Lebenswege bis auf eine namibische Farm
Graphisch wirksame, einfache Schwarz-Weiß-Figuren aus dem großen Schatz namibischer Felsmalereien auf dem Buchumschlag des Romans „Afrika - Sonne Mond Sterne“ von Barbara Seelk mögen Exotik andeuten. Sie bilden jedoch den Rahmen zu fiktiven historischen sowie gegenwärtigen Einheimischen, Siedlern und Zugereisten Namibias, wie sie in der Tat anzutreffen sind.
Felsmalereien werden in der Regel den Buschleuten zugeschrieben, obwohl die San der Neuzeit der ersten europäischen Jäger, Missionare und kolonialen Siedler nachweislich keine Felsmalereien (mehr ) geschaffen haben. Dennoch macht der Umschlag des Romans den kontinentalen Hauptschauplatz unmissverständlich deutlich und lässt bereits die tief verwurzelte Verbundenheit der Autorin mit dem Ambiente Namibias erahnen.
Vom historischen Ursprung der eher ärmlichen Matrosenfamilie Störtebring in Hamburg Altona und den ähnlich armen Juden der Familie Selinger in Odessa, Russland, zu Beginn des 20. Jahrhunderts entfalten sich Handlungsstränge und Geschicke, die in getrennten Bahnen früher oder später schließlich im unabhängigen Namibia enden. Die Schauplätze wechseln im Übrigen noch zwischen Filmstudios in Hollywood, dem britisch verwalteten Palästina, der Großwildjagd in Simbabwe, dem Kapland in Südafrika, aber enden schließlich auf der Farm Altona in Namibia. Auf diese Weise umfasst die Autorin über vier Generationen im Rahmen der Epochen ein Stück Kaiserreich und zaristisches Russland, Kolonial- und Apartheidszeit in Südwest- und Südafrika, Jahre des Ersten und Zweiten Weltkriegs und der Entkolonisierung als historische Kulissen. Alle Familien werden direkt vom Zeitgeschehen und Zeitgeist berührt, motiviert oder mitunter gewaltsam vertrieben, sei es der europäische Auswanderungsdrang oder Mord und Raub an Juden durch Russen/Kosaken-Pogrom.
Bei einer derart breit gespannten Kulisse, bei sprunghafter Fortsetzung einzelner Laufbahnen, rasantem Erzählertempo und nach ausgeblendeten Jahrzehnten und mit nahezu unzähligen Familiengliedern aufeinander folgender Generationen bleibt es nicht aus, dass Leser hier und da den Faden verlieren, sollten sie den Roman nicht zügig hintereinander lesen. So empfiehlt es sich, von allen Akteuren ein dramatis personae anzulegen, so dass man die später wieder auftauchenden Charaktere bei dem rasanten Erzählertempo korrekt zuordnen kann und um der Gefahr zu entgehen, das Buch nur halb gelesen zur Seite zu legen. Zum Innehalten zwischen chronologischen Verlauf der Lebenswege bietet die Autorin zu Beginn eines jeden Kapitels Kernzitate anderer Autoren oder Filmproduzenten.
Über die Wirren, Härten und Schicksalsschläge - ob den politischen Zeitläuften oder eigenem Versagen geschuldet - feiert die Autorin wiederholt ihre Liebe zur afrikanischen, zur namibischen Umwelt mit bunten Menschen, Tieren und Natur. Dabei streift sie auch Komplikationen und wahnwitzige Affekte zwischen Menschen in der Apartheidszeit. Sie schreibt als Europäerin, die im Verlauf ständig wiederholter Besuche und längerer Aufenthalte in Namibia - Zweitheimat - Land, Leuten und Natur durch tiefgründiges Verständnis und Liebe näherkommen will. So streut sie im Handlungsverlauf etliche Male das umfassende Leitmotiv des Buchtitels „Sonne Monde Sterne“ ein, um zusammen mit anderen lyrischen Pinselstrichen Faszination für das namibische Afrika auszudrücken. In anderen Romanen Barbara Seelks wie in der „Roggenmuhme“ oder „Die Stunde der Löwin“ tritt wiederkehrend eine Fabelgestalt oder eine Löwin als eingeflochtenes Motiv auf.
Mit Einzelheiten nimmt sie es da nicht so genau, so dass sie in Deutsch-Südwestafrika schon einen Traktoren laufen lässt, als gehörte die Zugmaschine schon zum Alltag. Oder wenn der Platzregen der kleinen Regenzeit den Termitenhügel „weggewaschen“ haben soll. Sie betont selbst, dass es ihr nicht um historische Genauigkeitkeit geht. Worauf es aber definitiv ankommt, ist, auszudrücken, dass sie „unten im afrikanischen Süden“ gelernt habe, „dass jeder Mensch ein Universum ist. Sein Eigenes. Und jeder einzelne jeden Tag damit beschäftigt ist, Willen und Widerstand, Ausdauer und auch Rücksichtslosigkeit einzusetzen, um mitzuhalten im ewigen Kreislauf der Natur“.
