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Leoparden-Angriff überlebt

Deutscher nach Attacke im Kuiseb-Canyon in kritischem Zustand
Erwin Leuschner
Von Erwin Leuschner, Swakopmund/Walvis Bay

„Das Opfer kann sich sehr glücklich schätzen. Der Leopard hat seine Aorta nur mit wenigen Millimeter verfehlt“, sagte ein medizinischer Fachmann gestern der AZ. Das Opfer, Hardy Specker, wurde gestern kurz vor Redaktionsschluss operiert.

Speckers Frau Petra (60) stand am Donnerstag noch unter Schock. „Es ist unfassbar. Es ist unglaublich“, sagte sie im Gespräch mit der AZ. Das Touristenpaar war bereits mehrfach zu Besuch im südlichen Afrika und hatte dieses Mal eine neun Monate lange Tour geplant. „Wir haben extra einen Wohn-Lkw aus Deutschland eingeschifft, mit dem wir das südliche Afrika bereisen wollten. Wir sind vor 14 Tagen gelandet“, sagte sie. Das erste Ziel: Sesriem. „Wir sind am Mittwoch losgefahren und haben auf dem Weg nach Sesriem am Abend im Kuiseb-Rivier angehalten. Wir haben unter der Brücke geparkt und wollten dort übernachten“, sagte sie.

Etwa gegen ein Uhr am gestrigen Morgen - das Paar habe bereits geschlafen - seien die Beiden durch ein „Kratzen“ am Wagen geweckt worden. „Mein Mann ist aufgestanden und wollte zur Sicherheit das kleine Fenster über dem Waschbecken schließen. Noch bevor er dieses zumachen konnte, ist der Leopard durch das Fenster in sein Gesicht gesprungen und hat ihn in den Kopf gebissen“, sagte sie.

Der Leopard habe versucht, ihren Mann aus dem Fenster ziehen und dabei mehrfach zugebissen und gekratzt. Sie habe ihn an den Beinen festgehalten und damit verhindert, dass er nach draußen gezogen wird. Nach einigen Minuten habe der Leopard losgelassen und sie habe das Fenster geschlossen. Das Fenster befindet sich in etwa zwei Meter Höhe vom Boden aus.

Specker habe tiefe Bisswunden am Kiefer und am Hals davongetragen. Außerdem habe ihn der Leopard tiefe Schnittwunden im Gesicht und an den Armen zugefügt. Die Raubkatze habe ihn sogar teils skalpiert. „Es war grauenhaft. Er hat so viel Blut verloren“, so Petra Specker. Sie habe im Anschluss versucht, den Leoparden wegzujagen und deshalb mehrfach lange gehupt und die Lichter eingeschaltet. „Aber das Tier hat sich gar nicht daran gestört. Er hat sich auf das Dach gesetzt und weiter gekratzt. Bestimmt vier Stunden lang saß er auf dem Dach“, sagte sie. Da sie nicht Lkw fahren könne, sei sie bei ihrem Mann geblieben. Inzwischen habe der Leopard die Sonnenzelle auf dem Dach, die Scheinwerfer und sonstige Ausrüstung zerstört.

Am gestrigen Morgen gegen 7 Uhr, also rund sechs Stunden nach dem Angriff, sei eine Tourgruppe vorbeigefahren, die sofort den Ambulanzdienst E-Med Rescue 24 benachrichtigt habe. Dann seien sie nach Walvis Bay zum Welwitschia-Privatkrankenhaus gebracht worden.

„Das ist ein sehr, sehr ungewöhnlicher Fall“, sagte Dr. Diethardt Rodenwoldt gestern im AZ-Gespräch. Rodenwoldt ist Tierarzt bei der AfriCat-Stiftung im Okonjima-Naturreservat und behandelt dort sämtliche Raubkatzen. „Leoparden sind zwar nachtaktiv, aber sie kommen nicht gewöhnlich nahe an einen Menschen und würden nicht einfach auf ein Auto springen. Das ist nicht normal“, sagte er. Allerdings: „Zwei Meter hoch kann ein Leopard mit Leichtigkeit springen.“

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-24

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