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Maßgeschneiderter Traum "Made in Namibia"

Das Hochzeitskleid - um kaum ein Kleidungsstück wird mehr Wirbel gemacht. Perfekt muss es sein. Perfekt zur Persönlichkeit von Braut und Bräutigam, perfekt zur geplanten Feier und natürlich am Besten auf die Linien des eigenen Leibs angepasst oder im besten Fall maßgeschneidert, wie es zwei Maßateliers in Windhoek, die gegensätzlicher kaum sein können, tun. Dazu passende Strümpfe, Schuhe und wer möchte Schleier oder Hut. Unzählige Hochzeitszeitschriften bombardieren die heiratswillige Braut jede Saison aufs Neue mit neuen Entwürfen und die Entscheidung fällt schwer. Für manche Braut kann es aber schnell im Desaster enden, wenn das vermeintliche Brautkleid am eigenen Körper keineswegs nach Hochglanzmagazin und modischem Fummel aussieht, obwohl die Verkäuferin und die beste Freundin im Brautmodengeschäft doch so überzeugt von der Wahl war. "Bräute davon zu überzeugen, dass ihr Wunschkleid nicht unbedingt zu ihrer Figur oder ihrer Persönlichkeit passen, ist mit das schwierigste an unserem Geschäft", so Anna Mahindi, die eine kleine Maßschneiderei in Khomasdal betreibt und etwa acht Bräute im Jahr zumeist mit den dazugehörigen Brautjungfern glücklich macht. Sensibel müssten sie den Bräuten immer wieder erklären, dass ein anderer Schnitt ihrer Figur vielleicht doch mehr schmeicheln würde. Den Besucher erwartet bei Anna Mahindi und ihrem Neffen Jeffrey Maltin kein glamoröses Designstudio mitten in bester Stadtlage, vielmehr ein bescheidenes Hinterhofflat. Ein Raum dient der Beratung und zum Nähen, der andere ist kombiniertes Ankleide-, Bügel-, und Zuschneidezimmer. Eigentlich, meint sie schmunzelnd, ist sie ja gelernte Bankerin. Durch die berufliche Beanspruchung ihres Mannes, er ist Dozent an der Universität, und diversen Umzügen der Familie, war es schwierig, eine Position in ihrem erlernten Beruf zu finden, so die sympathische Tansanierin. Die Grundbegriffe des Nähens hat sie von ihrer Mutter gelernt, doch erst in Swasiland hat sie eine Freundin mit dem industriellen Nähen vertraut gemacht. Seit einem Jahr wird sie nun von ihrem Neffen unterstützt, der bereits jahrelange Erfahrung aus der Maßschneiderei mitbringt und maßgeblich für das Design und für die Herstellung der Brautmode zuständig ist. Schnittmuster sucht man dabei vergebens, er hat diese sogenannte asiatische Schnittform von der Pike auf gelernt. Nach dem Maßnehmen überträgt Maltin seine mit der Braut besprochenen Ideen sofort auf den zumeist gemeinsam mit der Braut ausgesuchten Stoff. Ein bis zwei Anproben sind dann nötig, um das Kleid dann zu dem zu machen, was es sein soll. Ein Hochzeitstraum. Auf die Frage, ob mehr traditionell oder europäischer Stil von namibischen Bräuten bevorzugt werde, antworten beide einstimmig: europäisch sei der bevorzugte Stil. Nur noch selten kommt es vor, dass eine junge Namibierin in traditionellen Gewändern heiraten möchte. Weiß oder Champagnerfarben und ganz im Stil der großen europäischen Modemagazine. Je nach Arbeitsaufwand kostet dann ein maßgeschneidertes Kleid bis zu 3.500 N$, der Stoffverbrauch wird extra berechnet. Die Kundschaft bei Anna Malindi erstreckt sich über ganz Namibia. Zumeist geschieht es über Mund-zu-Mund-Propaganda, Anzeigen schaltet sie so gut wie nie. "Momentan erreichen uns mehr Anfragen, als wir bedienen können, eigentlich müssten wir expandieren." Expandieren müsste auch Andrea Kühn von Inspiration Design, die auf der anderen Seit der Stadt, im exklusiven Klein Windhoker Büro- und Ladenkomplex Bougainvillae ebenfalls eine Maßschneiderei besitzt. Seit sie im