Kurzer Prozess

Windhoek - Der Prozess gegen Simson Gawaseb, der zu Beginn des Jahres einen anderen Mann tätlich angegriffen haben soll, sollte auf den 22. November vertagt werden, da die Ermittlungsakten dem Gericht nicht vorlagen. Der Angeklagte monierte daraufhin jedoch, dass dies bereits die dritte Vertagung aus besagtem Grund sei und er seit Februar unnötig in Untersuchungshaft sitze.

Er forderte deshalb, dass die ihm bereits gewährte Kaution in Höhe von N$ 200, die er bislang nicht aufbringen konnte, reduziert werden solle. Richterin Helvi Shilemba zeigte sich zunächst bereit, ihn gegen Ermahnung zu entlassen, änderte ihre Meinung jedoch, weil der Beschuldigte keinen festen Wohnsitz angegeben hatte. Trotz seines unerbittlichen Flehens vertagte sie den Prozess wie beantragt auf November. Erbost stieß Gawaseb daraufhin die derben afrikaansen Worte: "Jou ma se kont" (entspricht etwa: Deine Mutter ist eine Fotze) in Richtung Shilembas aus, gefolgt von erschrockenem Getuschel im Saal.

Shilemba, zunächst sichtlich verblüfft, dann aber extrem verärgert: "Sie haben mich beleidigt. Wollen Sie sich entschuldigen oder soll ich Sie gleich verurteilen?" - "Das Gericht hat mich ins Grab gebracht und ich werde solche Ausdrücke weiterhin benutzen, wenn es sein muss", konterte Gawaseb.

Die Richterin erklärte ihm daraufhin seine Rechte und fragte, ob er Zeugen vorladen wolle. "Wieso habe ich Zeugen nötig, wenn ich alleine auf der Anklagebank sitze", antwortete dieser. Shilemba sprach ihn der Missachtung des Gerichts schuldig und verurteilte ihn zu drei Monaten Haft oder einer Geldstrafe von N$ 300, sein Prozesstermin am 22. November bleibt trotzdem bestehen. Zuletzt brachte Gawaseb nur noch einen Satz hervor: "Ich habe Probleme und die haben mich dazu gebracht, dies zu tun."