Literatur und Wirklichkeit
So geschehen am 27. April, als die Literaturzeitschrift "Felsgraffiti" zum ersten Literaturforum des Jahres ins Estorffhaus einlud. Professor Hans-Volker Gretschel stellte sein Ende letzten Jahres erschienenes Buch "Von Kampwitwen und -waisen" vor (herausgegeben vom Klaus-Hess-Verlag). Etwa 50 Besucher waren der Einladung gefolgt.
Erika von Wietersheim moderierte den Abend und führte geschickt in die ungewöhnliche Thematik ein: die Dokumentation eines einmaligen Ereignisses, das die Deutschnamibier im Zweiten Weltkrieg betraf, als die meisten Ehemänner, Väter, Unternehmer, Farmer auf sechs Jahre in Lagern in Südafrika weggesperrt waren und ihre Ehefrauen und Töchter die Farmen und Betriebe allein führen mussten. Und als dann nach der Rückkehr der Internierten die Ehepaare, die Kinder und Väter sich wieder zusammenfinden mussten.
Gretschel las aus einigen Interviews vor, in denen die Heimkehr beschrieben wurde. Er berichtete von seiner Vorgehensweise, wie er behutsam und mit Hilfe seiner Frau (die bei den Interviews meist anwesend war) Einzelheiten zu den Ereignissen und über die Empfindungen der betroffenen Frauen erfragte und aufzeichnete. Diese Interviews haben den Frauen viel abverlangt, nicht alle waren dazu bereit. Die Aufzeichnungen wurden den Interviewpartnern wieder vorgelegt, und wenn diese eine Passage nicht stehen lassen wollten, hat Gretschel ihrem Wunsch entsprochen.
Gretschel kam auf diese Thematik durch die Bemerkung einer ehemaligen Kollegin, die meinte, über die internierten Männer sei viel geschrieben worden, aber nicht über die daheimgebliebenen Frauen. Im Laufe der Aufzeichnungen kristallisierten sich drei Problemfelder heraus: der plötzliche Weggang der Männer, die Unsicherheit und unverhergesehene Dauer der Internierungszeit (viele Betroffene meinten, der Krieg sei bald vorüber und dann würden alle wieder frei gelassen) und schließlich die erste Begegnung der sich entfremdeten Paare nach der Freilassung - Menschenschicksale, die zwar nicht in ihrer Intensität, aber im Wesen der Heimkehrerproblematik nach der Entlassung vieler deutschen Männer aus russischer Kriegsgefangenschaft erinnerte - "Draußen vor der Tür" in Namibia. Kurz gesagt: Die Männer in Baviaanspoort und Andalusia hatten alles, außer ihrer Freiheit, und die zu Hause geblieben Frauen hatten wenig, aber waren einigermaßen frei. Diese Erfahrungen mussten ausgetauscht werden.
Einzelheiten wurden anschließend in einer Fragerunde geklärt, etwa ob Denunziation eine entscheidende Rolle gespielt habe (was Gretschel verneinte), warum die Internierten nach ihrer Freilassung nicht sofort nach SWA zurückkehren durften (viele standen auf einer Deportationsliste), ob die Frauen ihre emanzipierte Rolle beibehalten haben (der Autor konnte keine eindeutige Haltung erkennen) usw.
Das Buch ist ein unaufdringlicher und überzeugender Beitrag zur Gleichberechtigung der Frau in Namibia. Zum Abschluss spendeten die Zuhörer Beifall, und die Redaktion der "Felsgraffiti" dankte der Moderatorin und dem Vortragenden in angemessener Weise.
Erika von Wietersheim moderierte den Abend und führte geschickt in die ungewöhnliche Thematik ein: die Dokumentation eines einmaligen Ereignisses, das die Deutschnamibier im Zweiten Weltkrieg betraf, als die meisten Ehemänner, Väter, Unternehmer, Farmer auf sechs Jahre in Lagern in Südafrika weggesperrt waren und ihre Ehefrauen und Töchter die Farmen und Betriebe allein führen mussten. Und als dann nach der Rückkehr der Internierten die Ehepaare, die Kinder und Väter sich wieder zusammenfinden mussten.
Gretschel las aus einigen Interviews vor, in denen die Heimkehr beschrieben wurde. Er berichtete von seiner Vorgehensweise, wie er behutsam und mit Hilfe seiner Frau (die bei den Interviews meist anwesend war) Einzelheiten zu den Ereignissen und über die Empfindungen der betroffenen Frauen erfragte und aufzeichnete. Diese Interviews haben den Frauen viel abverlangt, nicht alle waren dazu bereit. Die Aufzeichnungen wurden den Interviewpartnern wieder vorgelegt, und wenn diese eine Passage nicht stehen lassen wollten, hat Gretschel ihrem Wunsch entsprochen.
Gretschel kam auf diese Thematik durch die Bemerkung einer ehemaligen Kollegin, die meinte, über die internierten Männer sei viel geschrieben worden, aber nicht über die daheimgebliebenen Frauen. Im Laufe der Aufzeichnungen kristallisierten sich drei Problemfelder heraus: der plötzliche Weggang der Männer, die Unsicherheit und unverhergesehene Dauer der Internierungszeit (viele Betroffene meinten, der Krieg sei bald vorüber und dann würden alle wieder frei gelassen) und schließlich die erste Begegnung der sich entfremdeten Paare nach der Freilassung - Menschenschicksale, die zwar nicht in ihrer Intensität, aber im Wesen der Heimkehrerproblematik nach der Entlassung vieler deutschen Männer aus russischer Kriegsgefangenschaft erinnerte - "Draußen vor der Tür" in Namibia. Kurz gesagt: Die Männer in Baviaanspoort und Andalusia hatten alles, außer ihrer Freiheit, und die zu Hause geblieben Frauen hatten wenig, aber waren einigermaßen frei. Diese Erfahrungen mussten ausgetauscht werden.
Einzelheiten wurden anschließend in einer Fragerunde geklärt, etwa ob Denunziation eine entscheidende Rolle gespielt habe (was Gretschel verneinte), warum die Internierten nach ihrer Freilassung nicht sofort nach SWA zurückkehren durften (viele standen auf einer Deportationsliste), ob die Frauen ihre emanzipierte Rolle beibehalten haben (der Autor konnte keine eindeutige Haltung erkennen) usw.
Das Buch ist ein unaufdringlicher und überzeugender Beitrag zur Gleichberechtigung der Frau in Namibia. Zum Abschluss spendeten die Zuhörer Beifall, und die Redaktion der "Felsgraffiti" dankte der Moderatorin und dem Vortragenden in angemessener Weise.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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