Lila Kuppeln wölben sich über Ovenduka
Der Jakaranda-Baum, Fremdling unter den einheimischen Bäumen, zeigt mit lila Kronen vor meist wolkenlosem Himmel an, dass Schüler und Studenten büffeln und pauken und dann im Prüfungslokal schwitzen müssen. Mit Examensstress kommt ganz andere Oktoberitis auf, als wir sie mit Heuschnupfen und geröteten Augen kennen.
Dennoch sollte jedermann auf das positive Oktober-Ambiente achten, wenn der Kameldorn wieder ausschlägt und mildgelb und verhalten blüht im Gegensatz zum Blütenrausch des Jakaranda, der an der Auffahrt zum Tintenpalast hinter der Christuskirche auch noch alternativ, mal lila-, mal weiß-flimmernd die Oktoberluft bereichert. An windstillen Abenden kannste in Ovenduka von betörendem Jasmin- und anderem Blütenduft überrumpelt werden.
Der große Besucher aus dem Deutschen Bundestag, Omutengwa Norbert Lammert, der sich stief Zeit genommen hat, das namibische Parlament mit Omutengwa Katjavivi und anderen Köppen kennen zu lernen, hat vor allem beim Auftritt im NamPower-Zentrum als Podiumsredner an der Seite von Omutengwa Diescho eine volle Portion namibischer Empfindsamkeiten oder Empfindlichkeiten mitgekriegt, um das auf Hochdeutsch zu sagen. Anders, aber noch milde gesagt, der hat net moi mitgekriegt wie bedonnert Namibier sein können. Sein Vorgänger im Amt des Bundestagspräsidenten, Wolf Thierse, hat das Land der Braven vor Jahren auch einmal aufgesucht und hatte dabei sogar Zeit abgeknappt, die (All)Gemeine Zeitung mit ins Programm zu nehmen und sich mit an den Konferenztisch der Okuranta jojindoitjie zu setzen. Lammert wurde anderweitig mit anderen Prioritäten beschäftigt, hat aber nich die Qual miserabler Debatten in der hiesigen Nationalversammlung mitmachen müssen, denen Schreiberlinge immer wieder ausgesetzt sind. Derzeit besteht die Hoffnung, dass unter Speaker Katjavivi wieder biekie mehr Niveau ins Haus zurückkehrt.
Aber wenn Du die Transkription aus dem Berliner Reichstag checkst, dann merkste, dass es den Menschen wie den Leuten geht. Ignoranz und Affekt gibt´s mos nich nur im Tintenpalast der Braven sondern auch im teutonischen Bundestag der Ovandoitjie. Jüngst fand da eine Namibia-Debatte statt, worüber die (All)Gemeine Zeitung mos berichtet hat. Es ging um Namibia-Anträge der Linken und der Grünen. Die Vizepräsidentin Schmidt, also der weibliche Sidekick von Lammert, räumte den Rednern 25 Minuten ein. Es beteiligten sich Linke, CDU/CSU, Grüne und SPD. Alle hatten ihre Freude an der neuen Sprachregelung „Genozid“ für Kolonialkrieg, die Lammert zur Jahresmitte initiiert hat. Dazu haben sie auch frisierte Todeszahlen - Movassat (Linke): „bis zu 100000 ermordet“ - zum Besten gegeben. Das wären seinerzeit rund 50% der Gesamtbevölkerung des Landes gewesen. Und diese Zahlen lassen sich noch beliebig und per Abstimmung und je nach Stimmungslage der Reparationslobby steigern, so wie sich die Totenzahlen von Dresden schrittweise runterschrauben lassen.
Dazu hat dann Tom Koenigs (Grüner) dem blauäugigen Bundestag seine Namibia-Kenntnisse anvertraut: „Wer schon einmal in Namibia war, der weiß, dass es in Namibia eine fast perfekte Rassentrennung gibt. Von den wunderschönen Loggias (sic) gehört keine einzige einem Schwarzen. Sie finden in den Restaurants in Windhuk keinen einzigen weißen Kellner und keinen einzigen schwarzen Gast. Sie finden in den Slums von Namibia keinen einzigen Weißen. Das kann doch kein Zufall sein.“ Tom Koenigs muss wrachtach ein ewig Gestriger sein, wie er sich an die Südwester Apartheid von vor 40 Jahren klammert. Der Realitätsverlust bleibt im Bundes- und Reichstag unwidersprochen. Spaßgesellschaft.
„Much fun was had by all.“
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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