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Knirschend und salzig am Südstrand

Gerade lichtet sich der Nebel einen Moment am Südstrand. Die Sonne bescheint ein paar verkrüppelte und einige noch stattlich erhaltene Tamarisken, die sich an die verbliebene Böschung klammern. Was einmal ein etwas schräg abfallender Strand war, ist jetzt eine herrlich weiträumige ebene Fläche, die dazu einlädt, lekker zu toben oder zu gammeln. Die von der Flut regelmäßig überspülte Fläche, die schon einem kleinen Wattenmeer ähnelt, endet im Westen in der Brandung und im Osten an einem Palisadenbollwerk. Das trutzig und mittelalterlich anmutende Bollwerk soll die ursprüngliche und natürlich erhöhte Strandböschung vor der heranbrausenden Flut und vor allem vor der Regel- oder unregelmäßig wiederkehrenden Springflut schützen. Die Palisadenfestung muss zwei Welten voneinander trennen, nämlich die Strandbar der Gäste auf selbiger Böschung oder meinetwegen Stranddüne, und die Wellen, die den Sand nicht nur die Schuhe spülen, sondern die bei einem richtigen Schub auch die Hosenbeine hoch und lasziv bis tief unter die Röcke züngeln.
Was noch vor wenigen Jahren möglich war, im Liegestuhl auf der Strandschräge zum offenen Meer hin zu vrotten und in den Sonnenuntergang zu blinzeln, geht jetzt nicht mehr. Die Liegestühle und ihre Benutzer mussten sich auf die befestigte höhere Düne zurückziehen, von wo der Blick nicht mehr ungehemmt hinausgeht, sondern zunächst an den Pfählen hängen bleibt, die in den Sandstrand gerammt sind.

Stories und Theorien von Kennern und Klugscheißern kursieren hier sommer stief, warum die Strandböschung von der Brandung abgetragen wird. Vor über 50 Jahren - ja in der Zeit der Rubrik "AZ vor 50 Jahren" - hat die Swakopmunder Stadtverwaltung mit ihrem Kurausschuss zur Saison hier ein Zeltdorf aufgebaut. Lappiesfontein hieß das. Es gab weder Meile 4, noch all die anderen Meilen-Campingplätze, aber bis nach Torrabaai waren die Angler und Outjo-Buren schon vorgestoßen.

Jetzt reden die Oukies von Erderwärmung, von schmelzenden Polkappen, Gletschern von Klimawandel. Soll das alles wrachtach bis zum Südstrand, bis nach Meile 14 und so weiter vorgedrungen sein? Liegt die Ursache denn nicht am Ausbleiben der braunen Swakop-Fluten, die wegen der Dämme im Oberlauf nicht mehr abkommen und daher weder Sand noch Monokko deponieren? Oder is das ne Kombination von allem und noch mehr?

Jetzt krallen sich die zähen Tamarisken noch an die zerbröckelnde Uferdüne und zeigen jedermann - wie der goldene Maulwurf der Dünen und die Xhochas der Sandhänge - was Überlebenswille heißt. Einmal gehört die Tamariske mos noch vor jeglicher Entsalzungsanlage und vor der Erfindung der osmotischen Vellietjies von Wlotzkasbaken zu den genialen Brack- und Salzlebenskünstlern. Da wo unsereins schon huka gepökelt, verhungert und oder zur Salzsäule erstarrt wäre, grünt die Tamariske unbekümmert im Tannengrün vor sich hin. Ihre Wurzeln stecken im Brackboden oder wie hier am Südstrand direkt im Ufersand, mit Meerwasser getränkt. Die nehmen die bitter-salzige Feuchtigkeit auf und schwitzen Brack aus. Der Südwester und der Ostwind haben die meisten Tamarisken bis in die Schieflage zerzaust, aber sie halten fest. Was hält Euch denn hier fest? Vasbyt!

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-26

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