Lebensmittelhilfe für Simbabwe
Im März 2008, am Vorabend der Wahlen in Simbabwe, treffen sich in der Central Methodist Church in Windhoek siebzig simbabwische Flüchtlinge um für einen friedlichen Verlauf der Wahlen in ihrer Heimat zu beten. An diesem Abend wird erstmals die Idee diskutiert, von Windhoek aus einen Hilfstransport mit Lebensmitteln nach Simbabwe auf den Weg zu bringen. Doch dafür ist die Zeit offenbar noch nicht reif.
In der politisch hochsensiblen Wahlzeit wäre der Empfang von Hilfsgütern aus dem Ausland für die Empfänger lebensbedrohlich gewesen. Hilfe von Außen hätte als Unterstützung der Opposition und somit als offene Kritik an der inneren Situation des Landes verstanden werden können.
Die meisten Exil-Simbabwer der Central Gemeinde in haben ihren Weihnachtsurlaub in der Heimat verbracht und kehren Anfang Januar nach Windhoek zurück. Ihre Berichte über die Zustände im ehemaligen "Brotkorb Afrikas" sind erschütternd. Ein Vorstandsmitglied berichtet vom Hungertod seiner Tante. Nachdem ihre drei Söhne erkrankten und sich nicht mehr um sie kümmern konnten wurde die alte Frau in einem entlegenen, bereits halb entvölkerten Dorf regelrecht vergessen.
Jetzt, nachdem die simbabwische Regierung die Nachbarländer öffentlich um Hilfe ersucht hat, kann endlich mit der Planung eines Hilfstransportes begonnen werden.
Die umgehend gebildete "SimAid-Initiativ-Gruppe" ist sich sofort einig: Binnen Monatsfrist soll ein acht-Tonnen LKW mit Grundnahrungsmitteln in einer besonders bedürftigen Region in Simbabwe ankommen. Die Initiativgruppe setzt Gott und die Welt in Bewegung und die Reaktionen (auf beiden Seiten) übertreffen alle Erwartungen. Menschen vom Rand der Gemeinde werden plötzlich aktiv, andere, die unsere Kirche nie von innen gesehen haben, spenden großzügig. Von vielen Seiten bekommen wir zu hören: "Endlich tut mal jemand was."
Die Ankündigung der EMK-Weltmission, jeden gesammelten Dollar zu verdoppeln bewirkt einen weiteren Motivationsschub für die Sammler und Spender.
Die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erleben, dass ihre Mühen gesegnet sind.
Dank guter Verbindungen zu verschiedenen Ministerien und zur simbabwischen Botschaft in Windhoek sind auch alle erforderlichen Genehmigungen rechtzeitig eingeholt.
Inzwischen hat die Methodistische Kirche in Simbabwe drei Gemeinden benannt in die die Lebensmittel gebracht werden sollen.
Am Freitag den 13. Februar hält der leicht überladene Lkw vor der Kirche und die zwei Fahrer und drei Begleitpersonen werden mit flehenden Bitten um Gottes Geleit verabschiedet.
Für sechs Tonnen Maismehl, eine Tonne getrocknete Bohnen und tausend Liter Speiseöl reichte das in drei Wochen gesammelte Geld.
Eine Windhoeker Spedition hatte sich bereit erklärt, kostenlos einen Lkw bereitzustellen - allerdings nur übers Wochenende. 2000 km bis zur simbabwischen Grenze und dann noch einige hundert im Land, eigentlich nur zu schaffen, wenn keine Verzögerungen eintreten.
Es traten Verzögerungen ein. Verspätungen bei der Beladung, eine Panne bei der Abfahrt, zahllose Tiere auf der nächtlichen Strecke durch Botswana und übermüdete Fahrer hatten zur Folge, dass der Transport erst am Samstagmittag die simbabwische Grenze erreichte - das befürchtete Nadelöhr des gesamten Unternehmens. Wir wussten von Hilfstransporten, die an der Grenze abgewiesen worden waren. Wir wussten auch von korrupten Grenzern. Unsere Hoffnung auf faire Behandlung ruhte auf einem methodistischen Grenzbeamten, der zu unserer Enttäuschung jedoch vor wenigen Tagen versetzt worden war.
