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Maritime Kenntnis verlangt
Maritime Kenntnis verlangt

Maritime Kenntnis verlangt

Meereskunde eine Voraussetzung bei Beurteilung des Phosphatabbaus
Frank Steffen
Von Frank Steffen

Windhoek

Im November 2016 hatte die Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft (NWG) an verschiedenen Abenden Vorträge zum Thema Phosphatabbau organisiert und dadurch versucht, unterschiedliche Meinungen und Einschätzungen zu der Umweltstudie des geplanten Phosphatabbaus durch NMP einzuholen. Dabei hatten sie auch drei Fachkräfte auf dem Gebiet der Umweltstudien (EIA) eingeladen. Dr. Chris Brown, Dr. Peter Tarr und John Pallett hatten zwar die Vorgehensweise und den mangelnden Informationsfluss seitens der NMP, seiner Forscher und dem Umweltministerium heftig kritisiert, aber in eigener Kapazität befunden: „Es gibt keine objektiven wissenschaftlichen Gründe, warum der NMP eine Unbedenklichkeitsbescheinigung vorenthalten werden sollte.“ Sie relativierten den Befund lediglich, indem sie darauf hinwiesen, „dass ein Projekt insgesamt evaluiert werden sollte, denn die kumulativen Umweltschäden könnten ein Projekt kippen und nicht unbedingt ein einzelner Teil des Vorhabens“ (AZ berichtete).

David Russell ist seit 30 Jahren in der Fischereiindustrie beschäftigt, erst in Neuseeland und seit dem Jahre 2000 hauptsächlich in Namibia als Fachberater und Meeresbiologe. Russell wies in seinem eigenen Vortrag darauf hin, dass die drei Umweltschützer einen Abbau in Phasen einleiten- und ein auf Überwachungssystemen basiertes, adaptives Managementprogramm einführen würden. Er betonte: „Die EIA-Spezialisten haben allerdings eingeräumt, dass sie keine zutreffende Kenntnis in der Meereskunde haben. Aber genau darauf kommt es bei der Erstellung einer solchen Studie an.“

Russell bezweifelte den Willen des Ministeriums für Umwelt und Tourismus (MET), wenn die Unbedenklichkeitsbescheinigung nur für eine relativ kurzbefristete Zeit zurückgezogen wurde: „Sechs Monate sind sehr knapp für Besichtigung sowie Einschätzung, denn dieser Zeitrahmen fällt in die Sommerferien und schließt die Festtage ein.“ Ferner bemängelte er den Umstand, dass außer der von der MET ursprünglich abgelehnten Studie aus dem Jahre 2012, nach wie vor kein Zugriff auf die nunmehr zugelassene Studie, auf der Internetseite von NMP besteht. „Alle wichtigen EIAs werden veröffentlicht und sind frei zugängig“, erklärte Russell und fragte an anderer Stelle: „Wie wollten die drei Umweltfachkräfte eigentlich die EIA beurteilen, wenn es keinen freien Zugang gibt?“. Als die AZ die NMP-Internetseite gestern besuchte, konnte eine Studie runtergeladen werden, doch ist es dem Laien unmöglich zu erkennen, um welche Ausgabe es sich handelt. Der 2012-Studie oder der nachgebesserten Ausgabe? Brown, Tarr und Pallett hatten sich allerdings eine Kopie des Berichts besorgt, bevor sie den NWG-Vortrag anboten. Dabei kritisierten sie ebenfalls den schwierigen Zugang zur Studie.

Namibia wurde 2012 wegen seines fortschrittlichen Fischereigesetzes mit dem zweiten Preis vom Umweltkongress „World Future Council“ ausgezeichnet. Das beruhte auf der Beachtung der nachhaltigen Nutzung der Fischreserven, womit sich das Gesetz ausdrücklich befasst. Russell zeigt sich nun besorgt, dass Namibia durch einen eventuellen Phosphatabbau negativ auffallen könne: „Der namibischen Öffentlichkeit ist nicht bewusst, wie viel Arbeit seitens der Fischindustrie in die Schaffung eines dementsprechenden Regelwerkes geht, und wie sehr wir die Einhaltung der Verordnungen beachten und erzwingen.“

Russell verlangt, dass beide Studien – die vom Jahr 2012 sowie die verbesserte Ausgabe – frei zugängig werden, damit nicht nur Interessenträger aus Namibia den Zugang bekommen, wodurch Veränderungen und Verbesserungen eingeschätzt werden können, sondern auch internationale Fachkräfte. Außerdem sollte die MET ihre eigenen Einschätzungen sowie die unabhängig in Auftrag gegebenen EIAs veröffentlichen. Die MET soll erklären, wie sie unabhängig von der NMP-Studie, zu ihrem letztendlichen Entschluss, die Unbedenklichkeitsbescheinigung auszustellen, gelangt seien. „Es ist besorgniserregend, dass das Fischereiministerium schriftliche Bedenken und Einwände bei der MET eingereicht hatte, ohne dass diese in irgendeinem Bericht aufgenommen oder berücksichtigt wurden“, schrieb Russell und meinte weiter: „Der Vorschlag von Dr. Brown, die Mine auf eine Probezeitraum von 3 Jahren einzurichten, macht keinen Sinn, da die bleibenden Marine-biologischen Einwirkungen erst viel später bemerkbar werden. Dies ist keine Mine zulande! Hier wird in einer Tiefe von 200 Meter abgeräumt. Wer will da die Einhaltung von Regeln wirkungsvoll prüfen? Hier hilft kein adaptives Management.“

Laut Russell seien Namibias Fischressourcen von hohem Wert, weswegen die neuste Technologie bei einer Zukunftsplanung eingespannt werden sollte, welches zum Teil von der norwegischen Firma SINTEF zusammen mit dem Marine-Forschungsinstitut Norwegens (IMR) getan wurde, als sie das Fischvorkommen neu erfassten und Vorschläge zum Schutz vorlegten – mit Schwerpunkt auf die vorgegebenen Risiken des Phosphatabbaus. „Unsere Langusten-Bevölkerung ist zu einem großen Teil dem Abpumpen der Alluvial-Diamanten auf dem Meeresboden zum Opfer gefallen. Wir können es uns nicht leisten, jetzt unser gesamtes Fischereipotenzial auch noch aufs Spiel zu setzten“, so Russell.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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