Kniefall der Stadt Hamburg
Hansestadt entschuldigt sich auf Herero- und Nama-Kongress für ihre Rolle im Kolonialkrieg und verspricht Lobbyarbeit in Berlin
Von Stefan Fischer, Windhoek/Hamburg
Auf dem 2. Transnationalen Herero- und Nama-Kongress, der vom 6. bis 8. April in Hamburg stattfand, seien ca. 20 Repräsentanten der Herero und Nama anwesend gewesen, auch aus Namibia. Das sagte Siri Keil gestern im AZ-Gespräch. Sie gehört zur Arbeitsgruppe „Koloniales Vergessen: Quo vadis, Hamburg“, die sich ihren Angaben zufolge zur Organisation des Kongresses gebildet hat. Laut Programm bestand die Konferenz aus diversen Podiumsdiskussionen.
Doppelte Entschuldigung
In einer Presseerklärung resümierten die Organisatoren zu Wochenbeginn den Kongress. „Insbesondere würdigen wir die offizielle Entschuldigung des Senators für Kultur und Medien, Dr. Carsten Brosda, für die entscheidende Rolle der Stadt im Völkermord an den Ovaherero und Nama von 1904 bis 1908“, heißt es. Dies habe Brosda während eines Empfangs im Hamburger Rathaus gesagt. Dessen Sprecher Enno Isermann stellte gestern auf AZ-Nachfrage ein Zitat Brosdas von dem Anlass zur Verfügung: „Ich bitte Sie ausdrücklich um Vergebung für die Beteiligung unserer Stadt an dem Leid, dass Ihren Vorfahren und Ihren Völkern in deutschem Namen angetan wurde und dessen verheerende Folgen bis heute nachwirken.“
Darüber hinaus habe sich Prof. Uwe Koch-Grohmus, Dekan der Medizinischen Fakultät des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), „im Namen seiner Institution“ entschuldigt, „die aus unethischen und rassistischen Gründen die Friedrichsberger Sammlung menschlicher Überreste des Ovaherero und anderer kolonisierter Menschen übernommen hat“, heißt es weiter in der Erklärung. Diese Geste wisse man zu „schätzen“.
Einfluss auf Regierung
Laut Keil hat der Kultursenator angekündigt, sich in Berlin für die Belange der Herero und Nama einzusetzen. „Wir möchten die Freie und Hansestadt Hamburg ersuchen, ihren Sitz im Bundesrat sowie ihre politischen Einflussmöglichkeiten auf die Bundesregierung zu nutzen, um die Anerkennung des Völkermords an Ovaherero und Nama herbeizuführen. In diesem Zusammenhang möchten wir auch nachdrücklich auf unseren Wusch hinweisen, dass der Ovaherero Paramount Chief Vekuii Rukoro und Gaob Johannes Isaack, Chief der Nama Traditional Authorities Association, das Volk der Ovaherero und der Nama bei allen Verhandlungen über die Frage des Völkermords vertreten“, heißt es in der Erklärung.
Brosda sagte dazu: „Ich bin froh, dass im Rahmen der Koalitionsverhandlungen auch der Bund nun erstmals die Aufarbeitung dieses Teils der deutschen Geschichte ausdrücklich mit aufgenommen hat.“
Viel Handlungsbedarf
Der Kultursenator nannte auch das Koloniale Erinnerungskonzept, das der Senat 2014 beschlossen habe. „Wir können Geschichte nicht ungeschehen machen. Aber wir können in gemeinsamer Trauer und im gemeinsamen Erinnern zur Versöhnung finden. Hamburg stellt sich der Verantwortung für seine koloniale Vergangenheit.“ Aktivistin Keil begrüßt dieses Bekenntnis in einem „Prozess zur Dekolonialisierung der Stadt“. So finde man beispielsweise noch immer Spuren der Kolonialzeit, wie Straßennamen (Woermannsweg, Windhoek Kai) und Architektur (Woermann-Haus). „An vielen Stellen gibt es Handlungsbedarf“, so Keil.
