Leierkastenmann noch da
Es gibt ihn noch, den Leierkastenmann, in Windhoeks größter Partnerstadt an der Spree. Das konnte die Okuranta jojindoitjie maklik feststellen. Er steht im Berliner Villenviertel Lichterfelde auf dem Trottoir und lässt sich mit Eurozenten bedienen. Niemand sollte die Cents belächeln, denn die sind hier janz wichtig. Mit zweimal 50 Eurocent wirst Du im WC der Teutonenhauptstadt zweimal zugelassen, umgerechnet also für elf, zwölf Namibia Dollar - das Äquivalent für ein Berliner Landbrot im Supermarkt von Ovenduka oder für ein Bier aus Otjomuise. Wenn die Berliner nur wüssten, wie billig, problemlos und ungeniert in ihrer afrikanischen Partnerstadt der Gang zur Erleichterung ohne magnetische Sperre, ohne Münzautomat am Straßenrand ist - bei uns im pissful country. Es versteht sich, dass sich die schiefe Kostenspirale bis in alle Bereiche fortsetzt, die der zufällige namibische Tourist und Flaneur in der Hauptstadt der Deutschen und anderswo im Lande der europäischen Mitte zu verarbeiten hat.
Neben dem Leierkastenmann, das Wahrzeichen für bescheidene Leute, wartet Berlin natürlich noch mit Dutzenden anderer Wahrzeichen auf, an denen die Identität der Metropole auf mehreren Ebenen aufgehängt ist. Was kann nun Ovenduka, Berlins einzige Partnerstadt auf dem Kontinent Afrika, auf der Ebene des Leierkastenmanns als Emblem bieten? Der Leierkastenmann ist übrigens nicht unbedingt derselbe, der vor Jahren schon Passanten samt Berliner Gören mit Schnauze an der gepflasterten Ecke unterhalten hat. Zur Freude der Tierschützer ist sein Affe aus Stoff und klammert sich ohne Kette an den Dudelkasten, so dass die Tierschützer sich nun um Wale im Ozean, Elefanten in der Wüste, Fledermäuse im Dresdner Elbtal und Hornissen im Erzgebirge kümmern können. Die künstliche Blumengirlande an der manuellen Jukebox stammt aus einem Kaufhaus, vielleicht sogar aus dem KaDeWe (Kaufhaus des Westens), wo es angeblich alles gibt, was unter der Sonne gebraucht wird, auch Brathering und Bratkartoffeln. Als spontaner Unterhaltungskünstler hat der Leierkastenmann allerdings von Akkordeonspielern mit polnischem oder russischem Zungenschlag noch Konkurrenz erhalten, die in der zugigen Unterführung kleinerer Bahnhöfe oder im gut besetzten Waggon der S-Bahn spielen und zwischen den Haltestellen ihre Ohrwürmer nur zuweilen unterbrechen, um mit dem Sammelbecher den Gang abzuschreiten, um die Gunst des Spenders herauszufordern.
Das Gegenstück zum Leierkastenmann könnten die Kapana-Frauen sein, die hauptsächlich an den Windhoeker Baustellen hocken und aus dem kräuselnden Rauch ihrer Feuerstellen heraus die Bauarbeiter mit Vetkoek und eben Kapana beköstigen, was aber nicht für alle Passanten gedacht ist. So haben wir das Problem, dem Leierkastenmann ein ebenbürtiges Emblem von Ovenduka entgegen zu setzen, noch in keiner Weise gelöst. Wahrzeichen wie die Aloe und das Brandenburger Tor, Südwester Reiter und Berliner Fernsehturm sprechen für sich selbst und brauchen keine Förderung.
In der Partnerstadt Berlin fällt bei kühler Herbsttemperatur jetzt buntes Laub zu Boden. Kastanien kullern über den Gehsteig. In Ovenduka schießt dagegen das Quecksilber in die Höhe und sackt das Blut in die Beine. Blühende Jakaranden bilden am Omurambaweg lila Kuppeln und werfen Blütenteppiche aus. Die Windhoeker können jetzt auch am Tintenpalast unter den Jakaranden wandeln, derweil die Berliner das Flanieren Unter den Linden den Touristen überlassen und sich lieber ins Kabarett oder Varieté zurückziehen.
In zwei Welten rückt das Jahr voran.
Neben dem Leierkastenmann, das Wahrzeichen für bescheidene Leute, wartet Berlin natürlich noch mit Dutzenden anderer Wahrzeichen auf, an denen die Identität der Metropole auf mehreren Ebenen aufgehängt ist. Was kann nun Ovenduka, Berlins einzige Partnerstadt auf dem Kontinent Afrika, auf der Ebene des Leierkastenmanns als Emblem bieten? Der Leierkastenmann ist übrigens nicht unbedingt derselbe, der vor Jahren schon Passanten samt Berliner Gören mit Schnauze an der gepflasterten Ecke unterhalten hat. Zur Freude der Tierschützer ist sein Affe aus Stoff und klammert sich ohne Kette an den Dudelkasten, so dass die Tierschützer sich nun um Wale im Ozean, Elefanten in der Wüste, Fledermäuse im Dresdner Elbtal und Hornissen im Erzgebirge kümmern können. Die künstliche Blumengirlande an der manuellen Jukebox stammt aus einem Kaufhaus, vielleicht sogar aus dem KaDeWe (Kaufhaus des Westens), wo es angeblich alles gibt, was unter der Sonne gebraucht wird, auch Brathering und Bratkartoffeln. Als spontaner Unterhaltungskünstler hat der Leierkastenmann allerdings von Akkordeonspielern mit polnischem oder russischem Zungenschlag noch Konkurrenz erhalten, die in der zugigen Unterführung kleinerer Bahnhöfe oder im gut besetzten Waggon der S-Bahn spielen und zwischen den Haltestellen ihre Ohrwürmer nur zuweilen unterbrechen, um mit dem Sammelbecher den Gang abzuschreiten, um die Gunst des Spenders herauszufordern.
Das Gegenstück zum Leierkastenmann könnten die Kapana-Frauen sein, die hauptsächlich an den Windhoeker Baustellen hocken und aus dem kräuselnden Rauch ihrer Feuerstellen heraus die Bauarbeiter mit Vetkoek und eben Kapana beköstigen, was aber nicht für alle Passanten gedacht ist. So haben wir das Problem, dem Leierkastenmann ein ebenbürtiges Emblem von Ovenduka entgegen zu setzen, noch in keiner Weise gelöst. Wahrzeichen wie die Aloe und das Brandenburger Tor, Südwester Reiter und Berliner Fernsehturm sprechen für sich selbst und brauchen keine Förderung.
In der Partnerstadt Berlin fällt bei kühler Herbsttemperatur jetzt buntes Laub zu Boden. Kastanien kullern über den Gehsteig. In Ovenduka schießt dagegen das Quecksilber in die Höhe und sackt das Blut in die Beine. Blühende Jakaranden bilden am Omurambaweg lila Kuppeln und werfen Blütenteppiche aus. Die Windhoeker können jetzt auch am Tintenpalast unter den Jakaranden wandeln, derweil die Berliner das Flanieren Unter den Linden den Touristen überlassen und sich lieber ins Kabarett oder Varieté zurückziehen.
In zwei Welten rückt das Jahr voran.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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