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Miss Namibia 2004: Ganz schön schön und gar nicht dumm

Was wir schon immer vermutet haben: Schönheitsköniginnen sind schön und ganz schön dumm. Was wir jetzt wissen: Miss Namibia 2004 ist ganz schön schön und gar nicht dumm. Wenn Adéle Basson den Mund aufmacht, hat sie mehr zu bieten als ein bestechendes Lächeln.

Da sitzt sie. Gelassen und dennoch konzentriert, gänzlich unaufgetakelt und natürlich. Pullover und Winterjacke stehen ihr eben so gut wie das Abendkleid, das sie bei der Misswahl am vergangenen Samstag auf dem Laufsteg trug - vielleicht sogar noch besser. Aber unwohl hat sich die 23-Jährige in Bikini und Abendkleid nicht gefühlt. Die Zeremonie hätte noch länger dauern können, wenn es nach ihr gegangen wäre. "Es war so schnell vorbei", sagt sie fast wehmütig, wenn sie an die zwei Stunden im Rampenlicht denkt. Dass diese zwei Stunden im Falle einer Wahl zur Miss Namibia ihr Leben verändern würden, hat sich Adéle schon im Vorfeld gedacht. Aus diesem Grunde hat sie gezögert, als ihre Mutter mit dem Anmeldeformular für die Wahl winkte und ihr Mut machte, sich doch zu bewerben. "Ich war nicht sicher, ob ich das will", sagte sie, "denn mir war klar, dass ich meine Job-Suche dann erstmal zurückstellen muss." Tatsächlich fällt ihr dies in gewisser Weise schwer ("aber bereut habe ich es nicht"), denn Adéle ist Juristin mit Leib und Seele. "Ich liebe Jura", sagt sie enthusiastisch.

Adéle hat an der Stellenbosch Universität in Südafrika ein Jura-Studium absolviert und dann einen Aufbaukurs an der Northwest Universität in Potchefstroom gemacht. Ihr großes Steckenpferd ist das Familienrecht und möglicherweise muss sie sich in ihrem Miss Namibia-Jahr davon gar nicht fernhalten, wie sie befürchtet hatte, sondern kann gerade jetzt groß einsteigen. Denn Adéle hat große Pläne. Sie möchte ihren exponierten Titel und ihre juristische Kenntnis nutzen, um das Recht benachteiligter Kinder zu stärken, die nicht auf ihre Eltern zählen können. "Das wird nicht über Nacht klappen", räumt sie ein, aber dass sie einen Stein ins Rollen bringen könnte, traut sie sich durchaus zu und plant sogar schon, auch dann daran weiter zu arbeiten, wenn sie ihre Krone aus der Hand geben muss. Aus diesem Grund möchte sie ihr Engagement nicht ausschließlich auf den Michelle McLean Childrens Trust beschränken, der von Miss Namibia 1991 bzw. Miss Universum 1992, Michelle McLean, gegründet wurde.

Adéle Basson weiß, was sie will. Und sie weiß, dass sie was weiß. Ihre Bildung, so glaubt sie, ist einer der Gründe gewesen, weshalb sie sich bei der Wahl gegen die anderen neun Finalistinnen durchgesetzt hat. "Möglicherweise bin ich auch erwachsener als die anderen", vermutet sie und klingt dabei noch nicht einmal arrogant. Ein bisschen was hat sie auch schon von der Welt gesehen: Als Austauschschülerin hat sie drei Monate in den USA verbracht. Auch in Deutschland war sie drei Monate - in der Nähe von München. Deshalb spricht sie deutsch und liest auch die Allgemeine Zeitung, wie sie lächelnd versichert.

Mit Zeitunglesen und Nachrichtenschauen hat sich Adéle auf die Wahl vorbereitet. Und tatsächlich wollten die Richter bei einem persönlichen Interview - dies geschah im stillen Kämmerchen, nicht im Rampenlicht der Wahl - Politisches diskutieren. "Vor diesem Interview waren wir alle sehr nervös", erinnert sich Adéle. Aber offenbar hat sich ihre Vorbereitung gelohnt. Nicht zuletzt die im Fitness-Studio: auf der Bühne hat Adéle eine gute Figur gemacht. Sie wird auch all die Pasta, die sie neben unzähligen anderen Geschenken zu ihrem Sieg bekommen hat, nicht selbst essen. "Ich werde sie in Kinder- und Altersheime bringen", sagt sie. Auch eine Suppenküche kann mit ihrer Unterstützung rechnen.

Bei allem sozialen Engagement wird Adéle die gerade betretene Welt des Glanzes, der Schönheit und des Laufstegs so schnell nicht wieder verlassen. Im November tritt sie zur Wahl der Miss World an. Sponsoren gibt es schon. Bis dahin wird sie sich längst an das Krönchen gewöhnt haben, das am Abend der Miss-Wahl so gar nicht auf Adéles hübschem Kopf sitzen wollte. Aber es kommt ja nicht nur darauf an, was drauf ist, sondern was drin ist.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-15

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