"Lobeshymnen sind von gestern"
Windhoek im Jahr 2030. Namibia hat einen neuen Präsidenten, und der hat seine engste Gefolgschaft zu sich ins Staatshaus eingeladen. Die hohen Beamten erscheinen in traditioneller Kleidung, so wollte es das Staatsoberhaupt: Der Außenminister trägt Lendenschurz, unterm Arm führt er einen Köcher mit Giftpfeilen mit sich. Die Ministerin für Kultur kommt farbenprächtig daher mit ihrem viktorianischen Hererokleid und auffallenden Kopfschmuck. "Ich fühle mich sooo heimelig!", sagt sie mit strahlendem Lächeln in die Runde. Die Ministerin für Handel und Industrie verdreht die Augen, sie kommt sich affig vor in ihrem Nama-Kleid und -Kopftuch, und auch der Finanzminister schießt einen wütenden Blick Richtung Kulturressort. "Ich fühle mich so... wie ein Bure!", sagt er indigniert und schaut an sich herab: Khaki-farbenes Hemd, Shorts und Kniestrümpfe . "Du bist ein Bure!", kontert hocherfreut der Präsident.
"Back to the roots", zurück zu den Wurzeln, so lautet das Motto, mit dem der frisch gewählte Präsident sein Kabinett umkrempeln will. Zwar war nicht alles schlecht am Regierungsstil seiner Vorgänger, aber haben die irgendetwas bewegt? "Nee, nix hat sich geändert, Comrade Head of State!", pflichtet ihm die Ministerrunde bei. Nun, das soll jetzt alles anders werden. Es wird Zeit, die Utopien der Gründerväter Wirklichkeit zu machen.
In "Comrade Head of State", Vickson Hangulas jüngstem Bühnenstück, das am vorigen Wochenende im Warehouse Theatre uraufgeführt wurde, besetzt der Windhoeker Theaterautor selbst seine Hauptrolle. Ihm zur Seite: etablierte einheimische Schauspieler wie Steven Afrikaner, Theresa Kahorongo, Boetietjie Kavandje, Senga Brockerhof und Paul Haman. Alle sind sie Anwärter auf die Schauspielpreise, die bei den nächsten Namibia Theatre Awards im November verliehen werden sollen. Hangula persifliert mit seiner knapp einstündigen Komödie die zeitgenössische politische Landschaft und traut sich dabei so viel schamlose Kritik zu äußern, wie hierzulande außer ihm nur Stand-up-Comedian Lazarus Jacobs.
Wenn seine Minister etwa ihre Ansprachen mit langen Höflichkeitsfloskeln und Lobeshymnen auf das Staatsoberhaupt beginnen, dann gibt es ein Donnerwetter von oben: "Praising is so yesterday!", Schmeichelreden sind so was von gestern, schimpft der Chef. "In meiner Regierung ab sofort keine A-Kriecherei und Ja-Sagerei mehr!", fordert der Präsident. "Natürlich, Comrade Head of State", pflichten ihm die Minister eilig bei.
Und wenn es darum geht, die maroden Staatskassen aufzustocken, hat Genosse Staatsoberhaupt prompt eine clevere Lösung parat: "Wir haben nicht genug Geld? Dann druckt mehr!" "Aber, Sir...", wagt der Finanzminister zu bedenken zu geben - und zieht damit erneut den Ärger des Staatsoberhauptes auf sich: Auch Anreden wie "Sir" gehören längst der Vergangenheit an. Um weitere Gefühlsausbrüche zu vermeiden, stellt sich das gesamte Kabinett geschwind hinter den Chef: "Drucke doch einfach das Geld! Druck' es! Druck' es!"
Vickson Hangula ist mit "Comrade Head of State" erneut eine köstliche politische Satire gelungen. Zwar ist das Stück alles andere als fertig - wo das Publikum eine Pause erwartete, reihten sich die Schauspieler schon zum Applaus auf, die Inszenierung war überraschend zu Ende. Doch es sei ja auch erst mal eine "Idee", rechtfertigte sich der Autor. Wie viel Potenzial diese hat, das zeigte nicht zuletzt die positive Reaktion des Publikums im Warehouse Theatre.
"Back to the roots", zurück zu den Wurzeln, so lautet das Motto, mit dem der frisch gewählte Präsident sein Kabinett umkrempeln will. Zwar war nicht alles schlecht am Regierungsstil seiner Vorgänger, aber haben die irgendetwas bewegt? "Nee, nix hat sich geändert, Comrade Head of State!", pflichtet ihm die Ministerrunde bei. Nun, das soll jetzt alles anders werden. Es wird Zeit, die Utopien der Gründerväter Wirklichkeit zu machen.
In "Comrade Head of State", Vickson Hangulas jüngstem Bühnenstück, das am vorigen Wochenende im Warehouse Theatre uraufgeführt wurde, besetzt der Windhoeker Theaterautor selbst seine Hauptrolle. Ihm zur Seite: etablierte einheimische Schauspieler wie Steven Afrikaner, Theresa Kahorongo, Boetietjie Kavandje, Senga Brockerhof und Paul Haman. Alle sind sie Anwärter auf die Schauspielpreise, die bei den nächsten Namibia Theatre Awards im November verliehen werden sollen. Hangula persifliert mit seiner knapp einstündigen Komödie die zeitgenössische politische Landschaft und traut sich dabei so viel schamlose Kritik zu äußern, wie hierzulande außer ihm nur Stand-up-Comedian Lazarus Jacobs.
Wenn seine Minister etwa ihre Ansprachen mit langen Höflichkeitsfloskeln und Lobeshymnen auf das Staatsoberhaupt beginnen, dann gibt es ein Donnerwetter von oben: "Praising is so yesterday!", Schmeichelreden sind so was von gestern, schimpft der Chef. "In meiner Regierung ab sofort keine A-Kriecherei und Ja-Sagerei mehr!", fordert der Präsident. "Natürlich, Comrade Head of State", pflichten ihm die Minister eilig bei.
Und wenn es darum geht, die maroden Staatskassen aufzustocken, hat Genosse Staatsoberhaupt prompt eine clevere Lösung parat: "Wir haben nicht genug Geld? Dann druckt mehr!" "Aber, Sir...", wagt der Finanzminister zu bedenken zu geben - und zieht damit erneut den Ärger des Staatsoberhauptes auf sich: Auch Anreden wie "Sir" gehören längst der Vergangenheit an. Um weitere Gefühlsausbrüche zu vermeiden, stellt sich das gesamte Kabinett geschwind hinter den Chef: "Drucke doch einfach das Geld! Druck' es! Druck' es!"
Vickson Hangula ist mit "Comrade Head of State" erneut eine köstliche politische Satire gelungen. Zwar ist das Stück alles andere als fertig - wo das Publikum eine Pause erwartete, reihten sich die Schauspieler schon zum Applaus auf, die Inszenierung war überraschend zu Ende. Doch es sei ja auch erst mal eine "Idee", rechtfertigte sich der Autor. Wie viel Potenzial diese hat, das zeigte nicht zuletzt die positive Reaktion des Publikums im Warehouse Theatre.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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