Kohle: Die falsche Entscheidung?
Aus der Sicht von Johann Bormann, Inhaber des deutschen Beraterunternehmens Pyramids Consulting Services in Hamburg, stellten Kraftwerke mit fossilen Brennstoffen eine ausgediente Technologie dar. "Mittels erneuerbarer Energien kann man günstig Strom produzieren. Sonne und Wind braucht man nicht zu bezahlen", erklärt Bormann der AZ. Seiner Meinung nach dauere es mindestens fünf bis sieben Jahre, bis ein Kohlekraftwerk gebaut und in Betrieb sei und schließlich Strom produziere. "Bis dahin kostet die Anlage nur Geld und hat nicht einen Cent verdient", so Bormann. Eine Anlage, basierend auf EE, liefere bereits nach rund zwei Jahren den ersten Strom. "Somit hätte sich ein EE-Werk in der Zeit, in der ein Kohlekraftwerk noch unproduktiv ist, bereits rentiert und Gewinne erzielt", erklärt Bormann.
Diese Argumentation teilt der Energieversorger NamPower nicht. Den Projektleitern zufolge dauere es von Baustart bis Inbetriebnahme eines Kohlekraftwerks in dieser Größe zwei bis drei Jahre. Nach dieser Zeit wäre das Kohlekraftwerk voll betriebsfähig und könnte das Stromnetz mit Elektrizität speisen, erklärte NamPower auf AZ-Nachfrage. Auch die Aussage, Sonne und Wind seien billiger, bestreitet NamPower. "Der angepasste Preis pro Einheit Elektrizität über die Laufzeit eines Kohlekraftwerkes (inkl. Kapital, Brennstoff, Finanzierungs-, Betriebs- und Wartungskosten) ist um einiges geringer im Vergleich zu einer EE-Anlage in derselben Größe", so NamPower.
Laut Bormann wäre Namibia mit einem Kohlekraftwerk abhängig von Importen des Brennstoffs. Denn wie NamPower erklärte, würde ein 300-Megawatt-Kohlekraftwerk jährlich eine Million Tonnen Kohle benötigen. "Die angegebene Menge ist erheblich und birgt auch ein enormes Risiko", meint Bormann, "Das macht Namibia abhängig von Lieferanten, die dann wiederum den Preis diktieren und gegebenenfalls die Lieferung ganz einstellen können", argumentiert der Unternehmer. Auch die CO2-Emmissionen seien laut Bormann ein wichtiger Faktor, weswegen auch weltweit kleine und unrentable Kraftwerke abgeschaltet würden. Und nicht nur bei Kraftwerken: Da die Kohle verschifft wird, müsse man auch die CO2-Bilanz des Transports hinzurechnen.
NamPower teilt diese Bedenken keineswegs und erklärt, dass derzeit jährlich 650 Millionen Tonnen Kohle weltweit verschifft würden - im Jahr 2025 könnten es Schätzungen zufolge 1,1 Milliarden Tonnen sein. Außerdem gebe es mehrere Lieferanten, von denen man Kohle beziehen könne. Somit sei man nicht von einem Lieferanten oder einem Exportland abhängig. Außerdem biete keine andere Energiequelle soviel Flexibilität und Sicherheit wie Kohle. "Zudem wird der CO2-Ausstoß des Kraftwerkes durch modernste und sauberste Technologie so sehr reduziert, dass er niedriger sein wird als die derzeitige CO2-Bilanz der Stromproduktion", meint NamPower.
Namibia sei für erneuerbare Energien perfekt geeignet, meint Bormann: "Das Land verfügt bekanntlich über sehr gute klimatische Voraussetzungen." Die Sonnen- und Windverhältnisse würden die optimale Leistungsausbeute von erneuerbaren Energien garantieren. "Des Weiteren stehen ausreichend Flächen zur Verfügung, die landwirtschaftlich nicht genutzt werden können", erklärte Bormann und führt gleichzeitig das Beispiel des Andasol-Solarkraftwerkes in Spanien auf. Dieses Kraftwerk versorge derzeit 600000 Menschen durchgehend mit Sonnenstrom und speise das Netz auch über Nacht mit Elektrizität.
Doch auch hier behauptet NamPower das Gegenteil und meint, es gebe nicht genügend Sonne und Wind in Namibia. Begründet wird dies mit einer Studie. "Bei Lüderitzbucht hat der Wind lediglich eine jährliche Leistungsausnutzung von durchschnittlich 34 Prozent", erklärte der Stromversorger. Bei Walvis Bay seien es lediglich 24 Prozent. So würde die Höchstleistung des Windes nicht die Nachfrage zu Spitzenzeiten decken. Das gleiche gelte für Solar, wo der Nutzungsgrad gerademal bei 40 bis 45 Prozent im Jahr liege. "Daher ist ein Grundlastkraftwerk immer noch erforderlich, um gegebenenfalls erneuerbare Energien zu unterstützen", so NamPower.
