Milch billiger als Wasser
Von Dirk Heinrich, Windhoek
Weltweit und auch in Südafrika gibt es zurzeit eine Überproduktion an Milch und dies habe gewaltige Auswirkung auf die recht kleine aber sehr wichtige Milchindustrie in Namibia. „Wir müssen unsere H-Milch für 17,99 N$ pro Liter verkaufen. Südafrikanische Produkte landen in unseren Regalen für 11,99 N$ pro Liter inklusive 15 Prozent Mehrwertsteuer und am selben Tag steht dasselbe Produkt in Kapstadt für 13,99 Rand/N$ ohne Mehrwertsteuer im Regal“, sagte der Geschäftsführer von Nambia Dairies, Günther Ling. Das Unternehmen sitze im Augenblick auf 1,4 Millionen Liter H-Milch, die noch sieben Monate haltbar sei. „Wir haben im Juli dieses Jahr 23 Prozent weniger frische und H-Milch als im Juli vergangenen Jahres verkauft“, betonte Ling.
„Wir produzieren 24 Millionen Liter Milch im Jahr. Die Südafrikaner 213 Millionen Liter im Monat. Wir haben bei Namibia Dairies 750 Angestellte, davon 120 bei der !Aimab-Superfarm (moderne Milchfarm) bei Mariental. Etwa weitere 250 Personen sind auf den 14 Milchfarmen im Lande direkt beschäftigt. Wir kaufen oder produzieren 60 Prozent des Futters für die Superfarm selbst oder beziehen es lokal“, erläuterte der Geschäftsführer von Namibia Dairies. Augenblicklich seien etwa 3 000 Rinder auf der Superfarm, davon 1 400 Kühe in Milch. Namibia Dairies zahle den Milchproduzenten 6,40 Namibia-Dollar inklusive Mehrwertsteuer (VAT) am Farmtor, übernehme die Transportkosten, Verarbeitungskosten, Verwaltung und die Verteilung der Milchprodukte im ganzen Land.
„Auch wir Milchproduzenten kaufen unser Futter, soweit wie dies hierzulande hergestellt und erhältlich ist, lokal. Einige Dinge können wir nur in Südafrika erhalten, wie Lecke, Zufutter, weil es hier nicht hergestellt, sondern nur vertrieben wird. In Zeiten wie jetzt, in einer Dürre, ist Futter nicht nur teuer, sondern auch schwer erhältlich, lokal und anderswo“, betonte der Vorsitzende des namibischen Milchproduzentenverbandes, Japie Engelbrecht. Die namibischen Milchfarmer hätten in jüngster Vergangenheit beachtlich investiert, um die Produktion zu erhöhen und Kosten zu senken, um somit konkurrenzfähig zu bleiben. „Wird der Milchpreis weiter reduziert, müssen wir die Tore schließen und den Milchkühen die Kehle durchschneiden, denn diese Tier kann man nicht einfach auf die Weide treiben“, meinte Engelbrecht.
Engelbrecht und Ling hoffen, dass die Regierung eingreift, um die hiesige Industrie vor dem Aus zu bewahren. Auch an die Verbraucher wird appelliert die namibischen Produkte, die frei von Hormonen seien, zu kaufen und somit die hiesige Industrie zu unterstützen und Arbeitsplätze zu erhalten, anstatt die jetzt noch billigere Ware aus anderen Ländern zu kaufen. Für die nächsten drei Monate müssen Namibias Milchproduzenten bereits eine Preisreduzierung hinnehmen. Etwa 10 Mio. N$ gehen monatlich an die Produzenten. „Wir versuchen natürlich, Auswege zu finden, andere Märkte, wo wir unsere H-Milch verkaufen können. Angola hat im Augenblick Schwierigkeiten wegen des niedrigen Ölpreises, der Markt in Botswana und Simbabwe ist geschützt. Wir haben ein gutes hormonfreies Produkt und schauen selbst bei einigen Inselstaaten nach, aber dies tun auch andere“, sagte Ling. Namibia Dairies bietet Geschäften den Liter H-Milch für 16,40 inklusive Mehrwertsteuer an. 2,15 N$ VAT gehen ans Finanzamt.
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Allgemeine Zeitung
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