Ministerin verhängt Maulkorb
Windhoek - "Open Line und Chat Show sind jetzt kastriert. Die Leute sollen sich das Denken abgewöhnen", sagte "Uncle Paul" Helmuth, mehrsprachiger Senior und landesweit bekannter Teilnehmer im nationalen Radioforum, gestern in einer ersten Stellungnahme zur politisch verordneten Abschaffung der beliebten Meinungsplattform. "Wir gehen jetzt ins System der Nachrichten- und Meinungszensur, erprobt in der (ehemaligen) Sowjetunion. Das ist mein kritischster (schwerster) Kommentar, den ich je seit der Unabhängigkeit abgegeben habe." Helmuth gehört zur Generation der Altkämpfer gegen die Apartheid.
Im abendlichen Open Line-Programm an vier Tagen der Woche sowie in der morgendlichen Chat Show und ähnlichen interaktiven Foren der acht Sprachprogramme haben die Hörer seit 1990 stets selbst das Thema bestimmt. Das Nationalprogramm hatte zudem noch das "Feedback"-Programm, in dem die Moderatoren ihren Hörern zu Problemfragen aus Instanzen und Behörden Rückmeldung und manchmal sogar eine Lösung brachten. Am vergangenen Donnerstagabend hat NBC-Generalintendant Kandetu auf Geheiß der Ministerin im Open-Line-Programm die Einschränkung angekündigt, dass der Moderator, beziehungsweise die NBC, künftig einen Fachmann hereinruft, zu dessen Beitrag die Hörer sich dann äußern können. Derweil die Hörer vom beliebten Open-Line-Programm, das sie selbst "People's Parliament" nennen, vor einem Jahr noch knapp 60 Minuten Telefonkontakt hatten, hatte das NBC-Management diese Zeit bis Ende letzter Woche schon auf 30 Minuten gekürzt. Am Montagabend hatten die Hörer nach dem geladenen Energie-Referenten Harald Schütt nur noch zehn Minuten Beteiligungszeit, binnen der sie sich dann lediglich zum Energiethema äußern sollten. Was der Moderator Tabs Xulu dann erlebte, machte ihn spürbar sprachlos. Von den sechs Anrufern, die noch in der knappen Zeitspanne zu Wort kamen, wollte nur einer etwas zum Thema sagen. Die anderen haben allesamt scharfen, auch emotionalen, Protest gegen die Meinungszensur der staatlichen NBC angemeldet. "Wozu sind wir in den Befreiungskampf (für die Unabhängigkeit) gezogen?" wollte ein Hörer wissen.
Eine Sprecherin des deutschen Hörfunks der NBC bestätigte gestern, dass die Einschränkung auch den "Telefonhörer" betrifft, das interaktive deutschsprachige Hörerprogramm, wo die Moderation künftig ein einziges Thema vorgeben wird und sich die Hörer danach richten müssen, falls sie etwas sagen wollen.
"Das ist ein drakonischer Schritt, wodurch die Kritik am vorigen Präsidenten Nujoma zum Schweigen gebracht werden soll", erklärte gestern Phil ya Nangoloh, Direktor der Nationalen Gesellschaft für Menschenrechte, NGfM, gegenüber der AZ. "Wir verurteilen diese Maßnahme, der verfassungsmäßigen freien Meinungsäußerung den Maulkorb umzuhängen, als total undemokratisch." Nangoloh hat seinen Protest persönlich dem NBC-Chef Kandetu mitgeteilt und noch nicht näher definierte "Gegenschritte" angekündigt. Nangoloh hat den allgemeinen Hörerprotest auch im Oshivambo-Programm zur Kenntnis genommen.
Kandetu hat in der Rechtfertigung des Maulkorbs "Missbrauch durch die Hörer" angeführt, die persönliche Angriffe lanciert oder sich im Tone vergriffen hätten. Deshalb müsse die Moderation einen neuen Weg einschlagen. Nangoloh hat eine andere Erklärung: "Wegen des bevorstehenden SWAPO-Kongresses und gegensätzlicher Lager in der Partei werden die Kritiker Nujomas geknebelt, auch im Oshivambo-Dienst ,Free Voice'".
Im abendlichen Open Line-Programm an vier Tagen der Woche sowie in der morgendlichen Chat Show und ähnlichen interaktiven Foren der acht Sprachprogramme haben die Hörer seit 1990 stets selbst das Thema bestimmt. Das Nationalprogramm hatte zudem noch das "Feedback"-Programm, in dem die Moderatoren ihren Hörern zu Problemfragen aus Instanzen und Behörden Rückmeldung und manchmal sogar eine Lösung brachten. Am vergangenen Donnerstagabend hat NBC-Generalintendant Kandetu auf Geheiß der Ministerin im Open-Line-Programm die Einschränkung angekündigt, dass der Moderator, beziehungsweise die NBC, künftig einen Fachmann hereinruft, zu dessen Beitrag die Hörer sich dann äußern können. Derweil die Hörer vom beliebten Open-Line-Programm, das sie selbst "People's Parliament" nennen, vor einem Jahr noch knapp 60 Minuten Telefonkontakt hatten, hatte das NBC-Management diese Zeit bis Ende letzter Woche schon auf 30 Minuten gekürzt. Am Montagabend hatten die Hörer nach dem geladenen Energie-Referenten Harald Schütt nur noch zehn Minuten Beteiligungszeit, binnen der sie sich dann lediglich zum Energiethema äußern sollten. Was der Moderator Tabs Xulu dann erlebte, machte ihn spürbar sprachlos. Von den sechs Anrufern, die noch in der knappen Zeitspanne zu Wort kamen, wollte nur einer etwas zum Thema sagen. Die anderen haben allesamt scharfen, auch emotionalen, Protest gegen die Meinungszensur der staatlichen NBC angemeldet. "Wozu sind wir in den Befreiungskampf (für die Unabhängigkeit) gezogen?" wollte ein Hörer wissen.
Eine Sprecherin des deutschen Hörfunks der NBC bestätigte gestern, dass die Einschränkung auch den "Telefonhörer" betrifft, das interaktive deutschsprachige Hörerprogramm, wo die Moderation künftig ein einziges Thema vorgeben wird und sich die Hörer danach richten müssen, falls sie etwas sagen wollen.
"Das ist ein drakonischer Schritt, wodurch die Kritik am vorigen Präsidenten Nujoma zum Schweigen gebracht werden soll", erklärte gestern Phil ya Nangoloh, Direktor der Nationalen Gesellschaft für Menschenrechte, NGfM, gegenüber der AZ. "Wir verurteilen diese Maßnahme, der verfassungsmäßigen freien Meinungsäußerung den Maulkorb umzuhängen, als total undemokratisch." Nangoloh hat seinen Protest persönlich dem NBC-Chef Kandetu mitgeteilt und noch nicht näher definierte "Gegenschritte" angekündigt. Nangoloh hat den allgemeinen Hörerprotest auch im Oshivambo-Programm zur Kenntnis genommen.
Kandetu hat in der Rechtfertigung des Maulkorbs "Missbrauch durch die Hörer" angeführt, die persönliche Angriffe lanciert oder sich im Tone vergriffen hätten. Deshalb müsse die Moderation einen neuen Weg einschlagen. Nangoloh hat eine andere Erklärung: "Wegen des bevorstehenden SWAPO-Kongresses und gegensätzlicher Lager in der Partei werden die Kritiker Nujomas geknebelt, auch im Oshivambo-Dienst ,Free Voice'".
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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