Mandelas Erbe fahrlässig verschleudert
Während die Welt mit morbider Faszination auf das enorme Ausmaß der Finanzkrise in Amerika starrt, erlebt Südafrika in ihrem Windschatten gerade sein eigenes politisches Beben. Mit dem erzwungenen Rücktritt von Staatschef Thabo Mbeki geht am Kap ein Machtkampf zu Ende, der den regierenden ANC jahrelang gelähmt und dabei auch dem führungslos dahintreibenden Land schweren Schaden zugefügt hat. Die Ironie: Nicht Thabo Mbeki, sondern sein Gegenspieler, ANC-Parteichef Jacob Zuma, den Mbeki vor drei Jahren nach Korruptionsvorwürfen gefeuert hatte, hat sich am Ende durchgesetzt.
Dass es zu einer solch dramatischen Wende kommen konnte, hat Mbeki sich selber zuzuschreiben: Mit seiner Arroganz, seiner Realitätsferne und seinen machiavellistischen Umtrieben hat er sich weit von der Parteibasis entfernt - und dabei das Erbe seines legendären Vorgängers Nelson Mandelas fahrlässig verschleudert. Südafrika zahlt nun den Preis für Mbekis völlig überstürzten Umbau der Gesellschaft. Statt Mandelas Versöhnungspolitik fortzusetzen und den hohen Sympathiebonus für sein Land in der Welt zu nutzen, hat Mbeki eine hochgradig ideologische Politik verfolgt, die ihn daheim aber auch im Ausland zunehmend isolierten.
Im Land selbst hat Mbekis besessenes Streben nach Rassenproporz alle wichtigen Institutionen nachhaltig geschwächt und damit ungewollt der hohen Gewalt den Boden bereitet. Aber auch die Aids-Epidemie konnte er nicht stoppen. Nach außen hat ihn seine unverbrüchliche Unterstützung von Unrechtsregimes wie denen in Simbabwe, Burma, Kuba oder im Sudan diskreditiert und seinen Traum von einer afrikanischen Renaissance zerstört. Zum Überlaufen brachte das Fass schließlich sein fortgesetzter Versuch, staatliche Institutionen gegen seine politischen Gegner zu missbrauchen. Aus Sorge, Mbeki würde damit auch in den letzten Monaten seiner Amtszeit fortfahren, hat ihn der nun tonangebende Zuma-Flügel im ANC jetzt von der Staatsspitze verdrängt.
Ob es sinnvoll war, Mbeki wenige Monate vor dem Ende seiner Amtszeit derart zu demütigen, bleibt fraglich. Wäre sein Kabinett geschlossen mit ihm abgetreten, hätte dem Land eine veritable Regierungskrise gedroht. Doch zu viele im Land sind froh, dass Mbeki Südafrika nicht länger knebeln kann.
Bei allen Sorgen über seinen wahrscheinlichen Nachfolger Jacob Zuma sollte nicht vergessen werden, dass gerade er es war, der sich Thabo Mbekis totalem Machtanspruch mutig entgegenstellte. Südafrikas Zivilgesellschaft hat sich in dem dadurch geschaffenen Freiraum zuletzt neu entfalten können. Der Fokus vieler Beobachter auf Zumas sexuellen Praktiken oder einigen weniger durchdachten Aussagen steht in keinem Verhältnis zur Realität: Zuma hat viele Schwächen. Aber anders als Mbeki ist er ein Politiker mit einem hohen Maß an emotionaler Intelligenz und kennt seine Grenzen. Da er mit 66 Jahren genauso alt wie sein Rivale ist, dürfte Zuma zudem nur eine Amtszeit absolvieren.
Auch wirtschaftlich dürfte Zuma weniger radikal agieren als es die Slogans und Forderungen seiner Alliierten in der Gewerkschaftsbewegung und Kommunistischen Partei vermuten lassen. Er wäre gewiss nicht der erste Führer, der wie Brasiliens Luiz Inácio Lula am Ende von einem eher feurigen Jargon auf eine konservative Wirtschaftspolitik umschwenkt. Dafür dürften schon die Finanzmärkte sorgen, mit denen Südafrika inzwischen eng verzahnt ist.
