Mischmasch von Auffassungen
Sehr geehrte Redaktion,
haben Sie Dank, dass Sie zwei Auszüge aus dem Buch von Schneider-Waterberg "Der Wahrheit eine Gasse" veröffentlicht haben. Diese enthalten wichtige Einzelheiten und Interpretationen für das Verständnis der Vorgänge von 1904. Jetzt hat Henning Melber ein neues Buch mit Artikeln verschiedener Verfechter der Völkermordthese heraus gegeben, das er am 17. Februar 2006 bei der NaDS vorstellte: "Genozid und Gedenken - Namibisch-deutsche Geschichte und Gegenwart". Es ist leider eine einseitige Sache, weil darin weder Schneider-Waterberg oder noch andere zu Wort kommen, so als gehörten diese nicht zur Gegenwart. Darüber hinaus reiht Melber die Kritiker pauschal in das Lager der "konservativen bis reaktionären Kolonialapologeten" ein.
Es scheint mit der These vom Völkermord so schlecht bestellt zu sein, dass Melber sich unlauterer Methoden gegen Kritiker bedient. Er erlaubt es einem Herrn Marx, dass sich dieser auf 21 Seiten des Buches in übler Polemik gegen Andersdenkende austobt und moralische Tiefschläge austeilt. Nicht nur die Kritiker an der Völkermordthese sind das Ziel, sondern auch Fachkollegen, die die Dinge etwas anders sehen (Konkurrenz der Historiker), oder Martin Balser und "ein Herr Staby"; auch Martin Hohmann, dem er die berüchtigte Lüge anhängt, er habe die Juden als Tätervolk bezeichnet... Damit desavouiert Melber sich und seine Gesinnungsgenossen.
Mein Eindruck ist, dass die Verfechter der Völkermordthese die Vorgänge von damals ausschließlich aus der negativen Sicht des heutigen Zeitgeistes über die deutsche Geschichte und der UNO-Deklaration über Völkermord von 1948 (rückwirkend!) be- und verurteilen. Ein Verfechter schrieb mir, dass er die Ethik und Moral der Gegenwart verinnerlicht habe und sich nicht anmaße, das "wirkliche Geschehen" von damals zu kennen... O weh! - Melber drückt das im Vorwort seines Buches so aus: "Wir reklamieren dabei weder Neutralität noch Unparteilichkeit, sondern genau das Gegenteil (sic!): Engagement und Betroffenheit, die dazu führen, uns mit einem Thema auseinander zu setzen...".
Über dieses Eingeständnis unseriösen Vorgehens empfinde ich keine Genugtuung. Ich bin vielmehr traurig, wohin es führt, wenn sich Leute die gegenwärtigen Ethik und Moral verinnerlichen. Die Veröffentlichungen von Melber und die Koautoren werden zu Makulatur. Sie selbst verlieren an Integrität.
Die "Ethik und Moral der Gegenwart", die Melber und die Autoren "verinnerlicht" haben, ist sehr fragwürdig. Sie besteht aus einem Mischmasch von Auffassungen verschiedenen Ursprungs mit Widersprüchen und Ungereimtheiten. Mit Hilfe der "veröffentlichen Meinung" werden Ethik und Moral dem Wandel des Zeitgeistes angepasst. Bewährte Werte wurden abgebaut und durch Beliebigkeit, Unverbindlichkeit, alles ist erlaubt, Raffgier, unlautere Polemik und vieles mehr.... ersetzt. Die Menschen kommen aber damit nicht zurecht. So schneidert sich jeder selbst seine Moral oder Unmoral. Die "political correctness" passt auf, dass niemand aus der Reihe tanzt... Dies ist die Hauptursache für die Misere, in der sich Deutschland heute befindet... - Die Entstehung dieser Ethik habe ich als Zeitzeuge (geb. 1921) von 1945 an miterlebt und mit erlitten und dann von hier aus weiter beobachtet. Den Siegern gelang es damals, das deutsche Volk mit üblen Methoden und mit Hilfe "williger" Deutscher so gefügig zu machen, dass schließlich das von den Siegern fabrizierte falsche Geschichtsbild der Alleinschuld Deutschlands an beiden Weltkriegen und der Kolonialschuld als absolut wahr akzeptiert wurde. Danach richten sich Melber und die Koautoren.
Ein Kennzeichen dieses Mischmasch von Ethik ist, dass Mord, der an ungeborenen Kindern begangen wird (Verfassunsgericht), straffrei gestellt wurde. Die Verfechter der Völkermordthese können den angeblichen Völkermord von 1904 und den Holocaust nicht genug geißeln. Sie meinen nach spitzfindiger Argumentation, einen "deutschen Sonderweg" (von 1904 bis Auschwitz) erkannt zu haben. Aber dass dieser "Sonderweg" über Auschwitz hinaus direkt in den "qualifizierten Genozid" an Ungeborenen von heute einmündet, weil Holocaust und Kindermord in der Intention übereinstimmen, nämlich dass man Menschen, die man als lebensunwert einstuft, einfach umbringen darf, lässt sie kalt, muss sie kalt lassen, weil es der Gehorsam gegenüber der "political correctness" so verlangt.
Im Konflikt zwischen Verfechtern und Kritikern ist dadurch, dass Melber und die Autoren. auf einer anderen, unseriösen, Ebene als die Kritiker argumentieren, eine Verständigung nicht mehr möglich. Um da herauszukommen, sollte man sich nach dem richten, was, Melber zufolge, Mitte Februar in dem Symposium der NaDS mit Prof. Galtung über Konfliktlösung erarbeitet wurde: Beide Seiten sollten sich zusammen setzen und auf der Basis des "kleinsten gemeinsamen Nenners" einen Dialog versuchen.
