Küska 2013: In Swakopmund sind wieder die Narren los
Swakopmund steht jetzt wieder im kulturellen Rampenlicht. Unter dem Motto „Kein Town ohne Clown“ wurde vor kurzem die 5. Jahreszeit eingeläutet. Der diesjährige Küstenkarneval, als Küska bekannt, feiert sein 28-jähriges Jubiläum.
Die für Namibia typische Mischung aus mindestens zwei Sprachen macht deutlich, dass wie stets alle Umgangssprachen bei den Büttenreden und vor allem beim Straßenumzug zum Ende des Küska vertreten und willkommen sind. Wobei der Karneval zwar deutschen Ursprungs, aber dennoch bei allen Bevölkerungsgruppen sehr beliebt ist. Längst sitzen nicht mehr nur Deutschsprachige im Publikum, man feiert gemeinsam und lässt es hoch hergehen. Eine ganze Woche lang wird in Swakopmund sozusagen der Ausnahmezustand ausgerufen und nicht Wenige nehmen sich für den Küska Urlaub von der Arbeit.
Der Karnevalsverein besteht aus rund 50 aktiven Mitgliedern und alle sind gefordert, so dass ein reibungsloser Ablauf gewährleistet und jede Veranstaltung bestens organisiert wird.
Das beginnt bei der Planung und Bühnengestaltung, bei der Choreographie der Tänze, geht über die Gestaltung der Themenabende und Ablaufpläne bis hin zu Liedern, Büttenreden und natürlich auch der professionellen Bewirtung. Haupt-Veranstaltungsort ist auch dieses Jahr das Haus der Jugend (HdJ). Lediglich Maskenball und Kehraus finden wie stets im SFC statt, wo größere Räumlichkeiten zur Verfügung stehen.
All diese Vorbereitungen beginnen ein gutes halbes Jahr im Voraus. Kaum ist das Jahresmotto bekannt gegeben, und zwar jeweils am 11.11. des Vorjahres, machen sich die Karnevalisten Gedanken über die Gestaltung und Möglichkeiten, die das Motto mit sich bringt.
Zum Jahresmotto selbst werden von verschiedenen Gruppen und Komitees Vorschläge unterbreitet. Die Originellsten kommen dann beim Elferrat auf den großen Tisch, der das am besten geeignete Thema auswählt. „Es muss nicht immer bierernst sein“, erklärt der 1. Vorsitzende des Karnevalsvereins, Horst Heiser. „Das Leben ist schwer genug und beim Küska wollen wir in erster Linie Spaß haben!“ Dennoch sind Anspielungen auf Probleme in der Politik, Gesellschaft oder Wirtschaft nicht nur gewollt, sondern geradezu gefordert, vor allem das „Auf-die-Schippe-Nehmen“ von Missständen macht einen richtigen Karneval aus.
Dessen Ursprung liegt in Europa. Eine der Hochburgen und Begründerin des politisch geprägten Karnevals ist Köln am Rhein oder „Kölle am Rhing“ wie die fröhlichen Rheinländer sagen, die sich mit „Kölle Alaaf“ begrüßen, im Gegensatz zu den Düsseldorfern, die ebenfalls mit Begeisterung Karneval feiern, sich aber „Helau“ zurufen. Die Rosenmontagszüge dieser beiden Karnevalshochburgen, deren Bürger auch durch das ganze Jahr hinweg übereinander scherzen, gehören zu den größten Deutschlands und werden ausgiebig im Fernsehen übertragen. Das schauen sich die Nicht-Karnevalisten dann vom Fernsehsessel aus an, aber wir sind in Namibia lieber live dabei.
Die sogenannten „Narrenrufe“ oder „Schlachtrufe“ zu Karneval, Fasching oder Fastnacht – auch diese Begriffe sind regional unterschiedlich, meinen aber stets die „5. Jahreszeit“ – übrigens sind in Europa so verschieden, wie sie nicht sein könnten. Einige beziehen sich auf mittelalterliche Begebenheiten. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Karnevalszeit zunehmend politischer geprägt, um sich gegen die ungeliebten Machthaber zu empören.
