Mandelas Erbe neu bewertet - vor 30 Jahren kam er aus der Haft frei
Johannesburg (dpa) - Das Bild ging um die Welt: Mit triumphierend in die Höhe gereckter Faust verließ Südafrikas einst prominentester Anti-Apartheidkämpfer Nelson Mandela am 10. Februar 1990 das bei Kapstadt gelegene Drakenstein-Gefängnis. Ganze 27 Jahre war er inhaftiert - nun schritt er Hand in Hand mit seiner damaligen Frau Winnie in die Freiheit. Auch wenn das Land zunächst am Rande eines Bürgerkriegs stand: Ein verheißungsvoller Neuanfang schimmerte am Horizont.
Mandela galt als versöhnender Gründer eines neuen, demokratischen Südafrikas. Von 1994 bis 1999 war er der erste schwarze Präsident seines Landes. 30 Jahre nach seiner Freilassung ist die Bewertung des Helden von damals durch die heutige Generation aber eine andere.
Ähnlich wie die deutsche Teilung für die nach dem Mauerfall geborenen Deutschen zunehmend zum Teil der Geschichte wird, ist für die „Born-frees“ - also die nach der demokratischen Wende geborenen Südafrikaner - die bittere Apartheidzeit oft nur noch aus Erzählungen der Eltern präsent. Sie melden sich außerhalb der eingetretenen politischen Pfade nun lautstark zu Wort und fordern in einem sozial wie wirtschaftlich problembeladenen Staat ihre Rechte.
Vor allem unter desillusionierten Studenten setzte eine kritische Neubewertung von Mandelas Vermächtnis ein. Sein Name wurde plötzlich gleichgesetzt mit dem Begriff „Sell-out“ - jemand, der die Interessen seiner schwarzen Landsleute ans Big Business verkauft hat. „Nelson Mandela war kein Sell-out“, empörte sich sein Enkel Ndaba öffentlich - und viele ältere Südafrikaner unterstützten ihn darin.
Doch die Ungeduld vieler Jugendlicher ist groß. Sie lösen zunehmend die alte Politikergarde der ersten Generation ab - von der viele aus dem Exil oder - wie Mandela - aus Apartheidgefängnissen kam. Sie sind oft radikaler in ihren Ansichten, wie etwa Julius Malema von der populistischen EFF. Das Bild von Mandela als einigender Klammer, als Versöhner, Hoffnungsträger und „Übervater der Nation“, bekommt daher seine ersten Risse. Denn das versprochene bessere Leben für alle ist in weiter Ferne, die Ungleichheit zwischen den Volksgruppen ist geblieben. Die Wirtschaft lahmt, das Land befindet sich in einer schweren Energiekrise, die Kriminalitätsraten sind hoch.
Moeletsi, der Bruder von Mandelas Amtsnachfolger Thabo Mbeki, zog in einem Gastbeitrag für die Zeitung „Business Day“ gerade eine nüchterne Bilanz der Nach-Apartheid-Jahre: „Unter den klaren Gewinnern waren die afrikanischen Nationalisten des ANC“, meinte er unter Hinweis auf die Tatsache, dass mehr als 29 000 Politiker und Angestellte des öffentlichen Dienstes mehr als eine Million Rand jährlich verdienen - umgerechnet etwa 165 000 Euro. Zwar habe sich eine wachsende schwarze Elite relativ reibungslos in vielen Managementbüros etabliert, was eine wichtige Errungenschaft sei.
Doch die Masse der Südafrikaner sei bitterarm. „Die Hälfte der ökonomisch aktiven Bevölkerung ist arbeitslos - eine permanente Unterklasse, bei der niemand so recht weiß, was die Gruppe für ein Einkommen hat - wenn überhaupt.“ Obwohl der Staat als Afrikas höchstentwickelte Wirtschaft gilt, leben rund 30 Millionen Menschen - meist schwarze Südafrikaner - der Regierung zufolge weiter in Armut. Die weiße Minderheit dagegen - sie stellt etwa acht Prozent der 57 Millionen Südafrikaner - ist finanziell meist besser gestellt.
Mandela galt als versöhnender Gründer eines neuen, demokratischen Südafrikas. Von 1994 bis 1999 war er der erste schwarze Präsident seines Landes. 30 Jahre nach seiner Freilassung ist die Bewertung des Helden von damals durch die heutige Generation aber eine andere.
Ähnlich wie die deutsche Teilung für die nach dem Mauerfall geborenen Deutschen zunehmend zum Teil der Geschichte wird, ist für die „Born-frees“ - also die nach der demokratischen Wende geborenen Südafrikaner - die bittere Apartheidzeit oft nur noch aus Erzählungen der Eltern präsent. Sie melden sich außerhalb der eingetretenen politischen Pfade nun lautstark zu Wort und fordern in einem sozial wie wirtschaftlich problembeladenen Staat ihre Rechte.
Vor allem unter desillusionierten Studenten setzte eine kritische Neubewertung von Mandelas Vermächtnis ein. Sein Name wurde plötzlich gleichgesetzt mit dem Begriff „Sell-out“ - jemand, der die Interessen seiner schwarzen Landsleute ans Big Business verkauft hat. „Nelson Mandela war kein Sell-out“, empörte sich sein Enkel Ndaba öffentlich - und viele ältere Südafrikaner unterstützten ihn darin.
Doch die Ungeduld vieler Jugendlicher ist groß. Sie lösen zunehmend die alte Politikergarde der ersten Generation ab - von der viele aus dem Exil oder - wie Mandela - aus Apartheidgefängnissen kam. Sie sind oft radikaler in ihren Ansichten, wie etwa Julius Malema von der populistischen EFF. Das Bild von Mandela als einigender Klammer, als Versöhner, Hoffnungsträger und „Übervater der Nation“, bekommt daher seine ersten Risse. Denn das versprochene bessere Leben für alle ist in weiter Ferne, die Ungleichheit zwischen den Volksgruppen ist geblieben. Die Wirtschaft lahmt, das Land befindet sich in einer schweren Energiekrise, die Kriminalitätsraten sind hoch.
Moeletsi, der Bruder von Mandelas Amtsnachfolger Thabo Mbeki, zog in einem Gastbeitrag für die Zeitung „Business Day“ gerade eine nüchterne Bilanz der Nach-Apartheid-Jahre: „Unter den klaren Gewinnern waren die afrikanischen Nationalisten des ANC“, meinte er unter Hinweis auf die Tatsache, dass mehr als 29 000 Politiker und Angestellte des öffentlichen Dienstes mehr als eine Million Rand jährlich verdienen - umgerechnet etwa 165 000 Euro. Zwar habe sich eine wachsende schwarze Elite relativ reibungslos in vielen Managementbüros etabliert, was eine wichtige Errungenschaft sei.
Doch die Masse der Südafrikaner sei bitterarm. „Die Hälfte der ökonomisch aktiven Bevölkerung ist arbeitslos - eine permanente Unterklasse, bei der niemand so recht weiß, was die Gruppe für ein Einkommen hat - wenn überhaupt.“ Obwohl der Staat als Afrikas höchstentwickelte Wirtschaft gilt, leben rund 30 Millionen Menschen - meist schwarze Südafrikaner - der Regierung zufolge weiter in Armut. Die weiße Minderheit dagegen - sie stellt etwa acht Prozent der 57 Millionen Südafrikaner - ist finanziell meist besser gestellt.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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