Kuhhandel: "Feuerzeug" schließt den Kreis
Daniel Ndjombo strahlt. Der 75-jährige Bauer steht im Kreise seiner Familie vor seiner einfachen Hütte im Dorf Otumborombonga und betrachtet das Geschenk, das er gerade von deutschen Namibia-Kenner und Hobby-Reiseführer Baldur Drobnica aus Köln überreicht bekommen hat: ein ganz besonderes "Feuerzeug".
"Feuerzeug" ist mitnichten ein kleines billiges Gerät aus dem Supermarkt, sondern groß, braun und quicklebendig. "Feuerzeug" ist ein Rind und es trägt seinen Namen, weil der Herero das Tier als "Ersatz" für ein Schlagfeuerzeug aus der Kolonialzeit erhalten hat. Ndjombo hatte eines dieser seltenen Geräte, das sein Großvater vor rund 100 Jahren von einem deutschen Siedler im Tausch gegen einen Ochsen erstanden hatte, für die Ausstellung "Namibia - Deutschland: eine geteilte Geschichte" bereitgestellt, die unter anderem in Köln gezeigt wurde. Doch zum Leidwesen des völkerkundlichen Rautenstrauch-Joest-Museums in der Rheinmetropole wurde das Exponat kurz vor Beginn der Ausstellung gestohlen. Bei einem Besuch des Museumsdirektors Dr. Klaus Schneider in Namibia hatte Daniel Ndjombo dann überraschend ein zweites Schlagfeuerzeug aus seiner Hütte gezaubert, dem Direktor bereitwillig zur Verfügung gestellt und die Ausstellung somit wieder komplettiert. Dieses Feuerzeug, so Ndjombo zu Direktor Schneider, stamme ja schließlich von einem Deutschen und solle deshalb wieder zurück nach Deutschland gebracht werden. "So wird der Kreis geschlossen", erklärte der Bauer damals.
An dieser Stelle kommt Baldur Drobnica ins Spiel: Der pensionierte Beamte hatte im Kölner Stadtanzeiger von der wundersamen Vervollständigung der Ausstellung gelesen und war begeistert von der Selbstlosigkeit des namibischen Bauers. Spontan entschied er sich, Daniel Ndjombo als Gegenleistung ein Rind - den ursprünglichen Wert des Feuerzeuges - zu schenken. "Ich wollte den Kuhhandel aus dem Jahr 1905 rückgängig machen", erklärt er. Auch der Kölner Museumsdirektor Dr. Klaus Schneider war begeistert und gab den Kauf eines Rindes in Auftrag. Drobnica ließ seine Kontakte spielen, buchte spontan einen Flug und kam gemeinsam mit seinem Freund Uli Weiß, einem pensionierten Lehrer, nach Namibia.
Auf der Farm Matemba ersteht er in der vergangenen Woche von der Familie Hassenpflug ein Rind und holt ein Permit für den Transport des Tieres ein. Das Rind, Drobnica, Weiß, Holger Römershäuser von der Deutschen Botschaft, Farmer Jürgen Hassenpflug sowie der als Dolmetscher fungierende Lehrer Ismael Tjikurame machen sich dann auf die Reise nach Otumborombonga. In dem Hererodorf treffen sie den ahnungslosen Daniel ("Ich wusste nur, dass ich an diesem Tag zu Hause sein sollte.") und seine Großfamilie. Endlich darf das ungeduldige Rind aus dem Transporter und stiebt sofort in die Freiheit. Ndjombo, der sogar ein wenig Deutsch spricht, fehlen in diesem Moment die Worte, seine Freude sei allerdings riesengroß, meint er später. Spontan tauft er das Rind auf den sinnigen Namen Kootjitorha, zu Deutsch "Feuerzeug". Ihm werden außerdem ein kleines Geschenk und ein Dankesbrief des deutschen Botschafters Dr. Wolfgang Massing überreicht. Und dann hat Baldur Drobnica noch ein kleines Präsent für den Bauern: ein neues modernes Feuerzeug, zumindest ein kleiner praktischer Ersatz für die beiden verschenkten kolonialzeitlichen Exemplare.
Es wird Abend über Otumborombonga. Daniel Ndjombo führt seine weit gereisten Besucher durch sein Dorf, zeigt den einfachen Laden, die Tankstelle, seine Weiden und Kräle, seine Frau präsentiert ihre Handnähmaschine. Hier sind zwei völlig unterschiedliche Welten aufeinander getroffen, und das nur dank eines Überbleibsels aus der Kolonialzeit. Geschichte und Versöhnung werden praktisch gelebt. Und so sind sich am Abend dieses Tages alle einig: "Jetzt ist der Kreis endgültig geschlossen".