Am bekanntesten ist „Helau“ oder auch „Hellau“ geschrieben, was am Niederrhein einst der Hirtenruf gewesen sein soll. Andere Erklärungsversuche wollen seinen Ursprung im Wort „Halleluja“ sehen oder aber in Hel, der germanischen Göttin der Unterwelt. Die bösen Geister sollten mit diesen Rufen vertrieben werden und die bunten Kostüme sollten sie verspotten, wobei junge Karnevalsvereine heutzutage mit „hellblau“ als Anspielung – im Gegensatz zu „ganzblau“, dem Alkoholspiegel entsprechend – witzeln.
Andere Karnevalisten Europas rufen sich Begriffe wie „Ahoi“, „Tengel Tengel“, „Dö-dö, bling-bling“, „Salve Fonapa“ oder gar „Schnarragagges – Heidenei“ zu. Wir bleiben hier an der Küste doch lieber ganz traditionell bei „Küska“. – „Dö-dö, bling-bling“ wird man beim Feiern meist ganz von alleine.
Mit dem Prinzenball beginnt am 14. Juni 2013 der Küska, und wie in jedem Jahr wird heiß debattiert, wer wohl in diesem Jahr das Prinzenpaar sein wird. Es wird gemunkelt, dass die Swakopmunder Nachbarschaftswache ihre Hände im Spiel haben soll und man hofft, dass das Wortspiel „Clown – Klau(e)n“ nicht zur Folge hat, dass Prinz und Prinzessin entführt werden. Denn beim Karneval wird der Spieß umgedreht und es ist beinahe alles erlaubt. Auch der „Räuber Hotzenplotz“ soll eine führende Rolle spielen. Obwohl das meistgehütetste Geheimnis der 5. Jahreszeit, dringen den Swakopmundern doch hier und da einige Spekulationen an die Ohren.
Um Karnevals-Prinzenpaar werden zu können, muss man(n) nicht unbedingt in Swakopmund geboren, aber doch hier sesshaft sein. Prinz und Prinzessin wiederum wissen im Vorfeld auch nicht voneinander, so dass die „Enthüllung“ beim Prinzenball stets für alle Beteiligten eine spannende Angelegenheit ist. Das Prinzenpaar hat ein ganzes Jahr lang zu repräsentieren, von daher werden nicht nur Fröhlichkeit und Lustigkeit erwartet, sondern auch ein gewisses Maß an Stil. „Sie sollten ein solides Bild darstellen und sich auch möglichst an den anderen landesweiten Karnevalsveranstaltungen beteiligen“, erklärt Heiser, der in diesem Jahr überdies persönlich durch den Prinzenball führt.
Beim LüKa in Lüderitzbucht, OsKa in Witvlei, WaKa in Walvis Bay, WiKa in Windhoek, OtjiKa in Otjiwarongo und TsumKa in Tsumeb sind die Küska-Karnevalisten stets gern dabei, und Vertreter aller Karnevalsvereine treffen sich traditionell um die Silvesterzeit in Swakopmund zu einem „Gipfeltreffen“, während dessen gemeinsame Planungen, Positives und Negatives der Veranstaltungen und manch anderes besprochen und ausgetauscht wird.
Eine wichtige Rolle spielt beim alljährlichen Küska auch die Prinzengarde, die von Netti Wiemann trainiert wird und 13 fesche junge Mädels umfasst, deren Aufgaben unter anderem darin bestehen, das Prinzenpaar, den Elferrat und die Redner während der Veranstaltungen zu begleiten und natürlich alle mit entsprechenden Tänzen zu unterhalten. Funkenmariechen der Prinzengarde 2013 ist Hildegard Jochelson.
