Knockout für Tourismus
Auswirkungen der globalen Reisebeschränkungen auf Namibia
Von Gastredakteur Sven-Eric Stender
Windhoek
Nach dem Kappen der wichtigsten Flugverbindungen nach Europa wurden Tausende Touristen im Land auf verbliebene Flüge über Südafrika und Angola umgebucht oder per Rückholaktionen in ihre Heimat zurückgebracht. Für alle Beteiligten, egal ob Tourist, Unterkunft, Autovermieter,
Reiseveranstalter oder Fluggesellschaft, bedeutete dies ein hohes Ausmaß an Stress, Zeitaufwand und Kosten.
Vor allem jedoch entblößte die Krise gewaltige Untiefen im Reisegeschäft, die sich nun verheerend auswirken. Hauptmarkt ist nach wie vor Europa. Dort hat der Kunde das Reiserecht der EU im Rücken. Kann er seine Reise nicht antreten, aufgrund von Umständen, die er nicht beeinflussen kann, sprich: Reisebeschränkungen, hat er Anspruch auf Rückzahlung in voller Höhe.
Ausgaben ohne Einkünfte
Was im normalen Alltag gerechtfertigt erscheint, hat im Ausnahmezustand eines globalen Reisestopps fatale Folgen für die gesamte Branche. Der Reiseveranstalter in Europa muss trotz geleisteter Arbeit den vollen Betrag zurückerstatten. Mit einem Schlag hat er kaum noch Einnahmen, weil angesichts der unsicheren Lage praktisch keine neuen Reisen gebucht werden. Betriebskosten wie Miete und Gehälter jedoch laufen weiter.
Ein ähnliches Problem ergibt sich für seinen Partner in Namibia. Der hiesige Reiseveranstalter wird für seine Arbeit, die Buchung und Organisation sowie die Stornierung der Reise, nicht bezahlt. Er hat laufende Ausgaben, aber kaum Aussicht auf neue Einkünfte. Hinzu kommen Stornogebühren der Unterkünfte bei Stornierung von weniger als 30 Tagen vor Ankunft des Kunden. Ganz zu schweigen von den zusätzlichen Kosten durch den Lockdown, der eine Umstellung der Arbeitsabläufe auf das Home Office der Mitarbeiter erfordert.
Die Unterkunft, als letztes Glied der Kette, hat ebenfalls auf einen Schlag keine Einnahmen mehr. Auf eigentlich anfallende Stornogebühren verzichtet die Unterkunft, um dem Reiseveranstalter zu helfen oder sich dessen Gunst für die Zeit nach Corona nicht zu verscherzen. Stornierungen sorgen für zusätzliche, unbezahlte Arbeit. Mitarbeitern im Gastbetrieb muss gekündigt werden.
Schrecken ohne Ende
Die Reisebranche sucht im freien Fall nach Halt. Das drängendste Problem ist die fehlende Liquidität. In Videoclips wird an Verbraucher appelliert, umzubuchen statt zu stornieren. Weil nicht sicher ist, wann Reisen wieder möglich ist, werden Gutscheine angeboten. Die EU wird gebeten, das Gutschein-System zuzulassen. Doch das verhindert zwar Rückzahlungen, sorgt aber nicht für neue Einnahmen.
Einige Staaten, darunter Deutschland, stellen Milliardenkredite bereit. Doch auch die können die Verluste nicht ausgleichen. Der Staat Namibia, von Rezession und Dürre gezeichnet, hat kaum Mittel und muss zunächst an jene Tausende Bürger denken, die sektorenübergreifend aufgrund des Lockdowns in den Regionen Khomas und Erongo ihr Einkommen verlieren.
Und wie geht es weiter? Bei derzeitiger Strategie der Regierungen ist mit einer Aufhebung der Reisebeschränkungen erst zu rechnen, wenn die Bevölkerungen zum größten Teil immun gegen das Virus sind. Das ist frühestens der Fall, wenn ein Impfstoff bereitsteht – also vielleicht in ein bis zwei Jahren.
Der Verbraucher ist Reiseexperten zufolge dann zwar reisefreudig. Langstreckenziele wie Namibia profitieren davon jedoch wohl erst später. Fluggesellschaften, die ihre Flotten und Personaldecken reduziert haben, werden als erstes die profitabelsten Destinationen wieder anfliegen. Namibia dürfte kaum dazuzählen.
Bleibt die Frage, die auch in Europa und im Sinne der gesamten Wirtschaft immer lauter an die verantwortlichen Politiker gerichtet wird: Steht der wirtschaftliche und soziale Schaden, den die Anti-Corona-Maßnahmen anrichten, in einem legitimierbaren Verhältnis zum Schaden, den man damit verhindern will?
