Landschaften der Musik
Windhoeker hatten am Mittwoch Abend Gelegenheit, die Weltpremiere von "Namibia Crossings" im Kino des Franko-Namibischen Kulturzentrums zu sehen. Der schweizer Dokumentarfilm über das Musikprojekt "Hambana Sound Company" ist wahrscheinlich einer der stimmungsvollsten Filme, der bisher in und über Namibia gedreht wurden.
12 Musiker sind für vier Wochen in Namibia unterwegs. So unterschiedlich auch ihre Herkunft und ihre musikalischen Ansätze sind, haben sie doch einen gemeinsamen Traum: Musik machen, improvisieren, "back to the roots".
Die Hambana Sound Company ist nach einer Idee des in Namibia gebürtigen, heute in der Schweiz wohnhaften Bernhard Göttert entstanden. Der junge deutschsprachige Cellist suchte Gleichgesinnte, die mit ihren ganz unterschiedlichen musikalischen Hintergründen mit ihm die traditionelle Musik Namibias erforschen, daraus eine eigene musikalische "Sprache" entwickeln wollten. Er konnte den Schweizer Regisseur Peter Liechti für die Idee gewinnen, die Züricher Filmproduktionsgesellschaft von Franziska Reck war schließlich mit von der Partie.
Entstanden ist mit dem Dokumentarfilm "Namibia Crossings" ein stimmungsvolles Klangporträt Namibias. Die improvisierte Musik der Hambana Sound Company tritt manchmal in den Hintergrund, wenn der Film nach und nach die einzelnen Charaktere der Musiker erforscht, Konflikte und Stimmungsschwankungen festhält. Dennoch atmet der 90-minütige Streifen durchgängig Musik, ist voller Rhythmus und Melodie.
Manchmal ist es lediglich das Bild einer leeren Flasche, die auf dem Boden eines fahrenden Busses herumhüpft. Oder die komischen Bewegungen eines Huhnes, das im Sand nach Körnern pickt. Der Rhythmus von Wellen, die Seetang umspülen. Dann aber auch der Tanz einer alten Frau mit ihrem eigenen Schatten. Oder das Bild eines verhutzelten Damaraweibes, das seine übergroßen Füße im Takt der Hambana-Musik bewegt. Liechti und seinem Kameramann Peter Guyer ist es gelungen, Dutzende Szenen am Rande einzufangen, die alle von Rhythmus und Lebenslust sprechen. Namibia wird hier als ein Land porträtiert, das voll verborgener Melodien steckt. Man muss nur das Auge haben, sie zu sehen, sagt uns die Kamera.
Der Film dokumentiert die Reise der Hambana Sound Company nach Epukiro, Tsumkwe, Mariental und Lüderitzbucht. Bei der Zusammenarbeit mit den Sunshine Kids in Epukiro, einer Tanz- und Gesangsgruppe, der Hambana-Sängerin Ermelinda Thataone angehörte, treten die ersten Konflikte auf. Einige der traditionellen afrikanischen Musiker fühlen sich durch die schrägen Töne der Schweizer Hans Hassler (Akkordeon), Bernhard Göttert (Cello) und Fredy Studer (Schlagzeug) beleidigt.
Auch bei den San in Tsumkwe will das Zusammenspiel nicht so richtig klappen. Deren für das westliche Ohr so ungewohnte Polyphonien sind für die Hambana-Musiker zwar eine Faszination, aber zu einem richtigen Austausch kommt es nicht. In Mariental wieder eine ganz anders geartete Erfahrung: Hier ist die "Lover's Band" der Star, und die Fans haben ein Durchschnittsalter von 12 Jahren. In Lüderitzbucht schließlich erwartet die Hambana Sound Company eine Gospelgruppe. Und nur wegen ihres christlichen Glaubens sind einige der Hambana-Mitglieder zu einer Kooperation bereit - musikalisch passen die Freedom Gospel Singers weniger ins Konzept.
Eine bessere Auswahl der traditionellen Musikgruppen - zum Beispiel auch aus dem Ovamboland - hätte dem Hambana-Sound-Projekt sicherlich nicht geschadet. Andererseits haben die 12 Musiker mehrmals - auch bei der Filmpremiere am Mittwoch - bewiesen, dass es allein innerhalb der Gruppe genügend Gegensätze und Übereinstimmungen, genügend Reibung und Harmonie gibt, um eine innovative, spannende Musik entstehen zu lassen.
Im Mittelpunkt des Streifens stehen meist die Frauen. Sängerin Sharon van Rooi scheint für die Kamera ein optischer und akustischer Magnet gewesen zu sein. Dabei ist Jacky Pacheko, ebenfalls Gesang, ein viel spannenderer Charakter. Die Dritte im Gesangsensemble, Ermelinda Thataone, sorgt mit ihrer trockenen Art für so manchen Witz. Wunderschön und geheimnisvoll: Flötistin Polina Loubnina, ursprünglich aus Sibirien. Und absolut köstlich: zwei ältere "Südwester"-Frauen bei Swakopmund, die der Hambana Sound Company von romantischen Sonnenuntergängen vorschwärmen und es nicht sein lassen können, das alte Südwesterlied in die Kamera zu krächzen.
"Namibia Crossings" soll im kommenden Monat auf einem Dokumentarfilmfestival in der Schweiz gezeigt werden. Danach will Produzentin Franziska Reck den Streifen in die Kinos in Deutschland, Österreich, Schweiz und eventuell Frankreich bringen. Eine bessere Werbung für Namibia als Reiseland ist kaum denkbar. Wann der Streifen hier im Land wieder gezeigt werden soll, steht noch nicht fest. Auf jeden Fall ist er als absolutes Muss für das nächste Wild Cinema International Filmfestival in Windhoek vorgemerkt.
