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Krise in der Fischindustrie

Es ist wie so oft - Erst wenn die Puzzleteile zusammengelegt werden, ergibt sich ein Bild. Demnach hat bereits vor langer Zeit eine strukturelle Krise in der Fischerei seinen Anfang genommen, während Fischereiminister Abraham Iyambo goldene Zeiten an der Küste propagiert hat.

Windhoek/Swakopmund - Vize-Arbeitsministerin Rosalia Nghidingwa soll die Suppe jetzt auslöffeln. Nachdem auf höherer Ebene alle Verantwortlichen gekniffen haben, wurde Nghidingwa offensichtlich nach Walvis Bay geschickt, um für gute Stimmung zu sorgen. Zusammen mit Vertretern der Gewerkschaften, der Stadtverwaltung und Arbeitgebern will sie nach einer Reihe von Fabrikschließungen, Entlassungen und wilden Streiks in der Fischindustrie nach eigener Aussage "ein harmonisches Arbeitsverhältnis zwischen den Parteien wieder finden".

Das könnte schwierig werden, denn an die kleinen "Problemchen", wie der verantwortliche Minister Iyambo sie noch vor einigen Wochen genannt hat, glaubt in der Branche niemand mehr. Als in Walvis Bay Ende vergangenen Jahres die ersten Arbeiter gekündigt wurden, hatte er die Entlassenen noch mit den Argumenten zu beruhigen versucht, die Probleme in der Fischerei seien zeitlich begrenzt, da die hohen Treibstoffkosten und Währungsprobleme den stark Export orientierten Sektor vorübergehend unter Druck bringen würden.

Aber das allein kann es nicht sein, denn an der Küste kriselt es schon seit langer Zeit.

Bereits im Jahr 2003 lagen der AZ Meldungen vor, das Tochterunternehmen

der Ohlthaver&List Gruppe, Hangana Seafood, arbeite nicht mehr profitabel. Auch der Frans Indongo Trust und die Sea Harvest Corporation, deren Unternehmen Namfish (Namibian Fishing Industries Ltd.) praktisch insolvent ist, steckt schon seit langem in der Krise. Cadilu Fishing, Blue Ocean, die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Zwar nennen alle diese Unternehmen Treibstoffkosten und Währungsprobleme als Faktoren, die ihre Ertragslage beeinträchtigen. Aber keine einzige dieser Firmen lässt sich dazu hinreißen, von "Problemchen" zu sprechen, die zeitlich begrenzt sind.

Stattdessen mehren sich die Anzeichen, dass die rund 14000 Beschäftigten der namibischen Fischindustrie mit den jüngsten Entlassungen erst die Spitze des Eisbergs gesehen haben. Die Wahrheit ist wohl: da ist kein Fisch.

Aus gut informierten Quellen der Wissenschaftler ist zu hören, dass die meisten Fischbestände nicht der Nachfrage gewachsen sind und zahlreiche Quoten eher weiteren Schaden anrichten, anstatt die Bestände zu schützen. Im Rahmen des BCLME-Programmes (Benguela Current Large Marine Ecosystem), an dem Namibia, Südafrika und Angola beteiligt sind, wird versucht die komplexen Verhältnisse zwischen den einzelnen Meerestieren zu verstehen und welche Einflüsse der Umwelt und der Fischerei sich auf dieses System negativ auswirken. Einige Forscher verlangen für bestimmte Fischarten eine Null-Quote für einige Jahre, andere sind der Meinung, dass bestimmte Quoten drastisch reduziert werden müssten, da sie angeblich nur aus politischen Motiven gutgeheißen wurden. Befürchtungen unter den Forschern bestehen, dass über einige Arten viel zu wenig bekannt ist und deshalb keine wissenschaftlich fundierten Vorschläge gemacht werden können. Es wird die Vermutung geäußert, dass einige kommerziell genutzte Fischbestände bereits völlig zerstört wurden, bei anderen die hohen Quoten die Jungfische derart reduzieren, dass auch diese Bestände einbrechen könnten. Auch die Langustenbestände haben sich gut informierten Quellen zufolge bis heute nicht erholt, nachdem Ende der 50er Jahre in Namibia noch 12000 Tonnen jährlich gefangen wurden - heute sind es knapp 200 Tonnen.

Der Bürgermeister von Walvis Bay, King Mandume Muatunga, empfing am 2. Februar die Vize-Arbeitsministerin Rosalia Nghidingwa und Erongo-Regionalratsmitglied für die Stadt Walvis Bay, Hafeni Ndemvula (v.l.n.r.) zu Gesprächen mit Mitgliedern der Handelsgewerkschaft und den Geschäftsführern einiger Fischfabriken.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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