Manch Namibier erkennt sich wieder
Vom getrennten Eingang bei der Bank für Schwarz und Weiß, von der Angst vor Schlangen, von abschussgefährdeten Flügen mit südafrikanischen Militärs bis zu den Begegnungen mit der SWAPO im Ausland und noch weit über den ersten Besuch eines deutschen Bundeskanzlers (Kohl 1995) in Namibia hinaus - Karl-Heinz Hornhues, ehemaliger Abgeordneter des Deutschen Bundestags, hat 30 Jahre Engagement für Namibia schriftlich festgehalten. Einen besonderen Platz nimmt in den "Namibia-Episoden" seine Begegnung, Erfahrung und sein Austausch mit den deutschsprachigen Südwestern, später deutschsprachigen Namibiern ein. Sein Besuch und seine Auftritte wurden früher unter vollem Titel, "Prof. Karl- Hornhues (CDU), Abgeordneter des Deutschen Bundestags" angekündigt. Aus Berührungsangst kamen SPD-Abgeordnete seltener nach Namibia. Seine Erinnerungen, "Namibia Episoden politisch-anekdotisch" lesen sich unterhaltsam und dürften vor allem bei namibischen Zeitzeugen der drei Jahrzehnte von 1974 bis 2004 Neugier wecken, denn fast jeder Akteur ist bekannt. Wie erkennt mancher sich durch Hornhuesens Erfahrung wieder? Er bietet also kein politisch-akademisches Werk, sondern hat eine bunte Reihe authentischer Episoden festgehalten, die jeweils den Geist, das Ambiente und den Wandel der siebziger, achtziger, neunziger und der ersten Jahre des 21. Jahrhunderts streifen. Die Niederschrift dürfte ihm genauso viel Spaß gemacht haben wie die Lektüre seinen - mehr oder weniger - kundigen Lesern in Namibia. Erzählerische Spannung geht allein schon beiläufig aus dem Umstand hervor, dass jede Episode jeweils in den konkreten Rahmen einer Phase vor und nach der Unabhängigkeit passt und oft, bei allem Ernst des Konflikts, die Absurdität, die Situationskomik wiedergibt. Zum Beispiel Hornhuesens Frage an das verlegene Bankfräulein in Okahandja, mitten in der Apartheidszeit, ob denn die Banknoten, die er nur am Schalter "Net vir Blankes" abheben durfte, auch für rassisch schwarz oder weiße Verwendung vorsortiert seien.
Der Autor und frühere Delegationsleiter hat unter den Episoden manch packende Begegnung und Zitate untergebracht, die von der Spannung zwischen verschiedenen Befindlichkeiten, dem Realitätssinn mancher (nicht aller) seiner Gesprächspartner, darunter südafrikanische Militärs und Führer der SWAPO, und ebenso von manch illusionärem Wunschdenken zeugen, das die Politik und die Menschen Namibias von Generation zu Generation kennzeichnet. Ein südafrikanischer Kompaniechef: Im Übrigen seien sie tatsächlich stark genug, die SWAPO nicht siegen zu lassen, aber andererseits nicht stark genug, sie zu besiegen.
Das anekdotische Werk spricht auch deshalb an, weil Hornhues durchaus eigene Schwächen und Versehen belächelt und zum Besten gibt, die ihm in den Augen der Einheimischen das Etikett des "Greenhorn" oder eben "Schneebantu" eingebracht haben. Amüsant persifliert er die extreme Schlangenphobie eines deutschen Konsularbeamten, die er selbst eine Weile übernimmt. Er gesteht ein, dass er vor einer Safari nicht wusste, welcher Einfüllstutzen seines Fahrzeugs für Diesel und welcher für Wasser vorgesehen war, was erst durch die aktive Verwechslung deutlich wurde. Er räumt ein, dass er dem enthusiastischen (privaten) Reiseführer Klaus Dierks, ansonsten Ingenieur und politischer Aktivist, in der brüllenden Hitze nicht den Klipphang hinauf zu den Felsgravierungen von Twyfelfontein gefolgt ist und Dierks allein hat schwitzen lassen. Allerdings hat Hornhues danach auch Dierksens "Mitleid" und Verachtung ausgehalten.
Aufschlussreich liest sich Hornhuesens Lavieren, wie er, den der Namibia-Bazillus schon früh gepackt hatte, in seiner Fraktion und im Bundestag so manch amtliche Namibia-Reise motiviert hat. Hornhues hat ein Stück wertvolles Namibiana geliefert. Man hätte gern noch mehr gelesen. Eberhard Hofmann
"Namibia Episoden politisch-anekdotisch", Karl-Heinz Hornhues, Klaus-Hess-Verlag, Göttingen Windhoek 2008. ISBN Namibia: 978-99916-57-26-4. ISBN Deutschland: 978-3-933117-38-0. Unverbindlicher Richtpreis: 275 N$.
Der Autor und frühere Delegationsleiter hat unter den Episoden manch packende Begegnung und Zitate untergebracht, die von der Spannung zwischen verschiedenen Befindlichkeiten, dem Realitätssinn mancher (nicht aller) seiner Gesprächspartner, darunter südafrikanische Militärs und Führer der SWAPO, und ebenso von manch illusionärem Wunschdenken zeugen, das die Politik und die Menschen Namibias von Generation zu Generation kennzeichnet. Ein südafrikanischer Kompaniechef: Im Übrigen seien sie tatsächlich stark genug, die SWAPO nicht siegen zu lassen, aber andererseits nicht stark genug, sie zu besiegen.
Das anekdotische Werk spricht auch deshalb an, weil Hornhues durchaus eigene Schwächen und Versehen belächelt und zum Besten gibt, die ihm in den Augen der Einheimischen das Etikett des "Greenhorn" oder eben "Schneebantu" eingebracht haben. Amüsant persifliert er die extreme Schlangenphobie eines deutschen Konsularbeamten, die er selbst eine Weile übernimmt. Er gesteht ein, dass er vor einer Safari nicht wusste, welcher Einfüllstutzen seines Fahrzeugs für Diesel und welcher für Wasser vorgesehen war, was erst durch die aktive Verwechslung deutlich wurde. Er räumt ein, dass er dem enthusiastischen (privaten) Reiseführer Klaus Dierks, ansonsten Ingenieur und politischer Aktivist, in der brüllenden Hitze nicht den Klipphang hinauf zu den Felsgravierungen von Twyfelfontein gefolgt ist und Dierks allein hat schwitzen lassen. Allerdings hat Hornhues danach auch Dierksens "Mitleid" und Verachtung ausgehalten.
Aufschlussreich liest sich Hornhuesens Lavieren, wie er, den der Namibia-Bazillus schon früh gepackt hatte, in seiner Fraktion und im Bundestag so manch amtliche Namibia-Reise motiviert hat. Hornhues hat ein Stück wertvolles Namibiana geliefert. Man hätte gern noch mehr gelesen. Eberhard Hofmann
"Namibia Episoden politisch-anekdotisch", Karl-Heinz Hornhues, Klaus-Hess-Verlag, Göttingen Windhoek 2008. ISBN Namibia: 978-99916-57-26-4. ISBN Deutschland: 978-3-933117-38-0. Unverbindlicher Richtpreis: 275 N$.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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