12 Musiker sind für vier Wochen in Namibia unterwegs. So unterschiedlich auch ihre Herkunft und ihre musikalischen Ansätze sind, haben sie doch einen gemeinsamen Traum: Musik machen, improvisieren, "back to the roots".
Die Hambana Sound Company ist nach einer Idee des in Namibia gebürtigen, heute in der Schweiz wohnhaften Bernhard Göttert entstanden. Der junge deutschsprachige Cellist suchte Gleichgesinnte, die mit ihren ganz unterschiedlichen musikalischen Hintergründen mit ihm die traditionelle Musik Namibias erforschen, daraus eine eigene musikalische "Sprache" entwickeln wollten. Er konnte den Schweizer Regisseur Peter Liechti für die Idee gewinnen, die Züricher Filmproduktionsgesellschaft von Franziska Reck war schließlich mit von der Partie.
Entstanden ist mit dem Dokumentarfilm "Namibia Crossings" ein stimmungsvolles Klangporträt Namibias. Die improvisierte Musik der Hambana Sound Company tritt manchmal in den Hintergrund, wenn der Film nach und nach die einzelnen Charaktere der Musiker erforscht, Konflikte und Stimmungsschwankungen festhält. Dennoch atmet der 90-minütige Streifen durchgängig Musik, ist voller Rhythmus und Melodie.
Manchmal ist es lediglich das Bild einer leeren Flasche, die auf dem Boden eines fahrenden Busses herumhüpft. Oder die komischen Bewegungen eines Huhnes, das im Sand nach Körnern pickt. Der Rhythmus von Wellen, die Seetang umspülen. Dann aber auch der Tanz einer alten Frau mit ihrem eigenen Schatten. Oder das Bild eines verhutzelten Damaraweibes, das seine übergroßen Füße im Takt der Hambana-Musik bewegt. Liechti und seinem Kameramann Peter Guyer ist es gelungen, Dutzende Szenen am Rande einzufangen, die alle von Rhythmus und Lebenslust sprechen. Namibia wird hier als ein Land porträtiert, das voll verborgener Melodien steckt. Man muss nur das Auge haben, sie zu sehen, sagt uns die Kamera.
Der Film dokumentiert die Reise der Hambana Sound Company nach Epukiro, Tsumkwe, Mariental und Lüderitzbucht. Bei der Zusammenarbeit mit den Sunshine Kids in Epukiro, einer Tanz- und Gesangsgruppe, der Hambana-Sängerin Ermelinda Thataone angehörte, treten die ersten Konflikte auf. Einige der traditionellen afrikanischen Musiker fühlen sich durch die schrägen Töne der Schweizer Hans Hassler (Akkordeon), Bernhard Göttert (Cello) und Fredy Studer (Schlagzeug) beleidigt.
Auch bei den San in Tsumkwe will das Zusammenspiel nicht so richtig klappen. Deren für das westliche Ohr so ungewohnte Polyphonien sind für die Hambana-Musiker zwar eine Faszination, aber zu einem richtigen Austausch kommt es nicht. In Mariental wieder eine ganz anders geartete Erfahrung: Hier ist die "Lover's Band" der Star, und die Fans haben ein Durchschnittsalter von 12 Jahren. In Lüderitzbucht schließlich erwartet die Hambana Sound Company eine Gospelgruppe. Und nur wegen ihres christlichen Glaubens sind einige der Hambana-Mitglieder zu einer Kooperation bereit - musikalisch passen die Freedom Gospel Singers weniger ins Konzept.
Eine bessere Auswahl der traditionellen Musikgruppen - zum Beispiel auch aus dem Ovamboland - hätte dem Hambana-Sound-Projekt sicherlich nicht geschadet. Andererseits haben die 12 Musiker mehrmals - auch bei der Filmpremiere am Mittwoch - bewiesen, dass es allein innerhalb der Gruppe genügend Gegensätze und Übereinstimmungen, genügend Reibung und Harmonie gibt, um eine innovative, spannende Musik entstehen zu lassen.
Im Mittelpunkt des Streifens stehen meist die Frauen. Sängerin Sharon van Rooi scheint für die Kamera ein optischer und akustischer Magnet gewesen zu sein. Dabei ist Jacky Pacheko, ebenfalls Gesang, ein viel spannenderer Charakter. Die Dritte im Gesangsensemble, Ermelinda Thataone, sorgt mit ihrer trockenen Art für so manchen Witz. Wunderschön und geheimnisvoll: Flötistin Polina Loubnina, ursprünglich aus Sibirien. Und absolut köstlich: zwei ältere "Südwester"-Frauen bei Swakopmund, die der Hambana Sound Company von romantischen Sonnenuntergängen vorschwärmen und es nicht sein lassen können, das alte Südwesterlied in die Kamera zu krächzen.
"Namibia Crossings" soll im kommenden Monat auf einem Dokumentarfilmfestival in der Schweiz gezeigt werden. Danach will Produzentin Franziska Reck den Streifen in die Kinos in Deutschland, Österreich, Schweiz und eventuell Frankreich bringen. Eine bessere Werbung für Namibia als Reiseland ist kaum denkbar. Wann der Streifen hier im Land wieder gezeigt werden soll, steht noch nicht fest. Auf jeden Fall ist er als absolutes Muss für das nächste Wild Cinema International Filmfestival in Windhoek vorgemerkt.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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