Vor allem aber hat Zuma nun die Möglichkeit, seine Partei aber auch das Land selbst neu zusammenzuführen. Die große Skepsis, die ihm dabei entgegenschlägt, dürfte gewährleisten, dass Zuma im Gegensatz zu Mandela oder Mbeki von Beginn an mit Argusaugen beobachtet wird. Dies ist ein unschätzbarer Vorteil. Der erzwungene Abgang Mbekis bietet dem Land jedenfalls eine echte Chance, viele der selbst zugefügten Wunden zu heilen - und nach Mandela nun einen zweiten Neuaufbruch zu wagen.
Dass es zu einer solch dramatischen Wende kommen konnte, hat Mbeki sich selber zuzuschreiben: Mit seiner Arroganz, seiner Realitätsferne und seinen machiavellistischen Umtrieben hat er sich weit von der Parteibasis entfernt - und dabei das Erbe seines legendären Vorgängers Nelson Mandelas fahrlässig verschleudert. Südafrika zahlt nun den Preis für Mbekis völlig überstürzten Umbau der Gesellschaft. Statt Mandelas Versöhnungspolitik fortzusetzen und den hohen Sympathiebonus für sein Land in der Welt zu nutzen, hat Mbeki eine hochgradig ideologische Politik verfolgt, die ihn daheim aber auch im Ausland zunehmend isolierten.
Im Land selbst hat Mbekis besessenes Streben nach Rassenproporz alle wichtigen Institutionen nachhaltig geschwächt und damit ungewollt der hohen Gewalt den Boden bereitet. Aber auch die Aids-Epidemie konnte er nicht stoppen. Nach außen hat ihn seine unverbrüchliche Unterstützung von Unrechtsregimes wie denen in Simbabwe, Burma, Kuba oder im Sudan diskreditiert und seinen Traum von einer afrikanischen Renaissance zerstört. Zum Überlaufen brachte das Fass schließlich sein fortgesetzter Versuch, staatliche Institutionen gegen seine politischen Gegner zu missbrauchen. Aus Sorge, Mbeki würde damit auch in den letzten Monaten seiner Amtszeit fortfahren, hat ihn der nun tonangebende Zuma-Flügel im ANC jetzt von der Staatsspitze verdrängt.
Ob es sinnvoll war, Mbeki wenige Monate vor dem Ende seiner Amtszeit derart zu demütigen, bleibt fraglich. Wäre sein Kabinett geschlossen mit ihm abgetreten, hätte dem Land eine veritable Regierungskrise gedroht. Doch zu viele im Land sind froh, dass Mbeki Südafrika nicht länger knebeln kann.
Bei allen Sorgen über seinen wahrscheinlichen Nachfolger Jacob Zuma sollte nicht vergessen werden, dass gerade er es war, der sich Thabo Mbekis totalem Machtanspruch mutig entgegenstellte. Südafrikas Zivilgesellschaft hat sich in dem dadurch geschaffenen Freiraum zuletzt neu entfalten können. Der Fokus vieler Beobachter auf Zumas sexuellen Praktiken oder einigen weniger durchdachten Aussagen steht in keinem Verhältnis zur Realität: Zuma hat viele Schwächen. Aber anders als Mbeki ist er ein Politiker mit einem hohen Maß an emotionaler Intelligenz und kennt seine Grenzen. Da er mit 66 Jahren genauso alt wie sein Rivale ist, dürfte Zuma zudem nur eine Amtszeit absolvieren.
Auch wirtschaftlich dürfte Zuma weniger radikal agieren als es die Slogans und Forderungen seiner Alliierten in der Gewerkschaftsbewegung und Kommunistischen Partei vermuten lassen. Er wäre gewiss nicht der erste Führer, der wie Brasiliens Luiz Inácio Lula am Ende von einem eher feurigen Jargon auf eine konservative Wirtschaftspolitik umschwenkt. Dafür dürften schon die Finanzmärkte sorgen, mit denen Südafrika inzwischen eng verzahnt ist.
Vor allem aber hat Zuma nun die Möglichkeit, seine Partei aber auch das Land selbst neu zusammenzuführen. Die große Skepsis, die ihm dabei entgegenschlägt, dürfte gewährleisten, dass Zuma im Gegensatz zu Mandela oder Mbeki von Beginn an mit Argusaugen beobachtet wird. Dies ist ein unschätzbarer Vorteil. Der erzwungene Abgang Mbekis bietet dem Land jedenfalls eine echte Chance, viele der selbst zugefügten Wunden zu heilen - und nach Mandela nun einen zweiten Neuaufbruch zu wagen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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