Miauende Models und kesse Kater
Die geräumige Aula der Delta-Grundschule hat sich an diesem Samstagmorgen sprichwörtlich in einen Tierzirkus verwandelt. Dicht an dicht reihen sich die Käfige, in der Luft liegt statt Schulsportschweiß eine streng animalische Note, und in regelmäßigen Abständen machen erstaunlich lautstarke Miaulaute dem Besucher klar, in was er hier geraten ist: Einen Katzenschönheitswettbewerb!
Über siebzig dieser samtpfotigen Artgenossen aus dem ganzen Lande sind angetreten, um den begehrten Titel der schönsten Katze Namibias 2008 zu ergattern. Auf der Bühne am hinteren Ende des Saals thronen bereits die Preise, die später den glücklichen Siegerkatzen und ihren Besitzern winken: Katzenfutter, Katzenstreu, Katzenspielzeug, Katzenfellpflegeprodukte und, als Hauptpreis, ein extragroßer Kratzbaum nebst einer exklusiven - und beleuchtbaren! - Katzenkopftrophäe aus geschliffenem Kristallglas.
Um diese zu ergattern, müssen sich die Tiere jedoch zunächst den strengen Blicken von Philippa van Dyggelan stellen. Die Dreiundachtzigjährige mit den silbergrauen Locken ist seit fast zwanzig Jahren international als Katzenjury tätig, und heute eigens aus Johannesburg angereist, um die Windhoeker Katzen zu begutachten. Ausgerüstet mit einem fahrbaren Samtpodest, auf das sie jedes der Geschöpfe zur Bewertung heraufhebt, zieht sie von Käfig zu Käfig. Essentielles Utensil für die Begutachtungszeremonie: Ein kleiner Zauberstab, mit dem sie den vermeintlichen Schönheiten energisch vor den Schnurrbarthaaren herum wedelt, um sie auf Reaktionsvermögen und Sozialverhalten zu testen. Viel Zeit bleibt ihr dafür nicht, schließlich will bis Mittag die ganze Halle geschafft sein. Ein geübter Blick auf Zähne und Ohren, ein Streichler über Fell und Schwanz, stimmen Gewicht und Pflegezustand? "So gern ich es auch würde, ich darf nicht anfangen, mit den Katzen zu spielen, sonst bin ich verloren", ermahnt sich die rüstige Richterin und lacht.
Gerade hat sie eine der wenigen angetretenen Rassekatzen des heutigen Tages observiert, eine schottische Faltohrkatze mit dem klangvollen Namen "Diva`s Cloud McBonabille". Besitzerin Angela Dau-Pretorius ist nervös, aber zufrieden mit dem Urteil, das Frau van Dyggelan über ihren Liebling fällt: "Ein sehr schönes Tier, das sich aber noch entwickeln muss." Schließlich ist das edle Wesen gerade mal sechs Monate alt. Stolze 3000 Namibische Dollar hat ihre Besitzerin für sie zahlen müssen, "dafür habe ich jetzt die einzige Faltohrkatze Namibias", sagt sie stolz. Wie die meisten der Anwesenden hat Angela "die Katzenliebe mit der Muttermilch aufgesogen", seit die Denken kann, hat sie mit Katzen gelebt und ist wie alle hier überzeugt: "Ohne Katze ist ein Heim bloß ein Haus!"
Im Gegensatz zu "Bonabille" sind die Mehrzahl der in Windhoek angetretenen Vierbeiner jedoch gewöhnliche Hauskatzen, die jedoch weitaus schwieriger zu beurteilen sind, fehlen bei ihnen doch eindeutige Einstufungskriterien wie Stammbaum oder Züchterzertifikat. Geliebt werden sie jedoch mindestens genauso wie ihre adligen Geschwister: Viele der kleinen Käfige sind aufwendig mit Fotos und Zeichnungen, Plastikblumen, Schleifen und Goldkettchen geschmückt. Auch die zwölfjährige Marietta Kuivanen möchte ihre "Misty" heute von ihrer schönsten Seite präsentieren. Bereits den ganzen Morgen hockt die Schülerin vor den Gitterstäben und kämmt das Fell ihres kleinen Schützlings mit eine kleinen violetten Plastikbürste. Doch auch wenn sie am Ende des Tages ohne eine Auszeichnung nach Hause gehen muss: "Ich finde es einfach toll, hier zu sein. Soviele Katzen auf einmal habe ich noch nie gesehen!"
