Loading svg Please wait while we translate the article

Machtlos gegenüber kranker Gesellschaft

Herr Gonschorek - Ihre Reaktion in allen Ehren und ein ganz herzliches "Dankeschön" dafür, denn als "Aufschrei" aus den Reihen der weißen Eltern war es leider das einzige Lebenszeichen. Trotzdem geht es hier um wesentlich mehr.

Zum Beispiel mache ich mir jetzt erstmals Gedanken darüber, wer überhaupt sonst noch zu welcher Gesellschaft gehört (oder nicht). Ein Identitätsproblem steht plötzlich vor mir: Was macht eigentlich eine Namibierin aus mir? Welche Eltern meinen Sie denn, wenn Sie schreiben, "alle Eltern, die nicht Teil dieser kranken Gesellschaft sind"? Oder schichten Sie uns in verschiedene Klassengesellschaften wie etwa in Indien? Dann würde ich zum Beispiel gar nicht hier hingehören, denn ich bin ja als Namibierin registriert. Vielleicht leben wir aber auch nur in unserer eigenen verträumten Gesellschaft, in der wir das Kind unserer "kranken Gesellschaft" einfach hübscher definieren: z.B. jemand, der sich den "goldenen Schuss" verpasst hat, ist durch eine Überdosis Rauschgift von der "großen Reise" nicht zurückgekommen. Solche Fälle sind nicht nur in unserem eigenen Familienkreis zu beklagen, sondern auch in dem Bekanntenkreis meiner Kinder.

Ist es nicht etwas anmaßend, sich einfach von der namibischen Gesellschaft "auszugliedern"? Wie sieht denn die Gesellschaft aus, zu der Sie gehören? Der goldene Käfig? Es kommt bei diesem Aufschrei, der jetzt durch die Gesellschaft geht, zu der Sie nicht gehören wollen, nicht unbedingt darauf an, wer hier was tut, tun müsste oder nicht tut, sondern jetzt kommt es vor allen Dingen darauf an, dass wir alle zusammen etwas tun müssen, wenn wir als Nation genesen und als Menschen überleben wollen. Noch sehe ich bei den Demonstrationen keine Weißen. Was ist los? Dürfen wir nicht oder haben wir keine Stimme? Oder sind wir auch nur noch kleine unbeholfene Lämmer, die ängstlich darauf bedacht sind, bloß nicht vom bösen Wolf gerissen zu werden?

Fühlt unsere Gesellschaft überhaupt, wie sehr ein Kind leidet, dass jeden Abend hungrig einschläft, weil das Sozialsystem versagt, die Eltern oder die entsprechende Institution (im Falle von Waisen) zur Rechenschaft zu ziehen? Wer kennt hier wirklich ein Hungergefühl? Leider sind es immer wieder die Lämmer, die der Wolf (egal ob weiß, schwarz oder grau) zuerst reißt. Meine Meinung ist, dass in einer gesunden Gesellschaft der Starke den Schwachen beschützen sollte, oft geht das schon mit Wissen und guter Erziehung. Oft treten wir aber selber doch lieber als Wolf im Schafspelz auf und reißen selber gern ein paar Lämmer. Das wird dann von unserer Gesellschaft akzeptiert.

Ein Trost für unser Land ist, dass es nicht als einziges Land unter einer kranken Gesellschaft zu leiden hat. Oder sind Inzest und pädophile Misshandlungen etwa keine "Krankheit"? Aber wenn wir hier einmal alle zusammenstehen, dann können wir Namibier uns vielleicht schon einmal von Lethargie und Ignoranz befreien, und wir können als eine Nation "auf dem Wege zur Besserung" der restlichen Welt sogar ein Vorbild sein. Ist das nicht unseren persönlichen Einsatz wert?

Fragen, die wir stellen dürfen und sogar müssen: Kann meinem Kind das gleiche Schicksal widerfahren? Wie würde ich als Vater oder Mutter auf solch einen Schicksalsschlag reagieren? Wie reagiert der "Vater der Nation" auf diese Gräueltat? Wie reagiert unser demokratisch gewählter Präsident auf diese Gräueltat? Seine Regierung scheint der Situation machtlos gegenüberzustehen. Diese Frage muss aus unserer Gesellschaft kommen, denn auch wir tragen die Verantwortung dafür, wohin uns die Politik führt.

Ich verstehe nicht mehr, warum wir trotz so viel Wissens so machtlos der kranken Gesellschaft gegenüberstehen. Könnte die Antwort eventuell diese sein: Wir haben unsere Seele verkauft. Für heute "Gut Blatt" und "mäh" - wenn's wirklich darauf ankommt, bin ich lieber das Lamm!

Bianca Foelscher, Karibib

Anm. der Red.: Der Leserbrief wurde gekürzt.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-15

Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen

Katima Mulilo: 20° | 31° Rundu: 20° | 34° Eenhana: 21° | 34° Oshakati: 23° | 33° Ruacana: 20° | 30° Tsumeb: 21° | 33° Otjiwarongo: 20° | 31° Omaruru: 25° | 34° Windhoek: 20° | 31° Gobabis: 21° | 33° Henties Bay: 16° | 24° Swakopmund: 16° | 17° Walvis Bay: 16° | 23° Rehoboth: 22° | 34° Mariental: 23° | 37° Keetmanshoop: 22° | 38° Aranos: 23° | 36° Lüderitz: 16° | 28° Ariamsvlei: 23° | 40° Oranjemund: 13° | 21° Luanda: 25° | 26° Gaborone: 20° | 34° Lubumbashi: 18° | 33° Mbabane: 16° | 31° Maseru: 14° | 30° Antananarivo: 13° | 32° Lilongwe: 19° | 32° Maputo: 19° | 33° Windhoek: 20° | 31° Cape Town: 16° | 21° Durban: 18° | 27° Johannesburg: 16° | 29° Dar es Salaam: 25° | 31° Lusaka: 19° | 29° Harare: 16° | 26° #REF! #REF!