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Korruption und Schlappxhatt bei Anderen is keine Ausrede

Jesslaik, das Selbstverständnis der Leut´ is nochall ´ne muileke Sache. Vor allem unter uns im Lande der Braven und Bravourösen. Ganz abgesehen von den Klimmzügen der Heldenverehrung, die der Staat projiziert und die Partei verlangt, die sich für die Größte aller Zeiten hält. In dieser Woche hat das deutsche Wertgefühl wrachtach wüste Kratzer bekommen, als der Volkswagenkonzern in den USA bloßgestellt wurde, dass er mit den Abgas-, sprich Auspuffwerten gemauschelt hat. Das können die Teutonen auch nich einmal dadurch wettmachen, weitere hunderttausend Flüchtlinge aufzunehmen. „Branding“ und Imagepflege, Werbung und Schönwetterreden sind mos flüchtige Dinge, die Du net nich mit Geld kaufen kannst. Guten Ruf kannste Dir über Jahre aufbauen, durch Schmu verlierst Du ihn im Nu. Durch Schmu im Nu viel Ruf tabu. Wenn die Oukies jetzt sagen: „Siehste, die dort drüben ham auch Korruption“, is das total keine Ausrede, auch nur den geringsten Schmu und Schlappriem bei uns zu entschuldigen. Ganz egal, ob das die Bürgermeisterin von Khorixas is, die sich in ihrem Bewerbungsschreiben mehr Qualifikation angedichtet hat, als welche sie in der Tat beanspruchen darf. Und ganz egal, ob das die Leut´ vom Avid-Investment-Skandal sind, die sich parasitär und unter Verwendung des Namen des Alten (Omushamane Osema Shafiishuna Nujoma) an die Sozialversicherungskommission gehängt ham, um diese Institution um 30 Mio. Nam-Dollar zu erleichtern, und ganz egal, ob ein Oministeli illegal im Kommunalgebiet Kavango zu Grund und Boden gelangt, indem er seinen „Claim“ einfach einzäunt und die Leut`, die da wohnen zum Kuckuck jagt … Korruption und Schmu lassen sich net nich schminken und das am allerwenigstens mit der Ausflucht, dass es woanders schlimmer wär´ als bei uns. Was bei uns stinkt, lässt sich wrachtach mit keinerlei Stank anderswo schönreden. Und wenn Du viele Jahre Mooipraat der Politiker mitgemacht hast, dann is das nochall schwer, nich zynisch zu werden. Deshalb is da Rückkehr zur Einfachheit angesagt. Das schwülstige Pathos nationaler Feiertage, das Gejammer im chronischen Martyrium und die „ewig gestrige“ – sieh da, ein Import aus Otjindoitjilanda – Anspruchshaltung, die den Blick auf die Zukunft verstellt – dieser ganze Ramsch muss ´mal entrümpelt werden. Das heißt aber nich Rückkehr in die Naivität, wie man den Jean Jacques Rousseau mit seiner Parole „zurück zur Natur“ verstanden hat oder verstehen könnte. Von unbescholtener Natur kann hier nich sommer so die Rede sein, denn die Sicherheit auf Haus und Hof kannste nich der Natur überlassen, wie wir selbst bei bescheidener Behausung auf dieser Seite feststellen müssen. Der Hausherr dieser Wohnung kann zwar nich mit Elektro-Drähten abschrecken, aber dem unangemeldeten Eindringling gibt er zu verstehen, dass die Folgen grimmig sein können, sollte er sich dennoch Zutritt verschaffen. Und dass das mit der fremden Amtssprache nich immer jobbt, is einfach ´n liebenswürdiges Merkmal, weil hier jeder ´mal damit zu sökkeln hat.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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