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Livingstones Namenszug in einem Baobab-Baum wiederentdeckt (Teil 1/2)

Konny Von Schmettau
Vor 165 Jahren erreichte der berühmte Afrika-Forscher und Missionar Dr. David Livingstone erstmals das Gebiet am Linyanti im heutigen Namibia und gravierte seinen Namen in den Stamm eines uralten Baobabs. Vor kurzem hat die Autorin sich auf den Weg gemacht und diesen Namenszug wiederentdeckt.

Sangwali, ein unscheinbarer, kleiner Ort im äußersten Nordosten Namibias, war Schauplatz historischer Begegnungen zwischen dem berühmten Missionar und Afrika-Forscher Dr. David Livingstone und dem Häuptling des Makololo-Stammes: Sebitwane, der einst vom Süden her über Tausende von Meilen mit seinen Männern und deren Familien bis in die Sümpfe des Linyanti gezogen war, um Schutz vor seinen mächtigen Feinden zu suchen. Mit ihm verband David Livingstone eine tiefe Freundschaft, denn Sebitwane rettete sein Leben, als er durch das Fieber das man heute als Malaria kennt, dem Tode nahe, den Linyanti erreichte.

Jahre später spielte sich hier eine Tragödie ab, mit der die Geschichte der Missionsarbeit auf dem afrikanischen Kontinent neu geschrieben wurde. Noch heute weiß der Stamm der Mayeyi, die einst als Sklaven der Makololo ein leidvolles Dasein fristeten, vom bitteren Sterben einer Gruppe englischer Missionare und ihrer Familien. Sie gingen später als „Helmore-Price-Expediton“ in die Geschichte ein.

Nur einer der Missionare, Roger Price, überlebte, und brachte die kleinen Helmore-Kinder Lizzie und Willi sowie die Tagebücher der Verstorbenen nach England. Darin beschrieben sie ihren entbehrungsreichen Weg bis an die Ufer des Linyanti, wo sie eine Missionsstation errichten wollten.

Anfang des Jahres 2015 wurde ich auf die Geschichte eines kleinen Museums in Sangwali aufmerksam und ließ es mir nicht nehmen, in den südlichsten Zipfel der Sambesi Region zu fahren, um es mir anzusehen. Auf den ersten Blick schien es lediglich eine kleine Lehmhütte zu sein, doch als die Tür sich öffnete, verschlug es mir den Atem. Deckenhohe, handgezeichnete Karten von Studenten der Universität Bloemfontein, farbig auf stabilem Leinen explizit für diesen Raum konzipiert und gefertigt, beschreiben Ereignisse der Weltgeschichte: David Livingstones Wege durch das damals noch unentdeckte Afrika, der Zug der Makololo aus dem Zulu-Land bis hinauf an den Linyanti und die verschlungenen Pfade der Missionare. Stella Kilby, Nachfahrin der kleinen Lizzie Helmore, stiftete das Museum im Jahre 1999 in Gedenken an ihre Vorfahren. Erbaut wurde es von Linus Mukwata, einem hoch gebildeten Mayeyi aus Sangwali, der die Geschichte seines Volkes für nachfolgende Generationen erhalten will.

Mit meinem kleinen Expeditionsteam, bestehend aus Patrick Makumba, Induna (Ältester) der Mayeyi Sangwalis sowie dem Nürnberger Realschullehrer Johannes Wiemann, machte ich mich Ende August 2016 erneut auf den Weg, um die historischen Stätten aufzuspüren.

Das Museum befindet sich an der Stelle, die Sebitwane als Dorf und Stammessitz diente. Am Schilf umstandenen Seitenarm des Kwando umgeben riesige Marula-Bäumen eine sonnige Lichtung, auf der sich seltene Vogelarten tummeln und in den Abendstunden Nilpferde grasen.

Hier hatte auch in späteren Jahren der erste Administrator des Caprivi ein Rondell erbauen lassen, das er als Zweitbüro nutzte. Dessen Ruinen erkennt man noch heute im niedrigen Gras.

Unweit des kleinen Museums liegt das Grab Sebitwanes versteckt im Busch, bezeichnet lediglich durch einige Steine.

Nur 15 km entfernt liegt der Ort Malengalenga, wo Sebitwanes Sohn und Nachfolger Sekeletu seinen Stammsitz hatte. Im Gegensatz zu seinem Vater war Sekeletu von Bösem beseelt, überliefern die Legenden der Mayeyi. Sie bezeichnen sich als Fluss-Menschen, die die Stille der Natur suchen, vom und am Wasser leben müssen, um wahrhaft glücklich zu sein: „Watari, Watati, Water – das sind die Mayeyi.“ Die Mayeyi sind friedfertige Menschen, die, so berichten die Alten, stets einen Ort suchten, an dem sie von unberührter Natur umgeben sind und keine Feinde fürchten müssen. Aus dem zentralen Afrika zogen sie gen Süden und ereichten um 1820 das Land am Linyanti, das für sie das „Paradies auf Erden“ schien. Doch wurden sie immer wieder von stärkeren Stämmen unterworfen und letztlich auch von den Makololo. Unter Sebitwane war ihr Leben als Sklaven hart, doch bei weitem nicht so unerträglich wie unter Sekeletu, der sie sogar mit den blanken Händen weitläufige Bewässerungsgräben graben ließ.

In Malengalenga findet sich Sekeletus Grabstätte unweit seines Hauses, dessen Ruinen im Sand versteckt liegen.

Wenige Kilometer vom Dorf entfernt stand der große Baum, unter dem die unglückseligen Missionare mit ihren Ochsenwagen campierten und wenig später von Sekeletu vergiftet wurden – wie nicht nur die Legenden der Mayeyi berichten, sondern auch ein historischer Brief des einzig überlebenden Missionars, Roger Price, aus dem Jahre 1861 belegt. Die Übereinstimmung ist umso erstaunlicher vor dem Hintergrund, dass die Mayeyi diese Ereignisse nicht in schriftlicher Form festhielten, sondern von Generation zu Generation mündlich weitertrugen.

Auch die Furt durch den Linyanti, an der sowohl David Livingstone als auch die Helmore-Price-Expedition den Fluss überquerten, fanden wir auf unserer Spurensuche.

Den Höhepunkt unserer Expedition jedoch erlebten wir am 30. August, als wir durch unwegsamen Busch fahrend den uralten Baum erreichten, den die Mayeyi „Livingstone’s Baobab“ nennen. Hier er im Jahre 1851 zwei Nächte verbracht.

Konny von Schmettau

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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