestiegen. „Im Jahre 2008 wurden aber nur noch 390 Tonnen geerntet. Das war unter anderem auf eine Kombination von unzureichendem Sauerstoff im Meer sowie Schwefelausbrüche zurückzuführen. Etwa 80 Prozent der Firmen haben ihre Türen geschlossen“, sagte er.

Ein ähnliches Phänomen habe sich im Jahr 2010 wiederholt. Im vergangenen Jahr habe eine Austernfarm etwa 80 Prozent seiner Ernte wegen eines weiteren, starken Schwefelausbruchs verloren. Es seien daher im vergangenen Jahr insgesamt 243 Tonnen Austern geerntet worden. Als weiteren Einfluss nannte Botes eine regelmäßigere und oft länger andauernde erhöhte Komponente der Schaltentiervergiftung (DSP), besonders bei der Miesmuschel-Farm nahe Walvis Bay – dort sei von Mai 2018 bis dato DSP getestet worden – also ständig über neun Monate lang.

Dass die Aquakultur-Industrie mit großen Herausforderungen konfrontiert ist, machte auch Professor Peter Britz von der Rhodes-Universität in Südafrika deutlich. „Es wird große Veränderungen geben“, sagte er mit Verweis auf den Klimawandel. Ihm zufolge wird der Anstieg des Meeresspiegels sowie eine erhöhte Meerestemperatur in dem Medien thematisiert, aber „es wird nicht viel über den veränderten pH-Wert veröffentlicht“, sagte er und fügte hinzu: „Eine Änderung des pH-Werts im Meer wird einen gewaltigen Einfluss auf Schaltentiere und somit die Aquakultur haben.“

Dennoch: „Im Endeffekt wissen wir sehr wenig, wie diese Industrie genau beeinflusst wird“, sagte Prof. Britz. Aus diesem Grund haben sich Experten mit Vertretern aus der Austern- und Seeohren-Industrie (Abalone) gestern in Lüderitzbucht beraten. Zu Wochenbeginn wurde eine ähnliche Zusammenkunft mit der Langusten-Industrie abgehalten. Der Workshop ist eine gemeinsame Aktion der Benguela-Strom-Kommission (BCC), der Regierungen von Angola, Namibia und Südafrika, der FAO der Vereinten Nationen sowie der weltweiten Umwelteinrichtung (GEF).

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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