Namibische Kongressteilnehmer und Herero-Chef Vekuii Rukoro wollen heute einen Rückblick auf die Veranstaltung geben.
Auf dem 2. Transnationalen Herero- und Nama-Kongress, der vom 6. bis 8. April in Hamburg stattfand, seien ca. 20 Repräsentanten der Herero und Nama anwesend gewesen, auch aus Namibia. Das sagte Siri Keil gestern im AZ-Gespräch. Sie gehört zur Arbeitsgruppe „Koloniales Vergessen: Quo vadis, Hamburg“, die sich ihren Angaben zufolge zur Organisation des Kongresses gebildet hat. Laut Programm bestand die Konferenz aus diversen Podiumsdiskussionen.
Doppelte Entschuldigung
In einer Presseerklärung resümierten die Organisatoren zu Wochenbeginn den Kongress. „Insbesondere würdigen wir die offizielle Entschuldigung des Senators für Kultur und Medien, Dr. Carsten Brosda, für die entscheidende Rolle der Stadt im Völkermord an den Ovaherero und Nama von 1904 bis 1908“, heißt es. Dies habe Brosda während eines Empfangs im Hamburger Rathaus gesagt. Dessen Sprecher Enno Isermann stellte gestern auf AZ-Nachfrage ein Zitat Brosdas von dem Anlass zur Verfügung: „Ich bitte Sie ausdrücklich um Vergebung für die Beteiligung unserer Stadt an dem Leid, dass Ihren Vorfahren und Ihren Völkern in deutschem Namen angetan wurde und dessen verheerende Folgen bis heute nachwirken.“
Darüber hinaus habe sich Prof. Uwe Koch-Grohmus, Dekan der Medizinischen Fakultät des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), „im Namen seiner Institution“ entschuldigt, „die aus unethischen und rassistischen Gründen die Friedrichsberger Sammlung menschlicher Überreste des Ovaherero und anderer kolonisierter Menschen übernommen hat“, heißt es weiter in der Erklärung. Diese Geste wisse man zu „schätzen“.
Einfluss auf Regierung
Laut Keil hat der Kultursenator angekündigt, sich in Berlin für die Belange der Herero und Nama einzusetzen. „Wir möchten die Freie und Hansestadt Hamburg ersuchen, ihren Sitz im Bundesrat sowie ihre politischen Einflussmöglichkeiten auf die Bundesregierung zu nutzen, um die Anerkennung des Völkermords an Ovaherero und Nama herbeizuführen. In diesem Zusammenhang möchten wir auch nachdrücklich auf unseren Wusch hinweisen, dass der Ovaherero Paramount Chief Vekuii Rukoro und Gaob Johannes Isaack, Chief der Nama Traditional Authorities Association, das Volk der Ovaherero und der Nama bei allen Verhandlungen über die Frage des Völkermords vertreten“, heißt es in der Erklärung.
Brosda sagte dazu: „Ich bin froh, dass im Rahmen der Koalitionsverhandlungen auch der Bund nun erstmals die Aufarbeitung dieses Teils der deutschen Geschichte ausdrücklich mit aufgenommen hat.“
Viel Handlungsbedarf
Der Kultursenator nannte auch das Koloniale Erinnerungskonzept, das der Senat 2014 beschlossen habe. „Wir können Geschichte nicht ungeschehen machen. Aber wir können in gemeinsamer Trauer und im gemeinsamen Erinnern zur Versöhnung finden. Hamburg stellt sich der Verantwortung für seine koloniale Vergangenheit.“ Aktivistin Keil begrüßt dieses Bekenntnis in einem „Prozess zur Dekolonialisierung der Stadt“. So finde man beispielsweise noch immer Spuren der Kolonialzeit, wie Straßennamen (Woermannsweg, Windhoek Kai) und Architektur (Woermann-Haus). „An vielen Stellen gibt es Handlungsbedarf“, so Keil.
Namibische Kongressteilnehmer und Herero-Chef Vekuii Rukoro wollen heute einen Rückblick auf die Veranstaltung geben.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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