Die Stimmung ist entspannt und fröhlich, wie Marietta sehen die meisten hier ihre Teilnahme frei nach dem Motto "Dabeisein ist alles" und nutzen die Veranstaltung zum Erfahrungsaustausch mit anderen Katzenbegeisterten, geben sich Tipps zu Futter und Tierärzten, oder wie man am effektivsten Kletten aus der stolzen Fellpracht einer Langhaarkatze befreit.
Dementsprechend gibt es neben den amtlichen Wettbewerbsklassen bei der Windhoeker Katzenschau auch jede Menge "Fun Categories", in denen etwa die Katzen mit dem längsten Schwanz, den größten Augen oder dem dringendsten Diätbedarf gekürt werden.
Der offizielle Titel jedoch geht in diesem Jahr zum ersten Mal an einen Rassekater. "Kasimir" heißt der glückliche Sieger und ist ein "British Shorthair", mit der Farbe "blue, nicht grau", wie seine strahlende Besitzerin Carla Friedrichs betont. Die Wahl fiel Philippa van Dyggelan diesmal nicht schwer: "Kasimir ist so ein edles Tier, da hatte ich einfach keine Alternative." Weit mehr Kopfzerbrechen hingegen bereitete ihr die Prämierung in der Kategorie "Ramatex-Katzen." Die hier angetretenen Vierbeiner stammen allesamt aus dem Nachlass des im April von der Pleite betroffenen asiatischen Textilunternehmens, auf dessen Gelände nach Abzug der Arbeiter hunderte von ausgehungerten und kranken Katzen entdeckt worden waren. Windhoeker Tierfreunde nahmen sich den traurigen Geschöpfen an, päppelten sie auf und präsentierten sie bei der heutigen Katzenschau erstmals der Öffentlichkeit. Am Ende liegt das Jungtier "Melody" mit einer Schwanzlänge vorn. Zu verdanken hat es das Justina Andreas (16), die das völlig verängstigte Tier "mit ganz viel Kuscheln und Streicheln" über seine traumatischen Erlebnisse hinwegbrachte. Richterin Philippa ist beeindruckt von soviel Engagement: "Die Welt sollte sich ein Beispiel an Namibias Tierschützern nehmen!"
Über siebzig dieser samtpfotigen Artgenossen aus dem ganzen Lande sind angetreten, um den begehrten Titel der schönsten Katze Namibias 2008 zu ergattern. Auf der Bühne am hinteren Ende des Saals thronen bereits die Preise, die später den glücklichen Siegerkatzen und ihren Besitzern winken: Katzenfutter, Katzenstreu, Katzenspielzeug, Katzenfellpflegeprodukte und, als Hauptpreis, ein extragroßer Kratzbaum nebst einer exklusiven - und beleuchtbaren! - Katzenkopftrophäe aus geschliffenem Kristallglas.
Um diese zu ergattern, müssen sich die Tiere jedoch zunächst den strengen Blicken von Philippa van Dyggelan stellen. Die Dreiundachtzigjährige mit den silbergrauen Locken ist seit fast zwanzig Jahren international als Katzenjury tätig, und heute eigens aus Johannesburg angereist, um die Windhoeker Katzen zu begutachten. Ausgerüstet mit einem fahrbaren Samtpodest, auf das sie jedes der Geschöpfe zur Bewertung heraufhebt, zieht sie von Käfig zu Käfig. Essentielles Utensil für die Begutachtungszeremonie: Ein kleiner Zauberstab, mit dem sie den vermeintlichen Schönheiten energisch vor den Schnurrbarthaaren herum wedelt, um sie auf Reaktionsvermögen und Sozialverhalten zu testen. Viel Zeit bleibt ihr dafür nicht, schließlich will bis Mittag die ganze Halle geschafft sein. Ein geübter Blick auf Zähne und Ohren, ein Streichler über Fell und Schwanz, stimmen Gewicht und Pflegezustand? "So gern ich es auch würde, ich darf nicht anfangen, mit den Katzen zu spielen, sonst bin ich verloren", ermahnt sich die rüstige Richterin und lacht.
