Kondome nicht verteufeln
Mir ist kein Fall bekannt, in dem Kondome als Heil- oder gar als "Allheil"-Mittel angepriesen wurden. Das scheint nicht nur Bischof Shikongo missverstanden zu haben, sondern auch die Autorin des AZ-Beitrages. Wie anders wäre das Ende des Artikels ("Seit Jahren machen sich Aids-Aktivisten in der Region für die Verwendung von Kondomen stark. Deren tatsächliche Erfolge sind umstritten.") sonst zu deuten? Kondome - und das machen alle Aids-Initiativen unisono seit vielen Jahren klar - helfen nicht gegen die Krankheit, wohl aber gegen deren Weiterverbreitung. Und da ist (sachgerechte Anwendung vorausgesetzt) die Wirkung von Präservativen tatsächlich absolut unbestritten.
Sicher ist eine Änderung im öffentlichen Bewusstsein dringend notwendig. Schon allein, wenn man an den unseligen und leider sehr hartnäckigen Irrglauben denkt, der Verkehr mit einer Jungfrau könne HIV heilen. Doch um in einer Region, in der zum Teil bereits jeder Dritte das Virus trägt, eine Weitergabe desselben effektiv zu unterbinden, dürfte es außer der konsequenten Kondom Anwendung wohl bestenfalls noch die absolute Enthaltsamkeit geben. Die aber könnte ein bisschen schwierig durchzusetzen sein, oder wie möchte Bischof Shikongo es der eben nachwachsenden, bereits infizierten Generation vermitteln, dass Sex nicht zu ihrem Leben gehören darf? Also nimmt er (ähnlich wie Papst Benedikt XVI.) offenbar die Infektion der Sexualpartner dieser HIV-Infizierten in Kauf. Und nicht nur das: Jede von ihrem Partner neu infizierte Frau läuft wiederum höchste Gefahr, das Virus an die nächste Generation weiterzugeben.
In diesem Zusammenhang sind Aussagen wie "Kondome verschlimmern das Problem" mehr als unverantwortlich. Sex außerhalb der Ehe mag man moralisch verdammen, aber dies ist keine Erfindung der Neuzeit. Und Promiskuität entstand nicht mit der Entwicklung von Kondomen. HIV bleibt auch ohne die Verteufelung von "Safer Sex" eine der größten Bedrohungen für den afrikanischen Kontinent, denn bekanntlich wird die Krankheit auch auf anderen Wegen übertragen.
In diesem Kontext eines der wenigen wirksamen Hilfsmittel im Kampf gegen die HIV-Verbreitung auszuschließen, wäre ungefähr so, als erkläre man funktionstüchtige Bremsen zum auslösenden Faktor für schwere Autounfälle, da sie zu schnellerem Fahren animieren könnten.
Um das Problem langfristig wirklich zu lösen, ist eine gemeinsame Strategie aller Betroffenen und aller Institutionen nötig. Zu dieser Strategie gehört selbstredend eine Erziehung zu einem verantwortlicheren Umgang mit Sexualität und Partnerschaft. Aber die Vermeidung weiterer Ansteckungen durch geschützten Geschlechtsverkehr ist ein ebenso wichtiger Bestandteil des Kampfes gegen HIV und Aids.
S. Leopold, Berlin
Sicher ist eine Änderung im öffentlichen Bewusstsein dringend notwendig. Schon allein, wenn man an den unseligen und leider sehr hartnäckigen Irrglauben denkt, der Verkehr mit einer Jungfrau könne HIV heilen. Doch um in einer Region, in der zum Teil bereits jeder Dritte das Virus trägt, eine Weitergabe desselben effektiv zu unterbinden, dürfte es außer der konsequenten Kondom Anwendung wohl bestenfalls noch die absolute Enthaltsamkeit geben. Die aber könnte ein bisschen schwierig durchzusetzen sein, oder wie möchte Bischof Shikongo es der eben nachwachsenden, bereits infizierten Generation vermitteln, dass Sex nicht zu ihrem Leben gehören darf? Also nimmt er (ähnlich wie Papst Benedikt XVI.) offenbar die Infektion der Sexualpartner dieser HIV-Infizierten in Kauf. Und nicht nur das: Jede von ihrem Partner neu infizierte Frau läuft wiederum höchste Gefahr, das Virus an die nächste Generation weiterzugeben.
In diesem Zusammenhang sind Aussagen wie "Kondome verschlimmern das Problem" mehr als unverantwortlich. Sex außerhalb der Ehe mag man moralisch verdammen, aber dies ist keine Erfindung der Neuzeit. Und Promiskuität entstand nicht mit der Entwicklung von Kondomen. HIV bleibt auch ohne die Verteufelung von "Safer Sex" eine der größten Bedrohungen für den afrikanischen Kontinent, denn bekanntlich wird die Krankheit auch auf anderen Wegen übertragen.
In diesem Kontext eines der wenigen wirksamen Hilfsmittel im Kampf gegen die HIV-Verbreitung auszuschließen, wäre ungefähr so, als erkläre man funktionstüchtige Bremsen zum auslösenden Faktor für schwere Autounfälle, da sie zu schnellerem Fahren animieren könnten.
Um das Problem langfristig wirklich zu lösen, ist eine gemeinsame Strategie aller Betroffenen und aller Institutionen nötig. Zu dieser Strategie gehört selbstredend eine Erziehung zu einem verantwortlicheren Umgang mit Sexualität und Partnerschaft. Aber die Vermeidung weiterer Ansteckungen durch geschützten Geschlechtsverkehr ist ein ebenso wichtiger Bestandteil des Kampfes gegen HIV und Aids.
S. Leopold, Berlin
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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