Doch allein bei der Finanzierung könnten schon Probleme auftauchen, meint Bormann. Seinen Schätzungen zufolge müssten sich die Kosten eines solchen Kohlekraftwerkes auf knapp drei Milliarden Namibia-Dollar belaufen. Doch auf den üblichen Hauptfinanzier, die Europäische Union, könne man sich Bormann zufolge nicht verlassen, weil es sich um ein Kohlekraftwerk handele. Auch bei anderen deutschen und internationalen Organisationen könnte es schwer fallen, Fördermittel für den Bau eines Kraftwerkes zu bekommen, das sich fossiler Brennstoffe bedient. Bei chinesischen Investoren könnte man mehr Glück haben, doch, so warnt Bormann, sei zu bezweifeln, dass Namibia sich damit einen Gefallen tue. "Es gibt ausreichend Belege dafür, dass die von China geförderten Projekte ausnahmslos dem eigenen - chinesischen - Vorteil dienen. Dieses Land würde u.a. darauf bestehen, chinesische Anbieter einzustellen", erklärt Borman. Hierzu äußerte sich NamPower nur kurz mit der Angabe, dass man die Finanzierung noch untersuche. "Projekte wie dieses in anderen Teilen der Welt haben Finanzierungsmittel aus verschiedenen Quellen erhalten", so NamPower. Man werde die Investoren nach den Bedingungen und besten Finanzierungsmöglichkeiten entsprechend des Projektes ermitteln.
Wie außerdem von NamPower bemerkt wurde, sei man noch nicht so weit technisch fortgeschritten, erneuerbare Energien für Grundlastkraftwerke zu nutzen. Daher könnten diese allein den Strombedarf Namibias nicht decken. "Der Nutzungsgrad von Solar und Wind ist einfach zu niedrig und zu unzuverlässig", erklärt NamPower. Sogar mit den neuesten Technologien könne man die Leistungsausnutzung nicht in dem Maße verstärken, so dass ein EE-Werk rund um die Uhr Strom produziert. Es sei denn, man setze Batterien ein. Diese seien wiederum viel zu teuer und ebenfalls problematisch. So könne man gegenwärtig gespeicherte Elektrizität nicht optimal nutzen und zurückgewinnen, damit diese ein "herkömmliches" Grundlastkraftwerk ersetzen könne. Diese Aussage nimmt Bormann allerdings nicht hin und sagt: "Bereits in den 1970er Jahren wurde eine Technologie vorgestellt, mit der ein Solarkraftwerk auch sieben Stunden ohne Sonne Strom produziert."
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Diese Argumentation teilt der Energieversorger NamPower nicht. Den Projektleitern zufolge dauere es von Baustart bis Inbetriebnahme eines Kohlekraftwerks in dieser Größe zwei bis drei Jahre. Nach dieser Zeit wäre das Kohlekraftwerk voll betriebsfähig und könnte das Stromnetz mit Elektrizität speisen, erklärte NamPower auf AZ-Nachfrage. Auch die Aussage, Sonne und Wind seien billiger, bestreitet NamPower. "Der angepasste Preis pro Einheit Elektrizität über die Laufzeit eines Kohlekraftwerkes (inkl. Kapital, Brennstoff, Finanzierungs-, Betriebs- und Wartungskosten) ist um einiges geringer im Vergleich zu einer EE-Anlage in derselben Größe", so NamPower.
Laut Bormann wäre Namibia mit einem Kohlekraftwerk abhängig von Importen des Brennstoffs. Denn wie NamPower erklärte, würde ein 300-Megawatt-Kohlekraftwerk jährlich eine Million Tonnen Kohle benötigen. "Die angegebene Menge ist erheblich und birgt auch ein enormes Risiko", meint Bormann, "Das macht Namibia abhängig von Lieferanten, die dann wiederum den Preis diktieren und gegebenenfalls die Lieferung ganz einstellen können", argumentiert der Unternehmer. Auch die CO2-Emmissionen seien laut Bormann ein wichtiger Faktor, weswegen auch weltweit kleine und unrentable Kraftwerke abgeschaltet würden. Und nicht nur bei Kraftwerken: Da die Kohle verschifft wird, müsse man auch die CO2-Bilanz des Transports hinzurechnen.
