Landesweiter Lehrerstreik

Von Frank Steffen

windhoek

Der Schulleiter der Augustineum-Oberschule in Khomasdal teilte der AZ gestern Morgen mit, dass er sich als Schulleiter und Vater in einer Situation befände, in welcher er weder vor noch zurück wisse. „Es wühlt in mir. Als Lehrer bin ich natürlich nicht unberührt von dem ganzen Geschehen, aber andererseits bin ich Vater, und mein 16-jähriger Sohn kann nun nicht seine Prüfung schreiben. Als Lehrer liegt mir aber auch an meinen Schülern, denn die habe ich in den letzten Wochen immer wieder motiviert und zum Lernen ermutigt. Heute sollten sie Examen ablegen, was nun nicht geschehen kann, da wir heute Morgen eine Direktive von der Bildungsministerin empfangen haben, wonach wir alle Lehrer und Kinder nachhause geschickt haben. Nun muss ich meine Schüler von neuem motivieren, aber ich weiß ja nicht einmal, wie lange das so weitergeht“, meinte er sichtlich frustriert. Schüler derselben Schule meinten, dass sie einiges Verständnis für die Lehrer aufbrächten, aber stellten doch Fragen: „Was von uns und unseren Rechten? Die scheinen niemanden zu kümmern. Welche Uni akzeptiert uns im nächsten Jahr? Wann schreiben wir diese Fächer nach?“

In der Jakob-Marengo-Oberschule in Katutura hatten die 12-Klässler eine eigene Meinung dazu und tendieren dazu, ihren Lehrern Recht zu geben: „Natürlich ist es schade, dass unsere Examen nun davon betroffen sind, aber das wird schon klappen.“

Bei der David Bezuidenhout Schule meinte der Schulleiter, dass er prinzipiell laut Direktive der Bildungsministerin auftreten würde, weswegen das Personal und die Kinder nachhause geschickt worden waren. Er bedauere, dass die Schuld für die Arbeitsniederlegung nun prinzipiell den Lehrern zugeschoben werde, wo es doch wohl zwei scheinbar unversöhnliche Parteien gegeben habe. Laut ihm erkennt er eher bei den 12-Klässlern ein Problem als bei den 10-Klässlern: „Die Examen der Klasse 10 werden lokal zusammengestellt, weswegen man dies verschieben- oder neue Prüfungsbögen zusammenstellen kann. Im Falle der 12-Klässler sind wir abhängig vom Cambridge-System aus England. Da wird es schwierig, das Problem zu lösen.“ Ähnlich verhielt sich das mit dem Schulleiter der Windhoek High School, Hawie Engels, welcher bedauerte, dass es noch keine Lösung gebe. Er habe früher am Morgen die Belegschaft und die Kinder nachhause geschickt, da dies der Instruktion von Ministerin Katrina Hanse-Himarwa entspreche. „Laut diesem Schreiben ist die Schule heute und morgen geschlossen und ich habe meinen Leuten wissen lassen, dass alle am Montag wieder in der Schule sein müssen, damit wir dann weiter sehen. Hoffentlich gibt es eine Lösung bis dahin, denn sonst kommen die Kinder wirklich zu Schaden“, meinte er.

Inzwischen meinte Jonathan Tsuseb von der NANTU-Lehrergewerkschaft im Erongo, dass es gar nicht feststehe, dass der Streik nach zwei Tagen beendet werde. Außerdem wird gemunkelt, dass die Schüler im Norden bereits gestern die ­Mathematik-Prüfung geschrieben hätten, da die ministeriale Weisung sie zu spät erreicht hatte.