"Feuerzeug" ist mitnichten ein kleines billiges Gerät aus dem Supermarkt, sondern groß, braun und quicklebendig. "Feuerzeug" ist ein Rind und es trägt seinen Namen, weil der Herero das Tier als "Ersatz" für ein Schlagfeuerzeug aus der Kolonialzeit erhalten hat. Ndjombo hatte eines dieser seltenen Geräte, das sein Großvater vor rund 100 Jahren von einem deutschen Siedler im Tausch gegen einen Ochsen erstanden hatte, für die Ausstellung "Namibia - Deutschland: eine geteilte Geschichte" bereitgestellt, die unter anderem in Köln gezeigt wurde. Doch zum Leidwesen des völkerkundlichen Rautenstrauch-Joest-Museums in der Rheinmetropole wurde das Exponat kurz vor Beginn der Ausstellung gestohlen. Bei einem Besuch des Museumsdirektors Dr. Klaus Schneider in Namibia hatte Daniel Ndjombo dann überraschend ein zweites Schlagfeuerzeug aus seiner Hütte gezaubert, dem Direktor bereitwillig zur Verfügung gestellt und die Ausstellung somit wieder komplettiert. Dieses Feuerzeug, so Ndjombo zu Direktor Schneider, stamme ja schließlich von einem Deutschen und solle deshalb wieder zurück nach Deutschland gebracht werden. "So wird der Kreis geschlossen", erklärte der Bauer damals.
An dieser Stelle kommt Baldur Drobnica ins Spiel: Der pensionierte Beamte hatte im Kölner Stadtanzeiger von der wundersamen Vervollständigung der Ausstellung gelesen und war begeistert von der Selbstlosigkeit des namibischen Bauers. Spontan entschied er sich, Daniel Ndjombo als Gegenleistung ein Rind - den ursprünglichen Wert des Feuerzeuges - zu schenken. "Ich wollte den Kuhhandel aus dem Jahr 1905 rückgängig machen", erklärt er. Auch der Kölner Museumsdirektor Dr. Klaus Schneider war begeistert und gab den Kauf eines Rindes in Auftrag. Drobnica ließ seine Kontakte spielen, buchte spontan einen Flug und kam gemeinsam mit seinem Freund Uli Weiß, einem pensionierten Lehrer, nach Namibia.
Auf der Farm Matemba ersteht er in der vergangenen Woche von der Familie Hassenpflug ein Rind und holt ein Permit für den Transport des Tieres ein. Das Rind, Drobnica, Weiß, Holger Römershäuser von der Deutschen Botschaft, Farmer Jürgen Hassenpflug sowie der als Dolmetscher fungierende Lehrer Ismael Tjikurame machen sich dann auf die Reise nach Otumborombonga. In dem Hererodorf treffen sie den ahnungslosen Daniel ("Ich wusste nur, dass ich an diesem Tag zu Hause sein sollte.") und seine Großfamilie. Endlich darf das ungeduldige Rind aus dem Transporter und stiebt sofort in die Freiheit. Ndjombo, der sogar ein wenig Deutsch spricht, fehlen in diesem Moment die Worte, seine Freude sei allerdings riesengroß, meint er später. Spontan tauft er das Rind auf den sinnigen Namen Kootjitorha, zu Deutsch "Feuerzeug". Ihm werden außerdem ein kleines Geschenk und ein Dankesbrief des deutschen Botschafters Dr. Wolfgang Massing überreicht. Und dann hat Baldur Drobnica noch ein kleines Präsent für den Bauern: ein neues modernes Feuerzeug, zumindest ein kleiner praktischer Ersatz für die beiden verschenkten kolonialzeitlichen Exemplare.
Es wird Abend über Otumborombonga. Daniel Ndjombo führt seine weit gereisten Besucher durch sein Dorf, zeigt den einfachen Laden, die Tankstelle, seine Weiden und Kräle, seine Frau präsentiert ihre Handnähmaschine. Hier sind zwei völlig unterschiedliche Welten aufeinander getroffen, und das nur dank eines Überbleibsels aus der Kolonialzeit. Geschichte und Versöhnung werden praktisch gelebt. Und so sind sich am Abend dieses Tages alle einig: "Jetzt ist der Kreis endgültig geschlossen".
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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