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Mehr als Mode

Namibische Mode im Fokus
WAZon-Redakteur
Für manche endet Mode beim morgendlichen Griff in den Kleiderschrank. Andere sehen darin eine Möglichkeit ihrer Persönlichkeit, Kreativität sowie vor allem auch ihrer Kultur und Herkunft Ausdruck zu verleihen. Mode ist mehr als bloße Hülle und schöner Schein. Mode kann hochpolitisch sein. Selten wurde das so deutlich wie bei der Katutura Fashion Week in Windhoek am vergangenen Wochenende. „Die Katutura-Modewoche ist so besonders, weil sie Menschen zusammenbringt. Und sie bringt die Mode zu den Menschen.“, so Helen Hangula-Shimedima, teilnehmende Designerin.

STARKE BOTSCHAFTEN

Zwei der Models auf ihrer Laufstegshow halten Schilder in der Hand. Auf dem einen steht „Sag Nein zu GBV (geschlechtsspezifischer Gewalt)“, auf dem anderen: „Sag Nein zu Xenophobie“. „Meine Kollektion steht für Kraft; sie trägt den Namen Power“, erklärt die Designerin die tiefere Bedeutung hinter ihrer Arbeit.

Genderbasierte Gewalt hat viele Gesichter. Sie kann jede Person treffen. Und sie kann physischer, psychischer, ökonomischer und sexueller Art sein. Sie ist eine der am häufigsten auftretenden Menschenrechtsverletzungen weltweit. Oft ist diese Form der Gewalt sogar leider gesellschaftlich akzeptiert. Auch Männer sind davon betroffen, beispielsweise wenn sie nicht dem „klassischen“ Männerbild entsprechen. Helen Hangula-Shimedimas Mode ist Unisex.

„Ich habe Rüschen benutzt – die stehen für Klasse, Zuversicht und Macht.“

Farblich hat sie ihre Kollektion ganz in schwarz gehalten. „Damit wollte ich den Frauen und Männern meinen Tribut zollen, die ihr Leben durch geschlechtsspezifische Gewalt verloren haben.“ Sie hoffe, durch ihre Arbeit mehr Bewusstsein und Sensibilität für diese Themen in der namibischen Gesellschaft zu schaffen. „Ich glaube, dass wir als Künstler ein elementares Mittel sind, um auf solche Missstände aufmerksam zu machen.“ Helen Hangula-Shimedima schnupperte bereits im Jahr 2015 bei der African Renaissance Fashion Week in London zum ersten Mal Laufstegluft. Die Katutura-Modewoche war für die studierte Modedesignerin also ein Heimspiel.

MIT STEREOTYPEN BRECHEN

Hendrik M. Muatara, dem Gründer der Katutura Fashion Week, ist es ein besonderes Anliegen der namibischen Modeszene eine Plattform zu geben, damit in Zukunft noch mehr namibische Designer mit ihren Kollektionen auf den internationalen Laufstegen vertreten sind. Aus eigener Erfahrung weiß er, wie schwer es sein kann, in dieser Branche Fuß zu fassen: „Ich wollte immer ein Vorreiter sein und junge Menschen aus verschiedenen Lebensbereichen dazu inspirieren, Teil dieser Bewegung zu sein.“ Bisher werde die Modebranche in Namibia vor allem von Frauen dominiert. Bei der Modewoche in Katutura war es Muatara deshalb wichtig, mit diesem und anderen Stereotypen zu brechen. Das ist ihm durchaus gelungen: „Zum ersten Mal in der Geschichte der Modeindustrie in Namibia waren alle Kulturen des Landes auf dem Laufsteg vertreten, genauso wie Models mit Behinderungen und aller Körperformen und –Größen“, sagt die Designerin Helen Hangula-Shimedima.

Muatara, dessen persönlicher Lebensweg eng mit den dunklen Kapiteln in der Geschichte Namibias verwoben ist, hat sich ganz bewusst dazu entschlossen, die Modewoche in Katutura zu veranstalten. Der Name das Stadtteils, der übersetzt so viel wie „der Ort, an dem Menschen nicht leben wollen“ heißt, trifft auf viele Teile des Bezirks nördlich des Stadtzentrums heute nicht mehr zu. Das Katutura-Gemeindezentrum, in dem auch die Laufstegshows der KFW stattfanden, ist ein Beispiel für diesen Wandel. Früher lebten auf dem Gelände um die 6 000 Arbeiter. „Sie schufteten sechs Monate lang, Tag und Nacht, und bauten Gebäude und Straßen, bevor sie ihre Familien besuchen konnten“, weiß Designerin Hangula-Shimedima. Heute ist der ehemalige „Katutura Compound“ (Massenwohnheim) ein kreativer Ort. „Studenten aus dem ganzen Land kommen hier zusammen um eine künstlerische Karriere am College of the Arts zu verfolgen.“ Als nächste Generation seien gemäß Muatara vor allem die jungen Menschen in der Pflicht, Namibia zu einem besseren Ort für alle zu machen und dafür zu sorgen, dass alle Stimmen in diesem kulturell so vielfältigen Land gehört werden. Muatara selbst hat unter dem Namen „Dennis Hendricks“ ebenfalls international sehr erfolgreich als Model gearbeitet. Er weiß wie es ist, wegen Hautfarbe oder Geschlecht auf Ablehnung zu stoßen und aufs Äußerste reduziert zu werden. Und er weiß, wie man auf sich aufmerksam macht, sich Gehör verschafft.

Gleichgesinnte und motivierte junge Kreative zusammenzubringen, das ist den Veranstaltern der KFW gelungen. Models, (Schmuck-) Designer, Make-Up Artists und Fotografen sowie Shop-Besitzer konnten untereinander Kontakte knüpfen um sich gegenseitig zu fördern und neue Ideen auszutauschen.

Für die Zukunft haben die Veranstalter noch große Pläne mit der KFW: „Die Katutura Fashion Week soll die einflussreichste Modeplattform des Landes werden und jährlich stattfinden“, wünscht sich Initiator Hendrik M. Muatara.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-17

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