Gerade hat sie eine der wenigen angetretenen Rassekatzen des heutigen Tages observiert, eine schottische Faltohrkatze mit dem klangvollen Namen "Diva`s Cloud McBonabille". Besitzerin Angela Dau-Pretorius ist nervös, aber zufrieden mit dem Urteil, das Frau van Dyggelan über ihren Liebling fällt: "Ein sehr schönes Tier, das sich aber noch entwickeln muss." Schließlich ist das edle Wesen gerade mal sechs Monate alt. Stolze 3000 Namibische Dollar hat ihre Besitzerin für sie zahlen müssen, "dafür habe ich jetzt die einzige Faltohrkatze Namibias", sagt sie stolz. Wie die meisten der Anwesenden hat Angela "die Katzenliebe mit der Muttermilch aufgesogen", seit die Denken kann, hat sie mit Katzen gelebt und ist wie alle hier überzeugt: "Ohne Katze ist ein Heim bloß ein Haus!"
Im Gegensatz zu "Bonabille" sind die Mehrzahl der in Windhoek angetretenen Vierbeiner jedoch gewöhnliche Hauskatzen, die jedoch weitaus schwieriger zu beurteilen sind, fehlen bei ihnen doch eindeutige Einstufungskriterien wie Stammbaum oder Züchterzertifikat. Geliebt werden sie jedoch mindestens genauso wie ihre adligen Geschwister: Viele der kleinen Käfige sind aufwendig mit Fotos und Zeichnungen, Plastikblumen, Schleifen und Goldkettchen geschmückt. Auch die zwölfjährige Marietta Kuivanen möchte ihre "Misty" heute von ihrer schönsten Seite präsentieren. Bereits den ganzen Morgen hockt die Schülerin vor den Gitterstäben und kämmt das Fell ihres kleinen Schützlings mit eine kleinen violetten Plastikbürste. Doch auch wenn sie am Ende des Tages ohne eine Auszeichnung nach Hause gehen muss: "Ich finde es einfach toll, hier zu sein. Soviele Katzen auf einmal habe ich noch nie gesehen!"
Die Stimmung ist entspannt und fröhlich, wie Marietta sehen die meisten hier ihre Teilnahme frei nach dem Motto "Dabeisein ist alles" und nutzen die Veranstaltung zum Erfahrungsaustausch mit anderen Katzenbegeisterten, geben sich Tipps zu Futter und Tierärzten, oder wie man am effektivsten Kletten aus der stolzen Fellpracht einer Langhaarkatze befreit.
Dementsprechend gibt es neben den amtlichen Wettbewerbsklassen bei der Windhoeker Katzenschau auch jede Menge "Fun Categories", in denen etwa die Katzen mit dem längsten Schwanz, den größten Augen oder dem dringendsten Diätbedarf gekürt werden.
Der offizielle Titel jedoch geht in diesem Jahr zum ersten Mal an einen Rassekater. "Kasimir" heißt der glückliche Sieger und ist ein "British Shorthair", mit der Farbe "blue, nicht grau", wie seine strahlende Besitzerin Carla Friedrichs betont. Die Wahl fiel Philippa van Dyggelan diesmal nicht schwer: "Kasimir ist so ein edles Tier, da hatte ich einfach keine Alternative." Weit mehr Kopfzerbrechen hingegen bereitete ihr die Prämierung in der Kategorie "Ramatex-Katzen." Die hier angetretenen Vierbeiner stammen allesamt aus dem Nachlass des im April von der Pleite betroffenen asiatischen Textilunternehmens, auf dessen Gelände nach Abzug der Arbeiter hunderte von ausgehungerten und kranken Katzen entdeckt worden waren. Windhoeker Tierfreunde nahmen sich den traurigen Geschöpfen an, päppelten sie auf und präsentierten sie bei der heutigen Katzenschau erstmals der Öffentlichkeit. Am Ende liegt das Jungtier "Melody" mit einer Schwanzlänge vorn. Zu verdanken hat es das Justina Andreas (16), die das völlig verängstigte Tier "mit ganz viel Kuscheln und Streicheln" über seine traumatischen Erlebnisse hinwegbrachte. Richterin Philippa ist beeindruckt von soviel Engagement: "Die Welt sollte sich ein Beispiel an Namibias Tierschützern nehmen!"
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Allgemeine Zeitung
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