Drei Tage zuvor hatte Präsident Robert Mugabe dem internationalen Druck nachgegeben und Oppositionsführer Morgan Tsvangirai als Premierminister vereidigt. Während im ganzen Land neue Hoffnung aufkeimt herrscht unter den politisch linientreuen Grenzbeamten blanke Angst vor einer baldigen Entlassung. Denn: Die Opposition wird in Kürze das Innenministerium übernehmen.
Wir sind also in einer Zeit an der Grenze in der es für die Beamten gilt, finanzielle Vorsorge zu treffen. Eine Zollbefreiung für Lebensmittel sollte plötzlich für uns nicht mehr gelten und die Importpapiere seien angeblich auch nicht vollständig. Nach vier Stunden "Verhandlung" war die "Gebühr" ausgehandelt und am frühen Samstagabend war die erste Abladestation erreicht.
Tegwane Mission -700 Kinder leben in der methodistischen Internatsschule. Die Begeisterung ist überwältigend, als der lange erwartete LKW bei anbrechender Dunkelheit endlich ankommt.
Zahllose Kinderhände packen beim Abladen mit an. Als wir in Matjinge und gegen Mitternacht in Tsholotsho ankommen haben die bedürftigen Menschen die Kirchen längst verlassen. Den ganzen Tag hatten sie gehofft, dass die angekündigte Hilfe kommt, nun sind sie enttäuscht in ihre Dörfer zurückgekehrt.
Erst am nächsten Tag wird sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreiten: Der Lkw aus Windhoek ist doch noch gekommen!
Um Ungerechtigkeiten bei der Verteilung zu vermeiden, werden Mitarbeiter des methodistischen Katastrophenhilfswerkes aus Harare die Ausgabe vornehmen.
"It's just a drop in the ocean" - Es ist doch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Acht Tonnen Lebensmittel werden ein hungerndes Volk nicht satt machen.
Das stimmt.
Aber fünf Brote und zwei Fische haben schon in biblischer Zeit mehr bewirkt als man erwarten konnte.
Und genau das hat die Delegation aus Windhoek im Sonntagsgottesdienst in Bulawayo erlebt:
Die moralische Unterstützung durch die erfahrene Solidarität von Menschen aus einem afrikanischen Nachbarland lässt neue Hoffnung wachsen.
Von Hilfsorganisationen, so wurde uns gesagt, könne man Lebensmittelhilfe erwarten - das sei ihre Aufgabe. Schier unfassbar und überwältigend allerdings sei, dass Menschen aus Namibia, einem Land, das sich mit Kritik an den Zuständen in Simbabwe bisher zurück gehalten hat, Kosten und Mühen auf sich nehmen um praktische Hilfe zu leisten.
Was sich schon während der Vorbereitung ankündigte bestätigte sich bald im Gemeindealltag: Durch das gemeinsame Ziehen an einem Strang wurden scheinbar unüberwindbare Gräben plötzlich unwichtig. Unter den Simbabwern in der Central Gemeinde gibt es sowohl Anhänger der Opposition als auch der Regierung - zwei unversöhnliche Lager bisher.
Mitte April wird es einen zweiten Hilfstransport geben. So klar wurde in der Auswertung der Initiative das nächste Ziel formuliert. Wir wissen nicht, ob wir wieder genügend Geld zusammenbekommen werden. Wir wissen auch nicht ob die Schwierigkeiten diesmal unsere Möglichkeiten übersteigen werden. Wir hoffen und beten, dass Gott unser Vorhaben unter seinem Segen gelingen lässt.
