Kunst zum Erleben, Lernen und Nachdenken
Noch steht er in seinen Einzelteilen zerlegt im Hof eines Hauses im Windhoeker Stadtteil Akademia. Der Stamm aus Tafeln, Whiteboards, alten Computerteilen und anderen Materialien steht schon stabil, Elia Theophilus (Künstlername: Skanky) formt gerade die Äste der Krone behutsam aus Alumnium. Einige Wochen sind noch Zeit, bis der E-Baobab fertig sein muss. Denn dann soll der Affenbrotbaum aus moderner Technik und Recyclingmaterial zur „Participatory Design Conference“ ins Windhoeker Safari-Hotel ziehen.
Die internationale Konferenz findet in diesem Jahr bereits zum 13. Mal statt. Prof. Heike Winschiers-Theophilus, eine der Hauptsorganisatorinnen, betont stolz, dass diese Konferenz zum ersten Mal auf afrikanischem Boden in Windhoek ausgerichtet wird. Vor vier Jahren fand die Veranstaltung in Sydney statt – auch da war schon ein namibischer Baobab aus Draht dabei. Doch was Skanky, Beate, Naska und Heike in diesem Jahr gemeinsam mit Studenten der Fachhochschule (Polytec) entwickeln, hat noch größere Ausmaße, ermöglicht durch SAIS und Green Enterprise Solutions finanziellen Beitrag. Der Baum aus Aluminiumverschnitt (gestiftet von RFS Craftmetal) hat etwa zwei Meter Stammdurchmesser, insgesamt ist er über dreieinhalb Meter hoch. IPads (vom PC-Centre) schmücken den Stamm und bieten den Besuchern die Möglichkeit, ausgewählte Apps zu bedienen. Nebst Stift und Kreidemalerei auf dem Stamm unterhalten weitere Techniken wie Bildschirme und LED-Lampen den Besucher und erinnern gleichzeitig an den traditionsreichen und symbolischen afrikanischen Baum, bekannt für seine Heilwirkung und als Versammlungspunkt.
Kommunizieren und Vernetzen sind auch die Hauptthemen der Konferenz, die unter dem Motto „Reflecting connectedness“ (Über Verbundenheit nachdenken) steht. Neben Workshops und Vorträgen rund um das Thema, zu denen rund 250 Informatiker, Industriedesigner, Künstler, Anthropologen und andere Interessierte erwartet werden, ist die Kunstausstellung ein wichtiger Teil der Konferenz. 16 Künstlergruppen präsentieren hier ihre Installationen zum Motto, darunter elf aus Namibia. Alle Installationen sind interaktiv – Kunst zum Erleben und Mitmachen.
Der E-Baobab arbeitet vor allem mit moderner Technologie und steht damit auch getreu dem Konferenz-Motto für die ständige Verbindung zwischen Tradition, Internet und neuen Medien.
Völlig ohne Computer kommt dagegen Martin Spühler aus, der gemeinsam mit Beate Zorn eine Installation vorbereitet. Der Schweizer ist extra sieben Wochen vor der Konferenz angereist, um sein Kunstwerk zu schaffen. Er ist Klangkünstler und möchte auch in Namibia mit Tönen arbeiten. „Ich möchte ein großes Objekt schaffen, das an eine namibische Landschaft erinnert“, erklärt er und zeigt ein erstes Stück, das er aus Eisen zusammengeschweißt hat. Mit Bögen und Schlägern kann die namibische Landschaft bespielt werden – ganz vorsichtig und unter Anleitung. „Vielleicht ist das eine Botschaft“, sagt Spühler. Denn auch das Land müsse mit Sorgfalt behandelt werden. Noch ist Spühler auf namibischen Schrottplätzen unterwegs und sucht Material. Vor allem will er diesmal mit Eisen arbeiten. Ansonsten hat er aber noch keinen festen Plan: „Die Arbeit ist spannend, ich weiß noch nicht, wohin das führt.“
Jacques Mushaandja und sein Künstler-Team bieten ein weiteres ganz besonders Kunsterlebnis. Unter dem Motto „The Journey of Connection“ führen der Theatermacher und zwei weitere Künstler interaktiv durch die Geschichte und die verschiedenen Aspekte der Verbindungen und der Kommunikation. Durch Musik, Theater, Bilder, Fotografie und Filme erfahren Besucher am eigenen Leib, wie Verbindungen zwischen Menschen traditionell und in der Moderne entstanden und entstehen. „Am Ende wird die Frage sein: Sind wir noch immer verbunden?“, sagt Mushaandja.
In all diesen Installationen sollen Menschen die Kunst erleben und etwas lernen, erklären die Künstler. Und sie sollen auf wichtige Themen aufmerksam gemacht werden. Denn das eigentliche Ziel der Design-Konferenz ist es, Kunst, Industrie und Wissenschaft mit den Bürgern zusammenzubringen, gemeinsam Probleme zu erkennen und Lösungsansätze zu finden. Als Themenbeispiele, die diskutiert werden und auch in den Kunstinstallationen vorkommen, nennt Heike Winschiers-Theophilus zum Beispiel geschlechterspezifische Gewalt, den Klimawandel oder Wasserverbrauch. Skanky, Martin Spühler und Jacques Mushaandja schaffen ihre Werke nicht zum Selbstzweck: Sie wollen aufmerksam machen, aufrütteln und verändern. Und das, indem sie die Menschen Kunst erleben lassen.
