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Lüderitzbuchter wehren sich

Sofortiges Verbot auf Manganerz-Import aus Südafrika
Frank Steffen
Von C. Sasman & F. Steffen, Windhoek/Lüderitzbucht/Kuruman

Kurz vor der Fertigstellung dieses Berichts, bestätigte der Staatssekretär des Umweltministeriums, Teofilus Nghitila, dass die beiden südafrikanischen Firmen, wovon eine bereits damit begonnen hat , Mangan aus den Minen des Nordost-Kaps über den Lüderitzbuchter Hafen zu exportieren, dieser Beschäftigung nachgehen, ohne im Besitz einer Umwelt-Unbedenklichkeitsbescheinigung zu sein. Nghitila hat nun ein sofortiges Verbot sowie eine Untersuchung des Vorganges angeordnet.

Seit November sollen zwei südafrikanische Firmen mit der namibischen Hafenbehörde NamPort über die Abwicklung und den Export von Manganerz-Lieferungen über den Hafen in Lüderitzbucht verhandelt haben. Einwohner des Küstenortes bemängeln an dem Unternehmen, dass diese Erzexporte ohne eine Unbedenklichkeitsbescheinigung vorgenommen werden sollen.

Eine der Firmen ist lokal unter dem Namen „TradePort Namibia CC“ registriert und hat sich dem Anschein nach über alle Verordnungen hinweggesetzt, indem es bereits diese Tage damit begonnen hat erste Lieferungen vor der Stadt abzuladen. Das betroffene Erz soll hauptsächlich nach China versendet werden.

Überraschende Entwicklung

Die Einwohner klagen über eine schwache, bzw. nicht-vorhandene Kommunikation seitens NamPort. Die Meisten hatten die im November 2018 geschalteten Annoncen und Einladungen zur Einreichung von Beschwerden übersehen und bei einer Interessenträgerversammlung am 3. Dezember 2018, stellte sich schnell heraus, dass NamPort sich bereits im Begriff einer Umsetzung des Projekts befand. Sorgen über eine mögliche Verdreckung und sogar Vergiftung der Stadt wurden laut.

Einige der Einwohner sprachen von einem „Alptraum“, als sie merkten, dass an einem bestehenden Nebengleis etwa 600 Meter süd-südwestlich der Stadt ein neuer Bergungsort für das Erz entstand. Eine Zementplatte war an drei Seiten eingezäunt worden und mit Schattennetz umspannt worden. Ursprünglich hatte die Verfrachtung zwischen Januar und März beginnen sollen, doch pünktlich am 1. Januar 2019 wurden die ersten Frachten gelöscht und sorgten - wie befürchtet - für eine massive Luftverschmutzung als riesige schwarze Dreckwolken (feiner schwarzer Staub) Richtung Stadt fegten.

Warum der für Lüderitzbucht typische „Südwester“-Wind, der mit einer Geschwindigkeit von 40 bis 50 Knoten in Richtung Stadt und die bekannte Lagune bläst, nicht bei der Planung berücksichtigt wurde, bleibt unbeantwortet.

60000 Tonnen oder mehr

TradePort und die zweite SA-Firma (hiesig als Pektranam Logistics (Pty) Ltd registriert) wollen monatlich 30000 Tonnen Manganerz je über Lüderitzbucht ausführen - mit Luft nach oben. Laut einem der Teilhaber des in Kuruman ansässigen Familienbetriebs Pektranam, Pieter Kruger, würden etwa zehn Lkws eine Fracht von 30000 Tonnen binnen drei Tagen durch die Stadt zum Hafen schaffen. TradePort plant indessen mit fünf Trucks, die die Fracht in einem 24/7-Rhythmus zum Schiff schaffen sollen.

Allerdings würden vorher etwa 834 Lkw-Frachten die Pektranams Schiffsladung an eine Sammelstelle auf dem Gelände der namibischen Straßenbaugesellschaft RCC schaffen. In einem Rhythmus von etwa 1,16 Frachten pro Stunde würden in beiden Fällen die Trucks ihre Fracht an die Bergungsorte vor der Stadt schaffen. Da ein Fahrzeug etwa 12 Frachten im Monat schaffen sollte, glaubt die Firma Pektranam Logistics, die Arbeit mit 70 Lastern schaffen zu können.

Unklar bleibt indessen zu welchem Masse die Bahnstrecke eingesetzt werden soll oder alternativ wie viele Lkws monatlich die Hauptstraße von dem südöstlichen Grenzübergang Ariamsvlei nach Lüderitzbucht benutzen werden. Bei einer bereits bestehenden Belastung der Straße durch die beiden Zinkminen in Rosh Pinah, die täglich im 10-Minutentakt Sulfat und Zink an den Hafen liefern, stellt sich bei Manchem die Frage, ob die Straßen außerhalb sowie in der Stadt diesem Verkehr standhalten können.

Ernste Gesundheitsgefahr

Die ersten Frachten haben zweifelsohne bewiesen, dass der Staub maßgeblich ist - abgesehen von den Giftstoffen, die in ihm enthalten sein sollen. Laut der niederländischen Firma Lenntech „wirkt sich eine übermäßige Aufnahme von Mangan vor allem auf die Atemwege und das Gehirn negativ aus. Symptome einer Manganvergiftung sind Halluzinationen, Vergesslichkeit und Nervenschäden, aber auch Parkinson, Lungenembolie und Bronchitis können entstehen. Bei Männern kann eine übermäßige Manganaufnahme zu Impotenz führen“.

Viele Einwohner des Ortes haben sich auf den Tourismus-Sektor oder die Belebung der Meeres- und Aquakulturen-Industrie eingerichtet. Nun befürchten sie, dass der anhaltende Transitverkehr und die Giftstoffe, die im Meer landen würden, diese mühsam aufgebauten Einkommenssparten lahmlegen könnten. „Wir sind nicht gegen eine wirtschaftliche Entwicklung, aber mit welchem Gewinn kann Lüderitzbucht in diesem Fall rechnen? Wenn die Umwelt erst einmal vergiftet ist, kann man das nicht wieder in Ordnung bringen“, meint Howard Head, der nach Diamanten taucht und im Tourismus-Sektor tätig ist.

Jason Burgess fürchtet um seine Austern und Seeohren (Haliotis, auch Meerohren oder Abalone), die in der Lagune gezüchtet werden. Die Austern seien die „Filter des Wassers“ und würden zuerst durch eine Manganstaubvergiftung im Wasser zu Schaden kommen. In den vergangenen Jahren hat dieser Sektor ein maßgebliches Wachstum verzeichnen können.

Kurt Laufe, Geschäftsführer des Fischereibetriebs Marco Fishing erkennt einen weiteren Nachteil für den Fischereisektor in Form eines verstopften Hafens. Außerdem seien die Folgen nicht abzusehen, wenn der frische Fisch, der aus Lüderitzbucht in europäische Länder exportiert wird, plötzlich auch nur annähernd durch Manganstaub verunreinigt würde.

Der Vorsitzende des Lüderitzbucht-Tourismus-Forums und Betriebsleiter des Nest Hotels, Ulf Grünewald, setzt sich indessen für ein Investment in „saubere“ Entwicklungen ein.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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