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Meisterin des Modellierens

Praktikant Praktikant
Von Undine Konrad, Windhoek
Zwei zarte Füßchen baumeln in der Luft. Die Schwimmbrille sitzt vorübergehend auf der Badekappe statt im Gesicht. Ein flüchtiger Augenblick im Schwimmbad, festgehalten in 60 Zentimetern Höhe, drei Dimensionen und erstaunlicher Präzision: als Skulptur eines am Beckenrand sitzenden Mädchens im Badeanzug. Seine Füße sollen im Wasser hängen. Diese kleine Wasserratte wird ihren Platz sicherlich auf einem Holzblock bekommen, verrät Cristina Salvoldi. Die aus Windhoek stammende Künstlerin ist dabei, das Auftragswerk zu bemalen. Ihre Werkstatt liegt im südafrikanischen Surfer-Örtchen Kommetjie, etwa 30 Autominuten von Kapstadt entfernt. Hierher hat es die junge Frau aus Liebe verschlagen.
Cristina Salvoldi ist gerade mal 30 und hat sich mit einer Reihe erstaunlicher Arbeiten bereits einen Namen gemacht. Etwa mit der lebensgroßen Karakul-Bronze in Keetmanshoop im Jahr 2007, der Maultier-Bronze für die Gondwana Editions 2010 oder der lebensgroßen Bronze-Skulptur von Ray Alexander für den südafrikanischen National Heritage Project Council (NHPC) im vergangenen Jahr. Die Masken, die sie für das sozialkritische Theaterstück „Pruttel“ einer guten Freundin anfertigte, brachten ihr sogar eine Nominierung bei den südafrikanischen Kyknet Fiesta Awards ein, einem Preis in der Liga des deutschen Bambis oder US-amerikanischen Oscars. Allerdings noch weiter gefasst, weil auch Musik, Theater und Tanz einbezogen werden. „Ich war total überrascht“, erzählt sie. „Die ziehen durchs Land, besuchen Festivals und nominieren von sich aus.“ In ihrem Fall in der Kategorie Theaterdesign. Welche Ehre das war, sei ihr erst richtig klar geworden, als sie am 13. Februar in Pretoria im Publikum saß: „Ein ziemlich großes Ding!“
Ihr Portfolio erscheint immens. Neben Masken und Skulpturen gestaltet sie auch Kulissen, etwa in Form von Miniatur-Landschaften, zum Beispiel für Werbefilme. Die Zwergen-Welten werden als Szenerie abgefilmt, in die die Darsteller später am Computer hineingesetzt werden. Von den Größenunterschieden ist dann nichts mehr zu sehen.
Dieser Bereich kommt am Ehesten in die Nähe dessen, was sie ursprünglich studiert hat: Requisitenbau und Maskenbildnerei für Film. Einen solchen Studiengang gab es damals, 2003, in Namibia nicht. Sie ging nach Kapstadt. Spezialeffekte in „Star Wars IV“ hatten sie derart fasziniert, dass sie zum Film wollte. Ein Leben als freischaffende Künstlerin konnte sie sich trotz ihres Talents partout nicht vorstellen. „Ich habe die Kunst schon damals geliebt, aber mich nicht als Künstlerin gesehen“, sagt sie. Morgens aufzustehen und das Gefühl entscheiden zu lassen, was sie an diesem Tag macht, ist nicht ihr Ding. Sie bevorzugt eine Struktur. „Es macht für mich Sinn, wenn jemand kommt und mir sagt, was er haben will.“
Sehr ähnlich arbeitet sie heute, setzt Auftragswerke, aber auch eigene Ideen um. Kaum etwas davon hat sie im Studium gelernt, sondern in der Praxis. Anschließend bei einer Firma. Zu ihren ersten Aufgaben gehörte, Requisiten wie Hämmer aus Schaum so anzumalen, dass sie echt aussehen. „Ich hatte das Glück, dann ein paar Projekte in die Hände zu bekommen, die mir die Chance boten, Sachen auszuprobieren“, erzählt sie im Rückblick. „Wenn man von 2D auf 3D umsteigt, muss es klicken im Kopf.“ Die Herstellung von Skulpturen brachte sie sich in diesem Zusammenhang selbst bei.
„Die Prozesse sind immer gleich“, erklärt Cristina Salvoldi und meint das Modellieren. Bevor sie damit loslegt, konstruiert sie ein Metallgerüst in der Pose der Figur. Es dient als innere Struktur der Skulptur. „Das Modellieren macht mir am meisten Spaß“, verrät sie und beschreibt den Prozess, in dem sie mit einer ölhaltigen Knetmasse die Figur in Originalgröße formt. „Die Masse wird dabei nicht hart, sondern immer weicher, je mehr man sie bearbeitet.“ Von dieser Skulptur gießt sie mit Silikon einen Abdruck. Auf diese Weise entsteht - wie eine Haut - ein Negativ, das am Ende ausgegossen wird. Das Schwimmmädchen hat die Künstlerin in fünf Teilen gefertigt und zusammengesetzt. (Sie selbst bewundert Bildhauer, die Figuren aus Stein oder Holz entstehen lassen, indem sie Material wegnehmen. Beim Modellieren macht sie das Gegenteil: Sie baut auf. „Ton ist vergebender“, räumt sie ein. Das andere müsse sie mal noch auf ihre „Liste tun“.)
Das Mädchen im Schwimmbad, das Mädchen mit der Katze, die beiden Mädchen, weiß und schwarz, Hand in Hand - mit Vorliebe modelliert Cristina Salvoldi Kindermotive. Kein Zufall: „Höchste Priorität hat meine Mutterrolle“, sagt sie. Sehr jung bekam sie ihre Tochter. „Ich wachse mit ihr, sehe die Welt durch ihre Augen.“ Um Zeit für die inzwischen Neunjährige zu haben, ist sie nur halbtags in der Werkstatt. Auch Aufträge für die Filmbranche hat sie nach ihrer Mitarbeit an allen „Hobbit“-Filmen nicht mehr angenommen. „Die Lieferfristen sind zu knapp. Das ist mit Kind zu stressig.“ Stattdessen hat sie sich für eine weitere Ausbildung entschieden: Zurzeit studiert sie in Kapstadt Psychologie. Mit dem Abschluss will sie als Beraterin für Kinder in Schulen tätig sein. In Ergänzung zur Kunst.
Das größte Projekt, an dem Cristina Salvoldi aktuell mitwirkt, ist „The Long walk to freedom“ für das Nationale-Kulturerbe-Monument in Pretoria. Bis 2017 wollen mehr als 20 Bildhauer 400 lebensgroße Bronzestatuen von bedeutenden Persönlichkeiten im südafrikanischen Freiheitskampf erschaffen. „Die Skulpturen sollen wie eine große Prozession im Freedom Park in Pretoria aufgestellt werden“, erzählt Salvoldi. „Besonders schön finde ich, dass der klassische Stil gewünscht wird.“ Ästhetik ist ihr enorm wichtig. „Kunst muss schön anzusehen sein - und emotional. Ich möchte Emotionen kreieren.“ Nachdem sie Ray Alexander abgeschlossen hat, reichte sie gerade ein kleines Modell für die Skulptur von Lillian Ngoyi ein. Sie hofft, diese groß umsetzen zu dürfen. Auch Oliver Tambo und Nelson Mandela stehen noch aus. Aber sie gesteht lachend: „An die wagt sich noch keiner so richtig heran.“

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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