Missionarin ohne Heiligenschein (Teil 47)
Autobiografie eines außergewöhnlichen Lebens in Namibia
Kreative Gehversuche
Seit einiger Zeit fördere ich Nelson, einen jungen christlichen Musiker. Seine Freundin habe ich in der Vergangenheit in Hauskrankenpflege ausgebildet. Bei der Abschlussfeier hat sie ihn mir vorgestellt. Er hat mich um Unterstützung bei der Produktion seiner CD gebeten. Durch ihn kam ich auch in eine Gemeinde im Windhoeker Stadtteil Katutura, die mich von Anfang beeindruckt hat. Besonders Pastor Marius begeistert mich mit seiner positiven Persönlichkeit und seinen inspirierenden, kreativen und lustigen Predigten, die immer zweisprachig auf Englisch und Afrikaans, gehalten werden. Es wird viel und laut gesungen. Die ganze Gemeinde ist während des Gottesdienstes immer irgendwie in Bewegung. Obwohl der gesamte Gottesdienstablauf geschlagene vier Stunden dauert, wird es nie langweilig. Ich beschließe, in dieser Gemeinde Mitglied zu werden. Das löst große Begeisterung bei den Gemeindemitgliedern aus. Ich bin eine der wenigen Weißen, die je an ihren Gottesdiensten teilgenommen haben. Ganz zu schweigen von einer Mitgliedschaft. Ich hoffe sehr, dass einige Weiße meinem Beispiel folgen werden. Wo könnte Apartheid besser überwunden werden als in einer Kirche, wo es um Versöhnung und Schuldvergebung, Annahme und Liebe geht? Durch Nelson besuche ich viele Gospelkonzerte, bei denen er auftritt. Nelson ist wirklich talentiert. Wir verbringen viel Zeit miteinander, was seine Freundin nicht gerade zu Freudensprüngen veranlasst. Sie hat intuitiv Recht. Ich merke erst ziemlich spät wie sich die Beziehung zu Nelson verändert. Er verliebt sich in mich. Und ich mich ein bisschen in ihn, wie ich mir eingestehen muss. Da er jedoch halb so alt ist wie ich, halte ich das für eine jugendliche Schwärmerei. Auf meiner Seite ist es die Eitelkeit des Alters, die der Illusion glauben möchte, dass ein großartig aussehender und begabter junger Mann sich tatsächlich in mich verliebt hat. Es schmeichelt mir. Durch Nelson lerne ich jedoch zufällig jemanden kennen, der mein ganzes Leben nicht nur komplett verändern wird, sondern es regelrecht auf den Kopf stellt.
Eine schicksalshafte Begegnung
Die NBC/Sanlam Music-Awards stehen vor der Tür. Nelson ist mit einem Lied in der Kategorie Reggae nominiert. Da will ich natürlich dabei sein. Ein deutscher Chor ist ebenfalls dafür nominiert. Die NBC hat angefragt, ob ich die Laudatio halten würde. Welche Ehre. Das mache ich gerne. Ich muss zu den Proben ins Safari Court Hotel. Schließlich soll morgen abend alles perfekt organisiert sein. Nach den Proben, spricht mich ein gutaussehender Mann mittleren Alters an, den alle anderen Jackson nennen und mit großem Respekt begegnen. Ich kenne ihn nicht. Jackson sagt zu mir: „Kerstin. Könntest du mir einen Rat geben, welche Farbe ich morgen tragen soll? Was steht mir?“ Ich bin überrascht. Woher kennt der meinen Namen? Er redet mit mir, als würde er mich schon lange kennen. Ist das eine Anmache oder wieso fragt der gerade mich nach dem was er morgen anziehen soll? „Grün“, antworte ich spontan. „Was für einen Grünton meinst du denn genau? Kannst du mir das Grün zeigen, dass du meinst?“, fragt mich Jackson. Wo soll ich denn jetzt so ein Grün herzaubern? Gemeinsam machen wir uns auf die Suche nach dem Grünton. Wir laufen durch das gesamte Hotelgebäude, um diesen verdammten Grünton zu finden. Es scheint diesem Jackson ja unglaublich wichtig zu sein, das Richtige anzuziehen. Ich selbst habe auch ein wenig Aufheben um meine Garderobe gemacht. Ich habe mir ein sündhaft teures türkisfarbenes afrikanisches Abendkleid besorgt, das mir meiner Ansicht nach sehr gut steht und mir etwas Glamour verleiht. Ich hoffe, dass das auch die vielen geladenen Gäste und die ganzen Zuschauer vor dem Fernseher denken werden, wenn ich es erstmals morgen tragen werde. Gott sei Dank finden wir in einem Stuhlpolster die gesuchte Farbe. Jackson ist zufrieden und bedankt sich überschwenglich für die Hilfe. Heimlich bedaure ich, dass wir nicht noch ein bisschen gemeinsam weitersuchen müssen. Jackson ist mir unglaublich sympathisch. Seine Stimme hat so einen warmen, beruhigenden Tonfall. Kein Wunder, dass sie mir gefällt. Ich bin neugierig geworden und erkundige mich über meinen neuen Bekannten. Ich erfahre, dass er Musiker ist. Und dazu nicht irgendeiner, sondern der Musiker schlechthin - Namibias Musiklegende Jackson Kaujeua!