NamPower teilt diese Bedenken keineswegs und erklärt, dass derzeit jährlich 650 Millionen Tonnen Kohle weltweit verschifft würden - im Jahr 2025 könnten es Schätzungen zufolge 1,1 Milliarden Tonnen sein. Außerdem gebe es mehrere Lieferanten, von denen man Kohle beziehen könne. Somit sei man nicht von einem Lieferanten oder einem Exportland abhängig. Außerdem biete keine andere Energiequelle soviel Flexibilität und Sicherheit wie Kohle. "Zudem wird der CO2-Ausstoß des Kraftwerkes durch modernste und sauberste Technologie so sehr reduziert, dass er niedriger sein wird als die derzeitige CO2-Bilanz der Stromproduktion", meint NamPower.
Namibia sei für erneuerbare Energien perfekt geeignet, meint Bormann: "Das Land verfügt bekanntlich über sehr gute klimatische Voraussetzungen." Die Sonnen- und Windverhältnisse würden die optimale Leistungsausbeute von erneuerbaren Energien garantieren. "Des Weiteren stehen ausreichend Flächen zur Verfügung, die landwirtschaftlich nicht genutzt werden können", erklärte Bormann und führt gleichzeitig das Beispiel des Andasol-Solarkraftwerkes in Spanien auf. Dieses Kraftwerk versorge derzeit 600000 Menschen durchgehend mit Sonnenstrom und speise das Netz auch über Nacht mit Elektrizität.
Doch auch hier behauptet NamPower das Gegenteil und meint, es gebe nicht genügend Sonne und Wind in Namibia. Begründet wird dies mit einer Studie. "Bei Lüderitzbucht hat der Wind lediglich eine jährliche Leistungsausnutzung von durchschnittlich 34 Prozent", erklärte der Stromversorger. Bei Walvis Bay seien es lediglich 24 Prozent. So würde die Höchstleistung des Windes nicht die Nachfrage zu Spitzenzeiten decken. Das gleiche gelte für Solar, wo der Nutzungsgrad gerademal bei 40 bis 45 Prozent im Jahr liege. "Daher ist ein Grundlastkraftwerk immer noch erforderlich, um gegebenenfalls erneuerbare Energien zu unterstützen", so NamPower.
Doch allein bei der Finanzierung könnten schon Probleme auftauchen, meint Bormann. Seinen Schätzungen zufolge müssten sich die Kosten eines solchen Kohlekraftwerkes auf knapp drei Milliarden Namibia-Dollar belaufen. Doch auf den üblichen Hauptfinanzier, die Europäische Union, könne man sich Bormann zufolge nicht verlassen, weil es sich um ein Kohlekraftwerk handele. Auch bei anderen deutschen und internationalen Organisationen könnte es schwer fallen, Fördermittel für den Bau eines Kraftwerkes zu bekommen, das sich fossiler Brennstoffe bedient. Bei chinesischen Investoren könnte man mehr Glück haben, doch, so warnt Bormann, sei zu bezweifeln, dass Namibia sich damit einen Gefallen tue. "Es gibt ausreichend Belege dafür, dass die von China geförderten Projekte ausnahmslos dem eigenen - chinesischen - Vorteil dienen. Dieses Land würde u.a. darauf bestehen, chinesische Anbieter einzustellen", erklärt Borman. Hierzu äußerte sich NamPower nur kurz mit der Angabe, dass man die Finanzierung noch untersuche. "Projekte wie dieses in anderen Teilen der Welt haben Finanzierungsmittel aus verschiedenen Quellen erhalten", so NamPower. Man werde die Investoren nach den Bedingungen und besten Finanzierungsmöglichkeiten entsprechend des Projektes ermitteln.
Wie außerdem von NamPower bemerkt wurde, sei man noch nicht so weit technisch fortgeschritten, erneuerbare Energien für Grundlastkraftwerke zu nutzen. Daher könnten diese allein den Strombedarf Namibias nicht decken. "Der Nutzungsgrad von Solar und Wind ist einfach zu niedrig und zu unzuverlässig", erklärt NamPower. Sogar mit den neuesten Technologien könne man die Leistungsausnutzung nicht in dem Maße verstärken, so dass ein EE-Werk rund um die Uhr Strom produziert. Es sei denn, man setze Batterien ein. Diese seien wiederum viel zu teuer und ebenfalls problematisch. So könne man gegenwärtig gespeicherte Elektrizität nicht optimal nutzen und zurückgewinnen, damit diese ein "herkömmliches" Grundlastkraftwerk ersetzen könne. Diese Aussage nimmt Bormann allerdings nicht hin und sagt: "Bereits in den 1970er Jahren wurde eine Technologie vorgestellt, mit der ein Solarkraftwerk auch sieben Stunden ohne Sonne Strom produziert."
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Allgemeine Zeitung
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