Kulturgut muss fachgerecht lagern
Betr.: Zukunft der Sam-Cohen-Bibliothek in Swakopmund (AZ-Berichte von August 2013)
Mit großer Bestürzung habe ich über die mutmaßlichen Veränderungen in der Sam-Cohen-Bibliothek gelesen. Die erwähnte Umlagerung der Sammlungen würde aus der Sicht eines externen Benutzers, wie ich einer bin, wohl leider zur Folge haben, daß die Sammlungen entweder in Teilen oder in Gänze nicht mehr benutzbar wären. Für Historiker, die sich mit deutscher Kolonialgeschichte befassen, oder für interessierte Namibianer, die sich mit der Geschichte ihres Landes oder ihrer Familie beschäftigen wollen, wäre dies ein herber Schlag, denn: außer im Nationalarchiv in Windhoek war die Sam-Cohen-Bibliothek wohl der einzige professionelle Anlaufpunkt für derartige Forschungen.
Die Benutzung der Sammlungen ist jedoch nur ein Punkt. Der andere Punkt ist ihr Erhalt. Mit großer Mühe wurde versucht, räumlich und klimatisch annähernd fachgerechte Lagerungsbedingungen in der Sam-Cohen-Bibliothek zu schaffen. Der Umzug in das OMEG-Haus würde diese Bemühungen zunichte machen und das aufgewendete Geld nachträglich zum Fenster hinaus befördern. Ist Papier einmal von Schimmel befallen, ist eine nachträgliche Restaurierung, wenn überhaupt durchführbar, sehr teuer und zeitintensiv. Zumal fachlich ausreichend qualifizierte Papierrestauratoren im ganzen südlichen Afrika nicht sehr häufig anzutreffen sind. Fachgerechte Lagerung von Kulturgut ist ganz grundsätzlich das A und O für dessen Erhalt und eine Grundvoraussetzung für jede weitere wissenschaftliche oder private Auswertung.
Glücklich war ich, als ich in den vergangenen Jahren mit Hilfe u.a. der Sam-Cohen-Bibliothek einige wissenschaftliche Artikel über den ehemaligen Direktor der Kaiserlichen Realschule in Windhoek, Prof. Ernst August Gries, veröffentlichen und in Deutschland auch einige Vorträge zu diesem Thema halten konnte. Ich hoffe sehr, daß es nicht mein letztes Forschungsvorhaben mit Hilfe der Sam-Cohen-Bibliothek war! Noch glücklicher war ich, als ich der Sam-Cohen-Bibliothek mit dem digitalisierten Teilnachlass des besagten Professors Gries, der im Original in Witzenhausen in Deutschland liegt, für ihre Unterstützung und Hilfe auch etwas zurückgeben konnte (siehe AZ vom 13. Oktober 2011). Ich hoffe sehr, es war nicht vergebens!
Dr. Helge Kleifeld (Assessor des Archivdienstes), Bergheim-Glessen
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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