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Manche schnappen das net nich - der Lenz in Namibia

Eberhard Hofmann
Du musst wrachtach schon länger im Land sein, wenn Du den namibischen Lenz erkennen und begrüßen willst. Da schreibt toch kürzlich eine südafrikanische Tussi über ihre Erfahrung des plötzlichen Wechsels der Jahreszeiten hier am Wendekreis des Steinbocks - die is noch nich lange im Lande - dasses am Ende des Winters nur einen Tag Frühling gäbe, denn sofort danach breche der Sommer herein, so ganz anders als in der Kaprepublik, wo man ´nen echten Frühling erleben könne.

Vordergründig mag das aus subjektiver Sicht stimmen, aber der Lenz wird dennoch nich sommer vom Sommer verdrängt. Dafür sorgen allein schon die vielen Kratz- und gefiederten Büsche und Bäume, die Jahr für Jahr, und 2017 insbesondere mit einer Wucht an Kätzchen-, Pinsel- und Bällchenblüten in der milchigen Septemberluft ausschlagen, die jetzt im gleißenden Tageslicht auf den Pads und in den rissigen Pfannen zu flimmern beginnt. Jahr für Jahr beeindrucken diese Kratzbüsche - darunter der dornlose , leicht zu verwechselnde Wurmdindenbaum ohne Haken, mit ihrem Optimismus, dasse in den regenlosen Monaten des Frühlings luxuriös mit Blüten prassen, als ob eine gute Regenzeit schon garantiert sei.

Es is nich überraschend, dass die Landschaftsmaler dieses Landes in den siebziger Jahren bis knapp in die Achtziger hinein, als es eben noch Landschaftsmaler gab, die Dornblüte zu ihren Motiven gezählt ham. Die Landschaftsdarstellung hat sich nun fast exklusiv auf die Kalender- und Postkartenfotografie zurückgezogen. Die Malerei bemüht sich heut eher mit sozial-kritischem Pontok-Milieu, wenn sie sich denn noch als solche unter abstrakten Motiven zu erkennen gibt.

Langer Rede kurzer Sinn, wer den namibischen Lenz erkennen will, muss stehenbleiben und schauen. Dann sticht´er einem ins Auge mit seiner Vielfalt an Blüten, wo er sich zuweilen gar noch mit dem Duft des eingewanderten Jasmin mischt.

Wenn Wahnwitz zur Nachricht wird

In dieser Woche hat Comräd Boppa Mugabe von Simbabwe hier die Enn-Bie-ßie-Hauptnachrichten geholt. Derart beeindruckt waren das Funkhaus und alle anderen Sprachdienste, dasse seine Erfolgsmeldung zur prominenten Eingangs- und Erstbericht erhoben ham. Nämlich: sein Land habe zum ersten Mal seit seiner Tempo-Landreform - im Klartext, aber nich in seiner Sprache; seit dem Pogrom an den Bleichgesicht-Farmern in seinem Lande - wieder genügend Nahrungsmittel angebaut, die für die Versorgung seiner Bevölkerung ausreichend seien.

Ohne Frage, ob in der Diktatur oder in einem demokratischen Volksstaat, es soll niemand hungern. Die Enn-Bie-ßie hat die Aussage so biekie relativiert und gesagt, dass die Nahrungsmittelproduktion, gemeint is der Mais, zum ersten Mal wieder den Stand erreicht habe, dass es für die Bevölkerung ausreiche. In Klartext: nach der 17 Jahre langen Vertreibung von rund 4000 Otjirumbu-Farmern - etliche sind in Mosambik und Sambia gewinnbringend angesiedelt - und nach der ersatzloschen Verscheuchung mehrerer hunderttausend Farmarbeiter mit kwaiem Tähn sowie nach einer guten Regenzeit is die Produktion zwar nich wie früher bis zur Selbstversorgung samt Exportleistung gestiegen, aber immerhin soweit, dass sich Simbabwer ohne internationaler Lebensmittelhilfe am eigenen Papp sattessen sollten. So wenigstens behauptet es Comräd Boppa.

Was er und die Enn-Bie-ßie geflissentlich auslassen, is, dass die Produktion immer noch nich ausreichen wird, sollten die rund vier Millionen simbabwischen Exilanten und Flüchtlinge der Vogelrepublik Simbabwe, die hauptsächlich in Südafrika, teils auch in Namibia seit Jahren untergetaucht sind, plötzlich heimkehren und mitessen.

So jobbt Propaganda: säuberlich auswählen und filtrieren; Unbequemes wie in des Präsidenten Aussage unter Strafe weglassen und eine zweideutige Meldung zur nationalen Errungenschaft hochgradieren. Kapiert? Notiert.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-24

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