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Laube-Opfer: Von Scham und Erniedrigung gebrandmarkt

Ein Mensch muss nicht unbedingt körperlich verletzt werden, um zu leiden. Genauso schlimm wie ungewollt berührt zu werden kann eine Vergewaltigung der Seele sein. Der Scham und die Erniedrigung sitzen tiefer als ein Mensch zu glauben mag. Der Vorfall in dem Swakopmunder Fitness-Studio Genesis, in dem der vermeintliche Täter Heinz Laube Frauen und Kinder heimlich beim Duschen und Auskleiden gefilmt haben soll, entsetzte viele Swakopmunder. Doch wie fühlt sich ein Opfer wirklich in solch einer Situation?

"Gute Nacht", sagt Ute Schmidt* und knipst das Licht aus. "Mama..?" ertönt es plötzlich aus der Dunkelheit. Ute verharrt an der Tür. "Mama, ich wünschte ich könnte meinen Körper aufknöpfen und ausziehen wie ein Kleid", sagt die 15-jährige Tanja* halbflüsternd aus ihrem Bett, welches umringt von Stofftieren und bunten Fotos fast noch kindlich wirkt. Ute verschlägt es die Sprache - eine Mischung aus Wut und Verzweiflung steigt in ihr auf, breitet sich in ihrem Körper aus und frisst sich in ihr Herz, wie jedes Mal, wenn sie an den Vorfall im Genesis-Fitnesszentrum im vergangenen Jahr denken muss. "Dieses Schwein", denkt sie bei sich, redet dann aber beruhigend auf ihre Tochter ein. Auch Ute weiß wie es sich anfühlt, wenn der Scham und die Erniedrigung einem die Seele zerfressen. Das schlimmste dabei ist die Hilflosigkeit.

Es war gegen Anfang August, als Ute Schmidt mit ihren drei Töchtern zum ersten Mal das Fitness-Studio Genesis im Swakopmund Hotel & Entertainment Centre besuchte. "Heinz Laube hatte meiner Mutter erzählt, wie gesund regelmäßiges Training für den Körper und Seele ist, daraufhin wollten wir uns etwas Gutes tun und sind regelmäßig gekommen. Wie hätten wir wissen sollen, dass man in einem Fitness-Studio beim Duschen heimlich gefilmt wird", erzählt die 15-jährige Sabine* niedergeschlagen und fügt hinzu: "Irgendwie haben wir gemerkt, dass etwas nicht stimmte, und als wir es meiner Mutter erzählten, hat sie uns zuerst nicht geglaubt. Wir sind dann später auch kaum noch ins Fitness-Studio gegangen aber dann war es auch schon zu spät." Noch gut ist beiden in Erinnerung, wie Sabine einst von der Schule nach Hause kam und bitterlich weinte. Ein Klassenkamerad hatte sie nach Schulschluss gefragt, was sie denn heute so mache. Nichts ahnend zuckte Sabine mit den Schultern und sagte: "Was machst du denn so?" Da grinste der Junge breit und meinte: "Ach, ich werd' mal im Internet auf den Pornoseiten unter www.Sabine.de nachschauen."

Als der heimliche Pornodreh ans Tageslicht kam, eine Video-Aufnahme beschlagnahmt und der vermeintliche Täter abgeführt wurde, saß der Schrecken tief. Wie andere Betroffene mussten auch Ute und ihre Töchter zur Polizeistation und sich selbst auf den Aufnahmen identifizieren. Die Hoffnung, nicht auf dem Band zu sein, war erstickend und doch hatte nur die 14-jährige Katja* das Glück, lediglich angezogen auf dem Film zu erscheinen. Sie habe Tränen der Freude und Erleichterung geweint, sagt ihre Mutter.

Die anderen beiden Mädchen litten dagegen umso mehr. "Zuerst wollte keiner der beiden sich identifizieren, Scham und Schock saßen einfach zu tief. Das Band zeigte vergrößerte Aufnahmen der Geschlechtsteile und den nackten Körper von allen Seiten. Die Gesichter waren jedoch nur schwer zu erkennen," erzählt Ute. Nachdem der erste Schock verdaut war und nach gutem Zureden der zuständigen Polizistin halfen auch die beiden Mädchen bei der Identifizierung und der Suche nach Hinweisen, die auf Zeit und Tag der Aufnahmen zurückführten. Und dennoch leiden vor allem die jungen Mädchen auch heute noch unter dem Vorfall und werden nur schwer damit fertig. Auch Ute leidet. Stärker als die Scham ist bei ihr jedoch die Wut: "Wie kann ein Mensch so etwas wagen und in die Privatsphäre anderer eindringen?"

Dem Fitness-Studio-Besitzer Laube wird nun "crimen injuria" (Verletzung der Menschenwürde) vorgeworfen. Gegenüber anderen Medien stritt Laube die Tat jedoch ab. Der Fall wurde bereits wiederholt vertagt, soll nun am 27. Januar im Swakopmunder Amtsgericht beginnen. Der Angeklagte, der auf Kaution auf freiem Fuß ist, muss sich unterdessen drei Mal wöchentlich bei der Polizei melden.

Doch egal wie der Fall auch ausgehen mag, eine kaputte Seele, ein geknicktes Selbstvertrauen und eine zerbrochene Identität lassen sich so schnell nicht mehr reparieren.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-17

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