Karl Rudolf Sievers, Windhoek
haben Sie Dank, dass Sie zwei Auszüge aus dem Buch von Schneider-Waterberg "Der Wahrheit eine Gasse" veröffentlicht haben. Diese enthalten wichtige Einzelheiten und Interpretationen für das Verständnis der Vorgänge von 1904. Jetzt hat Henning Melber ein neues Buch mit Artikeln verschiedener Verfechter der Völkermordthese heraus gegeben, das er am 17. Februar 2006 bei der NaDS vorstellte: "Genozid und Gedenken - Namibisch-deutsche Geschichte und Gegenwart". Es ist leider eine einseitige Sache, weil darin weder Schneider-Waterberg oder noch andere zu Wort kommen, so als gehörten diese nicht zur Gegenwart. Darüber hinaus reiht Melber die Kritiker pauschal in das Lager der "konservativen bis reaktionären Kolonialapologeten" ein.
Es scheint mit der These vom Völkermord so schlecht bestellt zu sein, dass Melber sich unlauterer Methoden gegen Kritiker bedient. Er erlaubt es einem Herrn Marx, dass sich dieser auf 21 Seiten des Buches in übler Polemik gegen Andersdenkende austobt und moralische Tiefschläge austeilt. Nicht nur die Kritiker an der Völkermordthese sind das Ziel, sondern auch Fachkollegen, die die Dinge etwas anders sehen (Konkurrenz der Historiker), oder Martin Balser und "ein Herr Staby"; auch Martin Hohmann, dem er die berüchtigte Lüge anhängt, er habe die Juden als Tätervolk bezeichnet... Damit desavouiert Melber sich und seine Gesinnungsgenossen.
Mein Eindruck ist, dass die Verfechter der Völkermordthese die Vorgänge von damals ausschließlich aus der negativen Sicht des heutigen Zeitgeistes über die deutsche Geschichte und der UNO-Deklaration über Völkermord von 1948 (rückwirkend!) be- und verurteilen. Ein Verfechter schrieb mir, dass er die Ethik und Moral der Gegenwart verinnerlicht habe und sich nicht anmaße, das "wirkliche Geschehen" von damals zu kennen... O weh! - Melber drückt das im Vorwort seines Buches so aus: "Wir reklamieren dabei weder Neutralität noch Unparteilichkeit, sondern genau das Gegenteil (sic!): Engagement und Betroffenheit, die dazu führen, uns mit einem Thema auseinander zu setzen...".
Über dieses Eingeständnis unseriösen Vorgehens empfinde ich keine Genugtuung. Ich bin vielmehr traurig, wohin es führt, wenn sich Leute die gegenwärtigen Ethik und Moral verinnerlichen. Die Veröffentlichungen von Melber und die Koautoren werden zu Makulatur. Sie selbst verlieren an Integrität.
Die "Ethik und Moral der Gegenwart", die Melber und die Autoren "verinnerlicht" haben, ist sehr fragwürdig. Sie besteht aus einem Mischmasch von Auffassungen verschiedenen Ursprungs mit Widersprüchen und Ungereimtheiten. Mit Hilfe der "veröffentlichen Meinung" werden Ethik und Moral dem Wandel des Zeitgeistes angepasst. Bewährte Werte wurden abgebaut und durch Beliebigkeit, Unverbindlichkeit, alles ist erlaubt, Raffgier, unlautere Polemik und vieles mehr.... ersetzt. Die Menschen kommen aber damit nicht zurecht. So schneidert sich jeder selbst seine Moral oder Unmoral. Die "political correctness" passt auf, dass niemand aus der Reihe tanzt... Dies ist die Hauptursache für die Misere, in der sich Deutschland heute befindet... - Die Entstehung dieser Ethik habe ich als Zeitzeuge (geb. 1921) von 1945 an miterlebt und mit erlitten und dann von hier aus weiter beobachtet. Den Siegern gelang es damals, das deutsche Volk mit üblen Methoden und mit Hilfe "williger" Deutscher so gefügig zu machen, dass schließlich das von den Siegern fabrizierte falsche Geschichtsbild der Alleinschuld Deutschlands an beiden Weltkriegen und der Kolonialschuld als absolut wahr akzeptiert wurde. Danach richten sich Melber und die Koautoren.
Ein Kennzeichen dieses Mischmasch von Ethik ist, dass Mord, der an ungeborenen Kindern begangen wird (Verfassunsgericht), straffrei gestellt wurde. Die Verfechter der Völkermordthese können den angeblichen Völkermord von 1904 und den Holocaust nicht genug geißeln. Sie meinen nach spitzfindiger Argumentation, einen "deutschen Sonderweg" (von 1904 bis Auschwitz) erkannt zu haben. Aber dass dieser "Sonderweg" über Auschwitz hinaus direkt in den "qualifizierten Genozid" an Ungeborenen von heute einmündet, weil Holocaust und Kindermord in der Intention übereinstimmen, nämlich dass man Menschen, die man als lebensunwert einstuft, einfach umbringen darf, lässt sie kalt, muss sie kalt lassen, weil es der Gehorsam gegenüber der "political correctness" so verlangt.
Im Konflikt zwischen Verfechtern und Kritikern ist dadurch, dass Melber und die Autoren. auf einer anderen, unseriösen, Ebene als die Kritiker argumentieren, eine Verständigung nicht mehr möglich. Um da herauszukommen, sollte man sich nach dem richten, was, Melber zufolge, Mitte Februar in dem Symposium der NaDS mit Prof. Galtung über Konfliktlösung erarbeitet wurde: Beide Seiten sollten sich zusammen setzen und auf der Basis des "kleinsten gemeinsamen Nenners" einen Dialog versuchen.
Karl Rudolf Sievers, Windhoek
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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