Spenden für den zweiten Lebensmittel-Transport nach Simbabwe sind willkommen:
Konto-Inhaber: The Methodist Church of Southern Africa
BANK: Nedbank
BRANCH: 461-038 (Independence Branch)
Konto-Nr.:1 1010003603
Kennwort: ZimAid
In der politisch hochsensiblen Wahlzeit wäre der Empfang von Hilfsgütern aus dem Ausland für die Empfänger lebensbedrohlich gewesen. Hilfe von Außen hätte als Unterstützung der Opposition und somit als offene Kritik an der inneren Situation des Landes verstanden werden können.
Die meisten Exil-Simbabwer der Central Gemeinde in haben ihren Weihnachtsurlaub in der Heimat verbracht und kehren Anfang Januar nach Windhoek zurück. Ihre Berichte über die Zustände im ehemaligen "Brotkorb Afrikas" sind erschütternd. Ein Vorstandsmitglied berichtet vom Hungertod seiner Tante. Nachdem ihre drei Söhne erkrankten und sich nicht mehr um sie kümmern konnten wurde die alte Frau in einem entlegenen, bereits halb entvölkerten Dorf regelrecht vergessen.
Jetzt, nachdem die simbabwische Regierung die Nachbarländer öffentlich um Hilfe ersucht hat, kann endlich mit der Planung eines Hilfstransportes begonnen werden.
Die umgehend gebildete "SimAid-Initiativ-Gruppe" ist sich sofort einig: Binnen Monatsfrist soll ein acht-Tonnen LKW mit Grundnahrungsmitteln in einer besonders bedürftigen Region in Simbabwe ankommen. Die Initiativgruppe setzt Gott und die Welt in Bewegung und die Reaktionen (auf beiden Seiten) übertreffen alle Erwartungen. Menschen vom Rand der Gemeinde werden plötzlich aktiv, andere, die unsere Kirche nie von innen gesehen haben, spenden großzügig. Von vielen Seiten bekommen wir zu hören: "Endlich tut mal jemand was."
Die Ankündigung der EMK-Weltmission, jeden gesammelten Dollar zu verdoppeln bewirkt einen weiteren Motivationsschub für die Sammler und Spender.
Die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erleben, dass ihre Mühen gesegnet sind.
Dank guter Verbindungen zu verschiedenen Ministerien und zur simbabwischen Botschaft in Windhoek sind auch alle erforderlichen Genehmigungen rechtzeitig eingeholt.
Inzwischen hat die Methodistische Kirche in Simbabwe drei Gemeinden benannt in die die Lebensmittel gebracht werden sollen.
Am Freitag den 13. Februar hält der leicht überladene Lkw vor der Kirche und die zwei Fahrer und drei Begleitpersonen werden mit flehenden Bitten um Gottes Geleit verabschiedet.
Für sechs Tonnen Maismehl, eine Tonne getrocknete Bohnen und tausend Liter Speiseöl reichte das in drei Wochen gesammelte Geld.
Eine Windhoeker Spedition hatte sich bereit erklärt, kostenlos einen Lkw bereitzustellen - allerdings nur übers Wochenende. 2000 km bis zur simbabwischen Grenze und dann noch einige hundert im Land, eigentlich nur zu schaffen, wenn keine Verzögerungen eintreten.
Es traten Verzögerungen ein. Verspätungen bei der Beladung, eine Panne bei der Abfahrt, zahllose Tiere auf der nächtlichen Strecke durch Botswana und übermüdete Fahrer hatten zur Folge, dass der Transport erst am Samstagmittag die simbabwische Grenze erreichte - das befürchtete Nadelöhr des gesamten Unternehmens. Wir wussten von Hilfstransporten, die an der Grenze abgewiesen worden waren. Wir wussten auch von korrupten Grenzern. Unsere Hoffnung auf faire Behandlung ruhte auf einem methodistischen Grenzbeamten, der zu unserer Enttäuschung jedoch vor wenigen Tagen versetzt worden war.
Drei Tage zuvor hatte Präsident Robert Mugabe dem internationalen Druck nachgegeben und Oppositionsführer Morgan Tsvangirai als Premierminister vereidigt. Während im ganzen Land neue Hoffnung aufkeimt herrscht unter den politisch linientreuen Grenzbeamten blanke Angst vor einer baldigen Entlassung. Denn: Die Opposition wird in Kürze das Innenministerium übernehmen.
Wir sind also in einer Zeit an der Grenze in der es für die Beamten gilt, finanzielle Vorsorge zu treffen. Eine Zollbefreiung für Lebensmittel sollte plötzlich für uns nicht mehr gelten und die Importpapiere seien angeblich auch nicht vollständig. Nach vier Stunden "Verhandlung" war die "Gebühr" ausgehandelt und am frühen Samstagabend war die erste Abladestation erreicht.
Tegwane Mission -700 Kinder leben in der methodistischen Internatsschule. Die Begeisterung ist überwältigend, als der lange erwartete LKW bei anbrechender Dunkelheit endlich ankommt.
Zahllose Kinderhände packen beim Abladen mit an. Als wir in Matjinge und gegen Mitternacht in Tsholotsho ankommen haben die bedürftigen Menschen die Kirchen längst verlassen. Den ganzen Tag hatten sie gehofft, dass die angekündigte Hilfe kommt, nun sind sie enttäuscht in ihre Dörfer zurückgekehrt.
Erst am nächsten Tag wird sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreiten: Der Lkw aus Windhoek ist doch noch gekommen!
Um Ungerechtigkeiten bei der Verteilung zu vermeiden, werden Mitarbeiter des methodistischen Katastrophenhilfswerkes aus Harare die Ausgabe vornehmen.
"It's just a drop in the ocean" - Es ist doch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Acht Tonnen Lebensmittel werden ein hungerndes Volk nicht satt machen.
Das stimmt.
Aber fünf Brote und zwei Fische haben schon in biblischer Zeit mehr bewirkt als man erwarten konnte.
Und genau das hat die Delegation aus Windhoek im Sonntagsgottesdienst in Bulawayo erlebt:
Die moralische Unterstützung durch die erfahrene Solidarität von Menschen aus einem afrikanischen Nachbarland lässt neue Hoffnung wachsen.
Von Hilfsorganisationen, so wurde uns gesagt, könne man Lebensmittelhilfe erwarten - das sei ihre Aufgabe. Schier unfassbar und überwältigend allerdings sei, dass Menschen aus Namibia, einem Land, das sich mit Kritik an den Zuständen in Simbabwe bisher zurück gehalten hat, Kosten und Mühen auf sich nehmen um praktische Hilfe zu leisten.
Was sich schon während der Vorbereitung ankündigte bestätigte sich bald im Gemeindealltag: Durch das gemeinsame Ziehen an einem Strang wurden scheinbar unüberwindbare Gräben plötzlich unwichtig. Unter den Simbabwern in der Central Gemeinde gibt es sowohl Anhänger der Opposition als auch der Regierung - zwei unversöhnliche Lager bisher.
Mitte April wird es einen zweiten Hilfstransport geben. So klar wurde in der Auswertung der Initiative das nächste Ziel formuliert. Wir wissen nicht, ob wir wieder genügend Geld zusammenbekommen werden. Wir wissen auch nicht ob die Schwierigkeiten diesmal unsere Möglichkeiten übersteigen werden. Wir hoffen und beten, dass Gott unser Vorhaben unter seinem Segen gelingen lässt.
Spenden für den zweiten Lebensmittel-Transport nach Simbabwe sind willkommen:
Konto-Inhaber: The Methodist Church of Southern Africa
BANK: Nedbank
BRANCH: 461-038 (Independence Branch)
Konto-Nr.:1 1010003603
Kennwort: ZimAid
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Allgemeine Zeitung
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