Beim Kinderkarneval KüsKika ist Verena Maier als Vorsitzende aktiv, während Imke „Puppa“ Kuntzsch für die Tänze verantwortlich zeichnet. Der KüsKika hat ebenfalls 13 Mädchen in der Garde, deren Durchschnittsalter bei etwa neun Jahren liegt.
Das umfangreiche Damenkomitee kümmert sich um die vielen kleinen und großen Belange des Küska und KüsKika, und sei es, dass sie mehr im Hintergrund werkeln, so sind sie doch für die Organisation und den gesamten Ablauf unverzichtbar.
Jeder Themenabend wird von einem Mitglied des Elferrates verantwortet, die da sind: Horst Heiser (1. Vorsitzender; Prinzenball), Matthias Röttcher (Internationaler Abend), Reiner Piepmeyer (Gemischter Abend), Horst-Peter Hof (Deutscher Büttenabend), Christian Baas (Prinz des Küska 2012; Maskenball), Joachim von Wietersheim (Protokollchef; Kehraus) und Horst Leng (Straßenumzug). Des weiteren im Elferrat und mit unterschiedlichen Aufgaben bedacht sind Hans-Peter Rothen (Kartenvorverkauf), Christian Stiebahl, Willi Grünewald, Tielman van Lill, Angelo Garcis, Cornelius Kemp, Jannie Klein (Vereinspräsident), Mark Nederloff, Kassenwart, Karl-Heinz Schulte sowie Wolfgang Wilke, der für die passende Beleuchtung sorgt.
Mit großem Dank an die Sponsoren weist Horst Heiser zu guter Letzt auf den Straßenumzug hin, bei dem prinzipiell jeder mitmachen kann. „Die Teilnehmer sollen sich aber schon Gedanken machen und nicht einfach einen Wagen mit Firmenwerbung zum Umzug schicken“, erklärt er. „Wir wünschen uns lustige, fröhliche Menschen auf bunt geschmückten Umzugswagen, die gerne auch kritisch sagen, was sie auf dem Herzen haben. Dabei kann es um alles Mögliche gehen, von der Landespolitik bis hin zur neuen Waterfront, und natürlich alles dazwischen.“ Ganz frei nach dem Motto: Es klaut der Clown die Steuer – es wird jetzt alles teuer! Küska! Wer am Straßenumzug teilnehmen möchte, kann sich noch bei Charline Leng unter Telefon 081-3356195 anmelden.
Konny von Schmettau
Zitat:
„Wir wünschen uns lustige, fröhliche Menschen auf bunt geschmückten Umzugswagen“
Horst Heiser, 1. Vorsitzende des Küska
Termine:
Das Küska-Karnevalsprogramm 2013
14 Juni: Prinzenball (HdJ, Einlass ab 19 Uhr, Einmarsch um 20.11 Uhr, Eintritt: 140 N$ p.P.)
15. Juni: Küskika (HdJ, Einlass ab 14 Uhr, Eintritt: Kostümierte Kinder gratis, 20 N$ p. unkostümiertes Kind, 30 N$ p.P.)
18 Juni: Internationaler Abend (HdJ, Einlass ab 19 Uhr, Einmarsch um 20.11 Uhr, Eintritt: 140 N$ p.P.)
19. Juni: Gemischter Abend (HdJ, Einlass ab 19 Uhr, Einmarsch um 20.11 Uhr, Eintritt: 140 N$ p.P.)
20. Juni: Büttenabend (HdJ, Einlass ab 19 Uhr, Einmarsch um 20.11 Uhr, Eintritt: 140 N$ p.P.)
21. Juni: Maskenball (SFC, Einlass ab 19 Uhr, Mindestalter 16 Jahre, Eintritt: 50 N$ p.P.)
22. Juni: Straßenumzug durch die Stadt (Start um 11.11 Uhr ab Steckels Toyota) und anschließend Kehraus (ab 12.30 Uhr) im SFC. Eintritt: 50 N$ p.P., Kinder bis zwölf Jahre 10 N$.
Karten sind bei Monkia Rothen (406020 oder 081 149 1390) erhältlich.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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