Seit einiger Zeit fördere ich Nelson, einen jungen christlichen Musiker. Seine Freundin habe ich in der Vergangenheit in Hauskrankenpflege ausgebildet. Bei der Abschlussfeier hat sie ihn mir vorgestellt. Er hat mich um Unterstützung bei der Produktion seiner CD gebeten. Durch ihn kam ich auch in eine Gemeinde im Windhoeker Stadtteil Katutura, die mich von Anfang beeindruckt hat. Besonders Pastor Marius begeistert mich mit seiner positiven Persönlichkeit und seinen inspirierenden, kreativen und lustigen Predigten, die immer zweisprachig auf Englisch und Afrikaans, gehalten werden. Es wird viel und laut gesungen. Die ganze Gemeinde ist während des Gottesdienstes immer irgendwie in Bewegung. Obwohl der gesamte Gottesdienstablauf geschlagene vier Stunden dauert, wird es nie langweilig. Ich beschließe, in dieser Gemeinde Mitglied zu werden. Das löst große Begeisterung bei den Gemeindemitgliedern aus. Ich bin eine der wenigen Weißen, die je an ihren Gottesdiensten teilgenommen haben. Ganz zu schweigen von einer Mitgliedschaft. Ich hoffe sehr, dass einige Weiße meinem Beispiel folgen werden. Wo könnte Apartheid besser überwunden werden als in einer Kirche, wo es um Versöhnung und Schuldvergebung, Annahme und Liebe geht? Durch Nelson besuche ich viele Gospelkonzerte, bei denen er auftritt. Nelson ist wirklich talentiert. Wir verbringen viel Zeit miteinander, was seine Freundin nicht gerade zu Freudensprüngen veranlasst. Sie hat intuitiv Recht. Ich merke erst ziemlich spät wie sich die Beziehung zu Nelson verändert. Er verliebt sich in mich. Und ich mich ein bisschen in ihn, wie ich mir eingestehen muss. Da er jedoch halb so alt ist wie ich, halte ich das für eine jugendliche Schwärmerei. Auf meiner Seite ist es die Eitelkeit des Alters, die der Illusion glauben möchte, dass ein großartig aussehender und begabter junger Mann sich tatsächlich in mich verliebt hat. Es schmeichelt mir. Durch Nelson lerne ich jedoch zufällig jemanden kennen, der mein ganzes Leben nicht nur komplett verändern wird, sondern es regelrecht auf den Kopf stellt.
Eine schicksalshafte Begegnung
Die NBC/Sanlam Music-Awards stehen vor der Tür. Nelson ist mit einem Lied in der Kategorie Reggae nominiert. Da will ich natürlich dabei sein. Ein deutscher Chor ist ebenfalls dafür nominiert. Die NBC hat angefragt, ob ich die Laudatio halten würde. Welche Ehre. Das mache ich gerne. Ich muss zu den Proben ins Safari Court Hotel. Schließlich soll morgen abend alles perfekt organisiert sein. Nach den Proben, spricht mich ein gutaussehender Mann mittleren Alters an, den alle anderen Jackson nennen und mit großem Respekt begegnen. Ich kenne ihn nicht. Jackson sagt zu mir: „Kerstin. Könntest du mir einen Rat geben, welche Farbe ich morgen tragen soll? Was steht mir?“ Ich bin überrascht. Woher kennt der meinen Namen? Er redet mit mir, als würde er mich schon lange kennen. Ist das eine Anmache oder wieso fragt der gerade mich nach dem was er morgen anziehen soll? „Grün“, antworte ich spontan. „Was für einen Grünton meinst du denn genau? Kannst du mir das Grün zeigen, dass du meinst?“, fragt mich Jackson. Wo soll ich denn jetzt so ein Grün herzaubern? Gemeinsam machen wir uns auf die Suche nach dem Grünton. Wir laufen durch das gesamte Hotelgebäude, um diesen verdammten Grünton zu finden. Es scheint diesem Jackson ja unglaublich wichtig zu sein, das Richtige anzuziehen. Ich selbst habe auch ein wenig Aufheben um meine Garderobe gemacht. Ich habe mir ein sündhaft teures türkisfarbenes afrikanisches Abendkleid besorgt, das mir meiner Ansicht nach sehr gut steht und mir etwas Glamour verleiht. Ich hoffe, dass das auch die vielen geladenen Gäste und die ganzen Zuschauer vor dem Fernseher denken werden, wenn ich es erstmals morgen tragen werde. Gott sei Dank finden wir in einem Stuhlpolster die gesuchte Farbe. Jackson ist zufrieden und bedankt sich überschwenglich für die Hilfe. Heimlich bedaure ich, dass wir nicht noch ein bisschen gemeinsam weitersuchen müssen. Jackson ist mir unglaublich sympathisch. Seine Stimme hat so einen warmen, beruhigenden Tonfall. Kein Wunder, dass sie mir gefällt. Ich bin neugierig geworden und erkundige mich über meinen neuen Bekannten. Ich erfahre, dass er Musiker ist. Und dazu nicht irgendeiner, sondern der Musiker schlechthin - Namibias Musiklegende Jackson Kaujeua!
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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