Die „Participatory Design Conference“ findet vom 6. bis 10. Oktober im Safari Court Hotel statt. Interessierte können sich noch im Internet (www.pdc2014.org) anmelden. Am Freitagnachmittag, 10. Oktober, ist die Öffentlichkeit eingeladen, zusammen mit namibischen und internationalen Künstlern 16 interaktive Installationen zu fühlen und zu erleben, Kunst neu zu begreifen, wie es sie als solches in Namibia noch nie gab.
Von Amelie Meier, Windhoek
Die internationale Konferenz findet in diesem Jahr bereits zum 13. Mal statt. Prof. Heike Winschiers-Theophilus, eine der Hauptsorganisatorinnen, betont stolz, dass diese Konferenz zum ersten Mal auf afrikanischem Boden in Windhoek ausgerichtet wird. Vor vier Jahren fand die Veranstaltung in Sydney statt – auch da war schon ein namibischer Baobab aus Draht dabei. Doch was Skanky, Beate, Naska und Heike in diesem Jahr gemeinsam mit Studenten der Fachhochschule (Polytec) entwickeln, hat noch größere Ausmaße, ermöglicht durch SAIS und Green Enterprise Solutions finanziellen Beitrag. Der Baum aus Aluminiumverschnitt (gestiftet von RFS Craftmetal) hat etwa zwei Meter Stammdurchmesser, insgesamt ist er über dreieinhalb Meter hoch. IPads (vom PC-Centre) schmücken den Stamm und bieten den Besuchern die Möglichkeit, ausgewählte Apps zu bedienen. Nebst Stift und Kreidemalerei auf dem Stamm unterhalten weitere Techniken wie Bildschirme und LED-Lampen den Besucher und erinnern gleichzeitig an den traditionsreichen und symbolischen afrikanischen Baum, bekannt für seine Heilwirkung und als Versammlungspunkt.
Kommunizieren und Vernetzen sind auch die Hauptthemen der Konferenz, die unter dem Motto „Reflecting connectedness“ (Über Verbundenheit nachdenken) steht. Neben Workshops und Vorträgen rund um das Thema, zu denen rund 250 Informatiker, Industriedesigner, Künstler, Anthropologen und andere Interessierte erwartet werden, ist die Kunstausstellung ein wichtiger Teil der Konferenz. 16 Künstlergruppen präsentieren hier ihre Installationen zum Motto, darunter elf aus Namibia. Alle Installationen sind interaktiv – Kunst zum Erleben und Mitmachen.
Der E-Baobab arbeitet vor allem mit moderner Technologie und steht damit auch getreu dem Konferenz-Motto für die ständige Verbindung zwischen Tradition, Internet und neuen Medien.
Völlig ohne Computer kommt dagegen Martin Spühler aus, der gemeinsam mit Beate Zorn eine Installation vorbereitet. Der Schweizer ist extra sieben Wochen vor der Konferenz angereist, um sein Kunstwerk zu schaffen. Er ist Klangkünstler und möchte auch in Namibia mit Tönen arbeiten. „Ich möchte ein großes Objekt schaffen, das an eine namibische Landschaft erinnert“, erklärt er und zeigt ein erstes Stück, das er aus Eisen zusammengeschweißt hat. Mit Bögen und Schlägern kann die namibische Landschaft bespielt werden – ganz vorsichtig und unter Anleitung. „Vielleicht ist das eine Botschaft“, sagt Spühler. Denn auch das Land müsse mit Sorgfalt behandelt werden. Noch ist Spühler auf namibischen Schrottplätzen unterwegs und sucht Material. Vor allem will er diesmal mit Eisen arbeiten. Ansonsten hat er aber noch keinen festen Plan: „Die Arbeit ist spannend, ich weiß noch nicht, wohin das führt.“
Jacques Mushaandja und sein Künstler-Team bieten ein weiteres ganz besonders Kunsterlebnis. Unter dem Motto „The Journey of Connection“ führen der Theatermacher und zwei weitere Künstler interaktiv durch die Geschichte und die verschiedenen Aspekte der Verbindungen und der Kommunikation. Durch Musik, Theater, Bilder, Fotografie und Filme erfahren Besucher am eigenen Leib, wie Verbindungen zwischen Menschen traditionell und in der Moderne entstanden und entstehen. „Am Ende wird die Frage sein: Sind wir noch immer verbunden?“, sagt Mushaandja.
In all diesen Installationen sollen Menschen die Kunst erleben und etwas lernen, erklären die Künstler. Und sie sollen auf wichtige Themen aufmerksam gemacht werden. Denn das eigentliche Ziel der Design-Konferenz ist es, Kunst, Industrie und Wissenschaft mit den Bürgern zusammenzubringen, gemeinsam Probleme zu erkennen und Lösungsansätze zu finden. Als Themenbeispiele, die diskutiert werden und auch in den Kunstinstallationen vorkommen, nennt Heike Winschiers-Theophilus zum Beispiel geschlechterspezifische Gewalt, den Klimawandel oder Wasserverbrauch. Skanky, Martin Spühler und Jacques Mushaandja schaffen ihre Werke nicht zum Selbstzweck: Sie wollen aufmerksam machen, aufrütteln und verändern. Und das, indem sie die Menschen Kunst erleben lassen.
Die „Participatory Design Conference“ findet vom 6. bis 10. Oktober im Safari Court Hotel statt. Interessierte können sich noch im Internet (www.pdc2014.org) anmelden. Am Freitagnachmittag, 10. Oktober, ist die Öffentlichkeit eingeladen, zusammen mit namibischen und internationalen Künstlern 16 interaktive Installationen zu fühlen und zu erleben, Kunst neu zu begreifen, wie es sie als solches in Namibia noch nie gab.
Von Amelie Meier, Windhoek
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Allgemeine Zeitung
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