Minenort ist äußerst klamm

Windhoek/Tsumeb - Die Außenstände seien auch schlecht verwaltet worden. "Städtische Dienstleistungen werden nicht bezahlt und die Stadtverwaltung versäumt es, diese Außenstände einzutreiben", kritisiert Junias Kandjeke.

Ein Blick auf die Bruttoertragsanalyse im Cashflow-Bericht der Stadtverwaltung zeigt deutliche Spuren dieses Versäumnisses. Sie belegt einen Barmittelabfluss aus betrieblichen Aktivitäten (cash flow from operating activities) in Höhe von fast 2,8 Millionen Namibia-Dollar. Dies bedeutet, dass die Kunden der Stadtverwaltung weniger zahlen als diese benötigt, um ihre normalen betrieblichen Ausgaben zu decken. "Die Kreditpolitik der Lokalbehörde funktioniert nicht. Viel zu viele Bürger schulden der Stadtverwaltung zu viel Geld. Der Strafzins in Höhe von 15% auf überfällige Rechnungen wurde in vielen Fällen nicht berechnet. Die Eintreibung muss sehr viel straffer organisiert werden", rät Kandjeke. Obwohl die Stadtverwaltung sämtliche Außenstände, die älter als 120 Tagen sind, abgeschrieben habe, habe eine Analyse der Wirtschaftsprüfer ergeben, dass am 31. März 2009 noch weitere Forderungen in Höhe von 2,28 Millionen Namibia-Dollar uneinbringlich waren.

Ein weiteres Indiz für die Krise, in die der Minenort im betreffenden Zeitraum geschlittert ist, ist der enorm niedrige Liquiditätskoeffizient (current ratio) der Stadtfinanzen. Der Koeffizient, der das Verhältnis von Umlaufvermögen zu kurzfristigen Verbindlichkeiten beziffert, betrug laut Revisionsbericht nur 0,3. Dies bedeutet, dass die kurzfristigen Verbindlichkeiten mehr als dreimal so hoch waren wie das Umlaufvermögen. Finanzanalysten erachten einen Koeffizienten von 2,0 (das Umlaufvermögen sollte also doppelt so hoch sein wie die kurzfristigen Verbindlichkeiten) als akzeptabel. Die kurzfristigen Verbindlichkeiten der Stadtverwaltung betrugen im März 2009 rund 28,8 Millionen Namibia-Dollar. Den Löwenanteil machten dabei Schulden bei Lieferanten und Dienstleistern aus. Der Bank-Überzugskredit (overdraft) stand bei -4,2 Millionen Namibia-Dollar.

Der Revisionsbericht belegt zudem, dass die Lokalbehörde Probleme in der Buchhaltung und der allgemeinen Verwaltung gehabt hat. So wurde eine große Diskrepanz zwischen der Mehrwertsteuerabrechnung der Stadtverwaltung (die einen Rückerstattungsbetrag in Höhe von fast 1,9 Mio. N$ zeigt) und den Unterlagen des Fiskus festgestellt. Anstelle eines Steuerkredites haben die Prüfer dort (eine im Bericht nicht bezifferte) Forderung gefunden.

"Für Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen in Höhe von 2,37 Millionen Namibia-Dollar fehlen Belege und Rechnungen", heißt es zudem. Die Wirtschaftsprüfer hätten auch vergeblich nach einer vollständigen Liste gesucht, in der alle Grundstücke erscheinen, die im Finanzjahr 2008/09 von der Lokalbehörde verkauft wurden. Es sei daher nicht möglich gewesen, die Erlöse aus Grundstücksverkäufen, laut Stadtverwaltung etwa 620000 Namibia-Dollar, unabhängig zu verifizieren.

Der Generalbuchprüfer fällt daher nur ein "eingeschränktes" Revisionsurteil (qualified audit opinion) über die ihm vorgelegten Stadtfinanzen 2008/09. Schlampereien und Nachlässigkeiten bei der Dokumentation und Verwaltung von Außenständen, Einnahmen, Darlehen und Steuern seien zu gravierend gewesen, um der Stadtverwaltung von Tsumeb ein sauberes Zeugnis auszustellen.