Mai auch im Erdgeschoss eine Ladeneinheit gemietet hat, kommen nun auch vermehrt Laufkunden und sie kommt mit der Fertigung kaum nach. Kühn, die nach einer Schneiderlehre in München an einer renommierten Modeschule Schnitttechnik studiert hat, versucht der gestiegenen Nachfrage mit der Einführung einer sogenannten Fertiglinie entgegenzukommen, die es ihren Näherinnen zukünftig auch einfacher machen sollen. "Es ist extrem schwierig, geeignete Näherinnen zu finden, die zumindest die Grundtechniken beherrschen. Dazu fehlt darüber hinaus die regelmäßige Begleitung durch schulischen Unterricht, der das Gelernte vertieft und mit theoretischem Hintergrund füllt." Zumeist muss sie ihnen alle Handgriffe und Nähtechniken von Grund auf zeigen und erklären, dennoch hat sie ihren Schritt, sich in Namibia selbstständig zu machen, noch keinen Tag bereut. "In Deutschland könnte ich nie so frei arbeiten, meine Ideen direkt am Körper der Kundinnen umsetzen und ein Produkt von der Idee bis zur fertigen Robe begleiten." Eigentlich wollte sie damals, 1998 als sie nach Namibia kam, nur ein halbes Jahr ausspannen und Urlaub machen. Doch sie blieb und hat sich mittlerweile etabliert. Zwei bis drei Brautkleideranfragen bearbeitet sie monatlich.

Anders als bei Malindi, passen Kundinnenwunsch, Figur und Persönlichkeit aber zumeist von Beginn an zusammen. Schwierig ist es allerdings oft, den passenden Stoff für den Hochzeitstraum zu bekommen. Kühn, die ihr Material zum Großteil aus Südafrika bekommt, empfiehlt aus diesem Grund, bereits frühzeitig mit den Planungen zu beginnen. "Viele Kundinnen kommen bereits ein halbes Jahr vor dem geplanten Termin zu mir, um mit der Auswahl von Stoff und Design zu beginnen und am Ende nicht unter Druck zu geraten." Die Stoffauswahl gehört dabei immer mit zum Spannendsten. Zumeist suchen sich Bräute hochwertig Seiden- und Viskosestoffe aus. Glücklicherweise besitzt sie mittlerweile ein gutes Lieferantennetzwerk, so dass auch außergewöhnlichen Wünschen, wie z.B. nach plissierten Stoffen, nachgekommen werden kann. "Ich kann bei meinem Lieferanten in Kapstadt sogar die Faltenbreite angeben", so Kühn "Das wäre in Deutschland gar nicht mehr möglich".
Anders als Maltin, fertigt sie nach dem Maß nehmen, einen Papierschnitt an und näht einen ersten Designentwurf aus einfacher Baumwolle, bevor die Schere an den teuren Originalstoff gesetzt wird. In der Regel finden etwa zehn Anproben statt, bis das Kleid perfekt passt. Es kann aber auch schneller gehen. Wer spontan entschließt, nach zweiwöchiger Rundreise kurz vor seinem Heimflug noch zu heiraten, wird bei Andrea Kühn in der Regel nicht enttäuscht. "Schnitt und Stoff muss dann eben dem, was in der kurzen Zeit machbar ist, angepasst werden. Aber bisher haben wir alles hingekommen. Selbst dem außergewöhnlichen Wunsch einer Braut, in einem traditionellen Buschmannkleid aus Leder zu heiraten", schmunzelt sie. Je nach Stoffqualität und Designaufwand kann bei ihr ein Kleid auch mal 20.000 Dollar kosten. Wobei der Löwenanteil dabei stets für den Einkauf der Stoffe bereit gehalten wird. "Die unzähligen Arbeitsstunden, die ich für komplizierte Faltenwürfe aufwende, darf ich oftmals gar nicht miteinrechnen, das gehört aber zu meiner Leidenschaft für den Beruf dazu!"
Anna Malindi und Jeffrey Maltin sind telefonisch unter 081-2755257 erreichbar. Andrea Kühn von Inspiration Design befindet sich im Büro- und Ladenkomplex Bougainvillae im Windhoeker Stadtteil Klein-Windhoek. Termine können unter [email protected] vereinbart werden.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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