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Mancher wird sich an seinem Vorbild orientieren

Claudia Reiter
Hans Dietrich Voigts, allseits bekannt als Dieter, ist am 26. März 1938 in Windhoek geboren und am 15. Januar 2021 nach längerer Krankheit in Swakopmund verstorben. Er hat seine Frau Helga, Tochter Adriane, Sohn Robert und fünf Enkel hinterlassen.

Er war der jüngste von vier Kindern, ist in Windhoek und auf der Familienfarm Voigtland, 35 km außerhalb der Hauptstadt, aufgewachsen, die seit 1893 vom Handelshaus Wecke & Voigts mit geprägt wurde. Er hat die damalige Höhere Privatschule, heute DHPS, in Windhoek besucht, die Schullaufbahn jedoch wie manch andere Söhne aus Windhoeker Betrieben, z. B. Jürgen Meinert, an der Rondebosch Boys` High School in Kapstadt abgeschlossen. Am Sportprogramm der Schule hat er aktiv teilgenommen und das Leben im Schülerheim als Bereicherung erfahren.

Lehre in Deutschland und Einstieg in Windhoek

Dieter Voigts hat früh zu erkennen gegeben, dass er die Laufbahn des Kaufmanns einschlagen wollte. Mit 19 ist er 1957 nach Deutschland bei der Firma Neuhaus & Co. in die Handelslehre gegangen, um sich in den Klein- und Großhandel einzuarbeiten. Nach der Lehre blieb er noch vier Jahre bei dem Handelshaus und widmete sich gleichzeitig dem Reitsport, für den er über Jahrzehnte als erfolgreicher Springreiter und Richter engagiert war. Die Zeit in Deutschland nutzte er darüber hinaus, sich hauptsächlich am musikalischen Kulturleben in Europa zu erfreuen, was er mit anderen Namibiern gemeinsam hatte, die bei ihren Überseebesuchen ebenso Anregung und kulturelle Abwechslung verfolgen.

In den frühen sechziger Jahren, als Dieter Voigts noch in Deutschland war, hat sein Vater Gerhard ihn bereits regelmäßig in die Finanzbücher der Fa. Wecke & Voigts hineingenommen, womit der Weg in den Einstieg in das väterliche Unternehmen in Windhoek angebahnt wurde. 1963 kehrte er nach Südwestafrika zurück, um dem Handelshaus der Gebrüder Gerhard und Harald Voigts beizutreten. Es wurden 60 Jahre Dienst und Aufbau daraus, bis er sich im Alter von 81 Jahren 2019 zur Ruhe setzte.

Jährlich reiste er nach Deutschland, um sich über neuste Modetrends der Handelswaren zu orientieren, was über die Jahre stets im Hauptladen an der Independence Avenue in stil- und geschmackvollen Auslagen vor allem in der Geschenk- und Haushaltsartikel-Abteilung bis heute zu verspüren ist. Unter seinem innovativen Unternehmergeist ist das Handelshaus weiter gewachsen. Bei seinem Austritt 2019 zählte des Personal 900 Kräfte, die sich auf vier Spar-Supermärkte, auf das Stammlokal im Einzelhandel im Herzen der Stadt Windhoek sowie auf das Großhandelsgeschäft verteilen.

Umgang mit dem Personal

Bei seinem Personal war Dieter Voigts dafür bekannt, dass er jeden Angestellten beim Namen kannte, beim Betreten des Geschäfts morgens jeden und jede begrüßte. Über mehrere Jahren sind seine Kinder Adriane und Robert unter seiner Führung in die Nachfolge eingetreten. Als Mentor habe er die Belegschaft der ganzen Firma stets als die „Wecke & Voigts-Familie“ bezeichnet, erklären seine Erben.

Dieter Voigts hat – gewollt oder aus seinem Gemeinschaftssinn heraus wie sein Großvater Gustav Voigts – aktiv in Grermien des namibischen Geschäftslebens und Finanzwesens teilgenommen. „Zeitweise diente er neben dem Vorstand von Wecke und Voigts auf 13 anderen Direktorien, Vorständen und Aufsichtsräten. Die First National Bank (FNB) hat 22 Jahre lang von seiner Mitverantwortung profitiert“, heißt es im Lebenslauf, den seine Hinterbliebenen verfasst haben.

Sein Interesse und Engagement galten ebenso der Landesebene. Wie sein Großvater Gustav Voigts vertrat er die feste Überzeugung, dass die Menschen Südwestafrikas, später Namibia, Kraft und Vernunft aufbringen können, Krisen zu überwindenund Aufbau zu leisten. 1990 war er aktiv an der Planung der Unabhängigkeitsfeiern von Namibia beteiligt.

Außerhalb der geschäfltlichen Belange galt seine Leidenschaft dem Reitsport, den er seit seiner Kindheit erfolgreich mit Auszeichnungen in Namibia und Südafrika verfolgt hatte. Das Reisen im eigenen Land und international gehörte zu seinem Freizeitprogramm.

Die besonnene, integre Art, wie er seine Sachkenntnis und Ratschläge vermittelte und mit anderen teilte, machte ihn zum ruhenden Pol und zu einer verlässlichen Bezugsperson, auch „Gentleman der alten Schule“ genannt, in einer Gesellschaft, die häufig von Schaumschlägern gekennzeichnet ist. Dazu eine stellvertretende Stimme aus den zahlreichen Botschaften und Bezeugungen nach seinem Tode: „Du warst mir in unserer fast 50-jährigen geschäftlichen und freundschaftlichen Beziehung ein wertvoller Mentor und Freund. Stets bist Du mir mit Deiner ruhigen, freundlichen Art und Deiner Kompetenz hilfreich zur Seite gestanden …“ – Würdigung einer Kollegin der Geschäftswelt, Monika Kehrer.

Dieter Voigts war sich völlig bewusst, dass ein gestandenes Unternehmen wie das Handelshaus Wecke & Voigts, das seit und mit der neueren Geschichte des Landes gewachsen ist, gewirkt hat und darin eingebunden bleibt, eine öffentliche Rolle zu spielen hat. Einer der Firmengründer, sein Großvater Gustav Voigts, hat das über die Aufstände und den 1. Weltkrieg hinweg durch öffentliches Engagement bereits praktiziert. Samuel Maharero und Hendrik Witbooi zählten in den Anfangsjahren zu den Kunden des Geschäfts.

Ohne Anspruch auf Geltung ist Dieter Voigts weit über die Geschäftswelt hinausgewachsen. So hinterlässt er ein wertvolles ideelles Erbe. Eberhard Hofmann



(Zitate aus der vielseitigen Festschrift der Firma Wecke & Voigts, die 1992 zum 100-jährigen Bestehen unter der Schriftleitung von Dieter Voigts erschienen ist)

„Kopmans Gut hebbt Ebb und Flut“. - Altdeutsches Sprichwort

„Afrika fällt und steigt.“ - Albert Voigts 1891

„Ohne Export wird Südwest ersticken.“ - Gustav Voigts 1923.

„Die Regierung ist gefordert, ein günstiges Investmentklima zu schaffen.“ - Dieter Voigts 1992

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-24

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