Lesen Sie den ausführlichen Beitrag auf www.bush-telegraph-namibia.com
Windhoek
Nach dem Kappen der wichtigsten Flugverbindungen nach Europa wurden Tausende Touristen im Land auf verbliebene Flüge über Südafrika und Angola umgebucht oder per Rückholaktionen in ihre Heimat zurückgebracht. Für alle Beteiligten, egal ob Tourist, Unterkunft, Autovermieter,
Reiseveranstalter oder Fluggesellschaft, bedeutete dies ein hohes Ausmaß an Stress, Zeitaufwand und Kosten.
Vor allem jedoch entblößte die Krise gewaltige Untiefen im Reisegeschäft, die sich nun verheerend auswirken. Hauptmarkt ist nach wie vor Europa. Dort hat der Kunde das Reiserecht der EU im Rücken. Kann er seine Reise nicht antreten, aufgrund von Umständen, die er nicht beeinflussen kann, sprich: Reisebeschränkungen, hat er Anspruch auf Rückzahlung in voller Höhe.
Ausgaben ohne Einkünfte
Was im normalen Alltag gerechtfertigt erscheint, hat im Ausnahmezustand eines globalen Reisestopps fatale Folgen für die gesamte Branche. Der Reiseveranstalter in Europa muss trotz geleisteter Arbeit den vollen Betrag zurückerstatten. Mit einem Schlag hat er kaum noch Einnahmen, weil angesichts der unsicheren Lage praktisch keine neuen Reisen gebucht werden. Betriebskosten wie Miete und Gehälter jedoch laufen weiter.
Ein ähnliches Problem ergibt sich für seinen Partner in Namibia. Der hiesige Reiseveranstalter wird für seine Arbeit, die Buchung und Organisation sowie die Stornierung der Reise, nicht bezahlt. Er hat laufende Ausgaben, aber kaum Aussicht auf neue Einkünfte. Hinzu kommen Stornogebühren der Unterkünfte bei Stornierung von weniger als 30 Tagen vor Ankunft des Kunden. Ganz zu schweigen von den zusätzlichen Kosten durch den Lockdown, der eine Umstellung der Arbeitsabläufe auf das Home Office der Mitarbeiter erfordert.
Die Unterkunft, als letztes Glied der Kette, hat ebenfalls auf einen Schlag keine Einnahmen mehr. Auf eigentlich anfallende Stornogebühren verzichtet die Unterkunft, um dem Reiseveranstalter zu helfen oder sich dessen Gunst für die Zeit nach Corona nicht zu verscherzen. Stornierungen sorgen für zusätzliche, unbezahlte Arbeit. Mitarbeitern im Gastbetrieb muss gekündigt werden.
Schrecken ohne Ende
Die Reisebranche sucht im freien Fall nach Halt. Das drängendste Problem ist die fehlende Liquidität. In Videoclips wird an Verbraucher appelliert, umzubuchen statt zu stornieren. Weil nicht sicher ist, wann Reisen wieder möglich ist, werden Gutscheine angeboten. Die EU wird gebeten, das Gutschein-System zuzulassen. Doch das verhindert zwar Rückzahlungen, sorgt aber nicht für neue Einnahmen.
Einige Staaten, darunter Deutschland, stellen Milliardenkredite bereit. Doch auch die können die Verluste nicht ausgleichen. Der Staat Namibia, von Rezession und Dürre gezeichnet, hat kaum Mittel und muss zunächst an jene Tausende Bürger denken, die sektorenübergreifend aufgrund des Lockdowns in den Regionen Khomas und Erongo ihr Einkommen verlieren.
Und wie geht es weiter? Bei derzeitiger Strategie der Regierungen ist mit einer Aufhebung der Reisebeschränkungen erst zu rechnen, wenn die Bevölkerungen zum größten Teil immun gegen das Virus sind. Das ist frühestens der Fall, wenn ein Impfstoff bereitsteht – also vielleicht in ein bis zwei Jahren.
Der Verbraucher ist Reiseexperten zufolge dann zwar reisefreudig. Langstreckenziele wie Namibia profitieren davon jedoch wohl erst später. Fluggesellschaften, die ihre Flotten und Personaldecken reduziert haben, werden als erstes die profitabelsten Destinationen wieder anfliegen. Namibia dürfte kaum dazuzählen.
Bleibt die Frage, die auch in Europa und im Sinne der gesamten Wirtschaft immer lauter an die verantwortlichen Politiker gerichtet wird: Steht der wirtschaftliche und soziale Schaden, den die Anti-Corona-Maßnahmen anrichten, in einem legitimierbaren Verhältnis zum Schaden, den man damit verhindern will?
Lesen Sie den ausführlichen Beitrag auf www.bush-telegraph-namibia.com
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen