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Lynchjustiz bleibt ungestraft

Die Fälle der Lynchjustiz und des gewaltsamen Mobbing nehmen in den ländlichen Gemeinden wieder zu, ohne dass die Polizei eingreift. Im Gegenteil die Misshandlung vollziehe sich des Öfteren unter Beteiligung der Feldpolizei selbst.

Windhoek - Die Polizei, so sagte Menschenrechtsdirektor Phil ya Nangoloh gestern vor einem kleinen Kreis schockierter Journalisten der Presse und des Rundfunks, solle sich die Videoaufnahmen über die niederträchtige, lebensgefährliche Misshandlung zweier Frauen in der Ortschaft Okahao selbst bei ihm abholen. Die Polizei war auch zu der Videovorführung eingeladen, die die erbärmliche Misshandlung der Rachel Kapolo, 33, und der Natshipolo Ageshe, 19, festgehalten hat.

Am 17. Februar 2006 ist zwischen 18 und 20 Uhr ein Mob auf die zwei Frauen losgegangen, um sie wegen angeblichen Besitzes von Muti, vermeintlich eine giftige Substanz, zu maßregeln. Die Nationale Gesellschaft für Menschenrechte, NGfM, wurde benachrichtigt und ein Mitglied fertigte von der nackten Gewalt unter Lebensgefahr eine Video-Dokumentation an, die sich der Polizeiminister und beide Kammern des Parlaments ansehen sollten.

Der Mob umstellte die zwei Frauen und schrie Todesdrohungen aus. Männer, aber auch Frauen, haben sich an den beiden "Angeklagten" vergriffen. Die Männer schlugen mit Palmenstöcken auf die Frauen ein, bis das Blut aus den Platzwunden am Kopf auf ihre Kleidung tropfte und sie am Boden lagen. Darauf traten die Männer mit Füßen auf die Frauen ein.

Die Männer schlugen noch mit den Stöcken auf die Frauen ein, als sie sich vom Boden wieder aufrichten wollten. Die NGfM berichtet, dass sich eine Frau mit einer Klage an die lokale Polizei gerichtet hat. Menschenrechtsdirektor Nangoloh fordert von der Polizei eine öffentliche Untersuchung vor allem deswegen, weil nachweislich zwei Feldpolizisten - Special Field Force - unter den Peinigern der Frauen waren. Die Namen der Polizisten sind der NGfM bekannt. Die Polizei hat jedoch bei einem anderen Fall der Misshandlung von Zivilisten durch die Feldpolizei, wo sie eine Untersuchung angekündigt hatte, noch kein Ergebnis bekannt gegeben. Nach der Überflutung Marientals hatten Polizisten in einer Art Razzia im Hüttenviertel der Ortschaft einen ganzen Straßenzug terrorisiert. Diese Dokumentation hatte sich Polizeiinspektor Hieronymus Goraseb angesehen und versprochen, der Sache nachzugehen. Gestern bei der Vorführung der Lynchszene von Okahao fehlte die Polizei, aber Nangoloh ist bereit, die Dokumentation jeglichem Interessenten zur Verfügung zu stellen. "Die Feldpolizei muss aufgelöst oder neu ausgebildet werden", forderte Nangoloh gestern. Er sei sich bewusst, dass die Einheit wegen Arbeitsbeschaffung für Ex-Kämpfer durch die Regierung geschaffen worden sei.

Aus den Zurufen zur Steigerung der Menschenschinderei im Falle dieser zwei Opfer leitet Nangoloh ab, dass die Foltermethoden der SWAPO aus ihren ehemaligen Straflagern wieder aufleben sollen. Ehemalige Mitglieder der Befreiungsarmee spannten ihren Opfern, die sie verhören wollten, Draht um den Schädel, den sie dann mit einer Zange langsam anspannten, um durch die Folter - etopola - Geständnisse zu erzwingen. Die NGfM hat die Feldpolizisten Mathew, alias, Nufu, sowie Nakanyala von Okahao identifiziert.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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