Langsam wurde es mir mulmig
Meine Eltern hatten das Avis Hotel, ca. 25 km südlich von Windhoek für drei Jahre gepachtet. Damals waren die beiden Basaltsteinbrüche noch in voller Produktion und es gab eine Tankstelle als auch eine Postagentur im "Store".
An dem besagten Abend führte die Swakopmunder Schule ein Theaterstück in Windhoek auf, und da die Eltern gern dorthin wollten, bot ich an, das Hotel allein für die paar Stunden zu führen. Es waren keine Gäste im Haus oder in der Bar und es war sozusagen langweilig - nur ein Bohrmeister war in seinem Zimmer.
Im Laufe des Abends tauchten einige Baster auf dem Hotelgelände auf und baten, dort die Nacht verbringen zu dürfen, da in Windhoek "Oorlog" (Krieg) sei. Sie hatten große Angst in Rehoboth oder gar in Windhoek zu bleiben, da sie sich dort nicht sicher fühlten. All das glaubte ich nicht und verweigerte die Erlaubnis. Ich forderte sie auf, das Gelände umgehend zu verlassen. Immer mehr Autos rollten an mit der gleichen Bitte. Nun wurde der Bohrmeister in seinem Zimmer nervös und fuchtelte mit seiner Handfeuerwaffe herum. Ich war noch nicht einmal 18 Jahre alt, und so langsam wurde es mir mulmig!
Um Mitternacht kamen meine Eltern zurück. Ich berichtete ganz aufgeregt über die Erlebnisse. Sie meinten - es könne eventuell stimmen, denn sie hätten einen besonders roten Sonnenuntergang gesehen.
Was war los in Windhoek, oder besser gesagt im Stadtteil Katutura? Den Namen übersetzt man mit: Der Platz, wo wir nicht wohnen wollen.
Der sehr beliebte Bürgermeister, Jaap Snymann, hielt eine Ansprache am letzten Tag der möglichen Umsiedlung aus den menschlich unwürdigen Armutswohnungen (slums) in moderne mit allen Annehmlichkeiten (Strom, Wasser, Telefon, Kanalisation) versehenen Häuschen. - Diese Umsiedlung fand über sechs Jahre statt - und es wurde der größte Teil der Bewohner auf Kosten der Stadtverwaltung umgesiedelt. Jedoch gab es eine kleine Minderheit von Familien, welche sich bis zum bitteren Ende weigerten wegzuziehen und bereit waren mit allen Mitteln zu kämpfen.
So versuchte man zum Beispiel, ein mit Benzin gefülltes Fass anzustecken (was misslang), um das Haus, vor dem sich der Bürgermeister befand zum Brennen zu bringen. Der Bürgermeister konnte von dort aus telefonisch Hilfe anfordern. Man bedenke, diese Telefonleitung wurde von der aufgewühlten Menge nicht gekappt!
Um die Ruhe wieder herzustellen, gab es eine Schießerei, bei der es viele Tote gab. Zusätzlich zu den Toten gab es etwa 50 Verletzte, welche vom Roten Kreuz zum Krankenhaus gefahren wurden, wo sie ärztliche Behandlung erhielten.
Heute, nach 45 Jahren, nennen die Einwohner ihr Wohngebiet insgeheim liebevoll Matutura - der Platz, wo man gern wohnt!
Klaus von Ludwiger (Reiseleiter), Windhoek
An dem besagten Abend führte die Swakopmunder Schule ein Theaterstück in Windhoek auf, und da die Eltern gern dorthin wollten, bot ich an, das Hotel allein für die paar Stunden zu führen. Es waren keine Gäste im Haus oder in der Bar und es war sozusagen langweilig - nur ein Bohrmeister war in seinem Zimmer.
Im Laufe des Abends tauchten einige Baster auf dem Hotelgelände auf und baten, dort die Nacht verbringen zu dürfen, da in Windhoek "Oorlog" (Krieg) sei. Sie hatten große Angst in Rehoboth oder gar in Windhoek zu bleiben, da sie sich dort nicht sicher fühlten. All das glaubte ich nicht und verweigerte die Erlaubnis. Ich forderte sie auf, das Gelände umgehend zu verlassen. Immer mehr Autos rollten an mit der gleichen Bitte. Nun wurde der Bohrmeister in seinem Zimmer nervös und fuchtelte mit seiner Handfeuerwaffe herum. Ich war noch nicht einmal 18 Jahre alt, und so langsam wurde es mir mulmig!
Um Mitternacht kamen meine Eltern zurück. Ich berichtete ganz aufgeregt über die Erlebnisse. Sie meinten - es könne eventuell stimmen, denn sie hätten einen besonders roten Sonnenuntergang gesehen.
Was war los in Windhoek, oder besser gesagt im Stadtteil Katutura? Den Namen übersetzt man mit: Der Platz, wo wir nicht wohnen wollen.
Der sehr beliebte Bürgermeister, Jaap Snymann, hielt eine Ansprache am letzten Tag der möglichen Umsiedlung aus den menschlich unwürdigen Armutswohnungen (slums) in moderne mit allen Annehmlichkeiten (Strom, Wasser, Telefon, Kanalisation) versehenen Häuschen. - Diese Umsiedlung fand über sechs Jahre statt - und es wurde der größte Teil der Bewohner auf Kosten der Stadtverwaltung umgesiedelt. Jedoch gab es eine kleine Minderheit von Familien, welche sich bis zum bitteren Ende weigerten wegzuziehen und bereit waren mit allen Mitteln zu kämpfen.
So versuchte man zum Beispiel, ein mit Benzin gefülltes Fass anzustecken (was misslang), um das Haus, vor dem sich der Bürgermeister befand zum Brennen zu bringen. Der Bürgermeister konnte von dort aus telefonisch Hilfe anfordern. Man bedenke, diese Telefonleitung wurde von der aufgewühlten Menge nicht gekappt!
Um die Ruhe wieder herzustellen, gab es eine Schießerei, bei der es viele Tote gab. Zusätzlich zu den Toten gab es etwa 50 Verletzte, welche vom Roten Kreuz zum Krankenhaus gefahren wurden, wo sie ärztliche Behandlung erhielten.
Heute, nach 45 Jahren, nennen die Einwohner ihr Wohngebiet insgeheim liebevoll Matutura - der Platz, wo man gern wohnt!
Klaus von Ludwiger (Reiseleiter), Windhoek
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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