Ein Roman zur Unterhaltung all jener, die mit Namibia verbunden sind oder sein wollen, Wiedererkennungswerte schätzen und wissen wollen, wie eine eingeweihte „Auswärtige“ dieses Land erfährt.
Eberhard Hofmann
Felsmalereien werden in der Regel den Buschleuten zugeschrieben, obwohl die San der Neuzeit der ersten europäischen Jäger, Missionare und kolonialen Siedler nachweislich keine Felsmalereien (mehr ) geschaffen haben. Dennoch macht der Umschlag des Romans den kontinentalen Hauptschauplatz unmissverständlich deutlich und lässt bereits die tief verwurzelte Verbundenheit der Autorin mit dem Ambiente Namibias erahnen.
Vom historischen Ursprung der eher ärmlichen Matrosenfamilie Störtebring in Hamburg Altona und den ähnlich armen Juden der Familie Selinger in Odessa, Russland, zu Beginn des 20. Jahrhunderts entfalten sich Handlungsstränge und Geschicke, die in getrennten Bahnen früher oder später schließlich im unabhängigen Namibia enden. Die Schauplätze wechseln im Übrigen noch zwischen Filmstudios in Hollywood, dem britisch verwalteten Palästina, der Großwildjagd in Simbabwe, dem Kapland in Südafrika, aber enden schließlich auf der Farm Altona in Namibia. Auf diese Weise umfasst die Autorin über vier Generationen im Rahmen der Epochen ein Stück Kaiserreich und zaristisches Russland, Kolonial- und Apartheidszeit in Südwest- und Südafrika, Jahre des Ersten und Zweiten Weltkriegs und der Entkolonisierung als historische Kulissen. Alle Familien werden direkt vom Zeitgeschehen und Zeitgeist berührt, motiviert oder mitunter gewaltsam vertrieben, sei es der europäische Auswanderungsdrang oder Mord und Raub an Juden durch Russen/Kosaken-Pogrom.
Bei einer derart breit gespannten Kulisse, bei sprunghafter Fortsetzung einzelner Laufbahnen, rasantem Erzählertempo und nach ausgeblendeten Jahrzehnten und mit nahezu unzähligen Familiengliedern aufeinander folgender Generationen bleibt es nicht aus, dass Leser hier und da den Faden verlieren, sollten sie den Roman nicht zügig hintereinander lesen. So empfiehlt es sich, von allen Akteuren ein dramatis personae anzulegen, so dass man die später wieder auftauchenden Charaktere bei dem rasanten Erzählertempo korrekt zuordnen kann und um der Gefahr zu entgehen, das Buch nur halb gelesen zur Seite zu legen. Zum Innehalten zwischen chronologischen Verlauf der Lebenswege bietet die Autorin zu Beginn eines jeden Kapitels Kernzitate anderer Autoren oder Filmproduzenten.
Über die Wirren, Härten und Schicksalsschläge - ob den politischen Zeitläuften oder eigenem Versagen geschuldet - feiert die Autorin wiederholt ihre Liebe zur afrikanischen, zur namibischen Umwelt mit bunten Menschen, Tieren und Natur. Dabei streift sie auch Komplikationen und wahnwitzige Affekte zwischen Menschen in der Apartheidszeit. Sie schreibt als Europäerin, die im Verlauf ständig wiederholter Besuche und längerer Aufenthalte in Namibia - Zweitheimat - Land, Leuten und Natur durch tiefgründiges Verständnis und Liebe näherkommen will. So streut sie im Handlungsverlauf etliche Male das umfassende Leitmotiv des Buchtitels „Sonne Monde Sterne“ ein, um zusammen mit anderen lyrischen Pinselstrichen Faszination für das namibische Afrika auszudrücken. In anderen Romanen Barbara Seelks wie in der „Roggenmuhme“ oder „Die Stunde der Löwin“ tritt wiederkehrend eine Fabelgestalt oder eine Löwin als eingeflochtenes Motiv auf.
Mit Einzelheiten nimmt sie es da nicht so genau, so dass sie in Deutsch-Südwestafrika schon einen Traktoren laufen lässt, als gehörte die Zugmaschine schon zum Alltag. Oder wenn der Platzregen der kleinen Regenzeit den Termitenhügel „weggewaschen“ haben soll. Sie betont selbst, dass es ihr nicht um historische Genauigkeitkeit geht. Worauf es aber definitiv ankommt, ist, auszudrücken, dass sie „unten im afrikanischen Süden“ gelernt habe, „dass jeder Mensch ein Universum ist. Sein Eigenes. Und jeder einzelne jeden Tag damit beschäftigt ist, Willen und Widerstand, Ausdauer und auch Rücksichtslosigkeit einzusetzen, um mitzuhalten im ewigen Kreislauf der Natur“.
Ein Roman zur Unterhaltung all jener, die mit Namibia verbunden sind oder sein wollen, Wiedererkennungswerte schätzen und wissen wollen, wie eine eingeweihte „Auswärtige“ dieses Land erfährt.
Eberhard Hofmann
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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