Missionarin ohne Heiligenschein (Teil 49)
Autobiografie eines außergewöhnlichen Lebens in Namibia
Wunder geschehen (Teil 2)
Maria ist Rentnerin und lebt im deutschen Winter immer in Namibia und im Sommer in Deutschland. Bislang wohnte sie im Hotel. Das ist natürlich auf Dauer ganz schön kostspielig. Sie hat mich irgendwann mal bei den Johannitern aufgesucht und mich gefragt, in welchem Projekt mit Kindern sie sich ehrenamtlich einbringen könnte. Ich habe sie an das Onyose-Projekt verwiesen, in dem sie nun bereits seit einigen Monaten mitarbeitet. Seitdem sind wir befreundet. Maria hat als ehemalige Beamtin eine sehr gute Rente. Sie ist außerdem eine ausgesprochen großzügige Frau. An den Wochenenden fahren wir oft gemeinsam auf eine Lodge. Diese Wochenenden sind immer etwas ganz besonderes. Maria übernimmt meistens die Übernachtungskosten. Im Gegenzug nutzen wir mein Auto und ich bin für sie auch gleichzeitig ihre Reiseleitung. Ein für beide Seiten schönes Arrangement.
Eines Abends genieße ich auf Burg Heinitzburg bei einem Kaffee und einem Stück Kuchen die grandiose Aussicht auf die Skyline von Windhoek. Ich will mich von meinen trüben Gedanken ablenken, was mir nicht wirklich gelingt. „Es muss ja nicht gleich so eine Prunkburg wie die Heinitzburg sein”, lamentiere ich in Gottes Ohren. „Mir reicht ja etwas Bescheidenes. Du hattest ja auch nur eine bescheidene Unterkunft. In einer Woche feiern wir deinen Geburtstag Jesus, und ich sitze dann höchst wahrscheinlich auf der Straße.” Das Klingeln meines Handys unterbricht mich in meinen Gedanken. Die auf meinem Display angezeigte Nummer kenne ich nicht. Frau Ernsting ist am Telefon. Bei ihr hatte ich mir die Wohnung um die Ecke angesehen und ja leider nicht erhalten. „Frau van Wyk. Suchen Sie immer noch eine Wohnung? Ich habe da nämlich noch ein Angebot für Sie. Ich ziehe ins Haus meiner Mutter, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr alleine leben kann. Dann wird meine Wohnung in drei Monaten frei.“ Meine aufkeimende Hoffnung wird sofort im Keim erstickt. In drei Monaten. Das ist zu spät. „Vielen Dank, Frau Ernsting, dass Sie an mich gedacht haben. Ich benötige wirklich ganz dringend eine Wohnung, denn ich muss spätestens an Sylvester aus meiner jetzigen Wohnung raus”, entgegne ich resigniert. „Oh. Das ist ja blöd. Was machen wir denn da?“, fragt sie. „Ich weiß es auch nicht”, entgegne ich niedergeschlagen. „Ich sehe mich schon auf der Straße sitzen und dabei ist in einer Woche Weihnachten”, klage ich ihr mein Leid. Es entsteht eine längere Pause am Telefon. „Wissen sie was, Frau van Wyk. Dann ziehe ich eben drei Monate eher aus als geplant. Dann müssten Sie allerdings an Weihnachten umziehen. Geht das? Und ich kann Ihnen nicht garantieren, ob bis dahin alle Malerarbeiten abgeschlossen sind. Aber vielleicht sollten Sie sich die Wohnung überhaupt erst einmal anschauen, ob sie Ihnen zusagt. Können Sie gleich vorbeischauen?“, fragt sie mich zu meinem großen Erstaunen. Ich kann kaum glauben was ich da soeben gehört habe. Gibt es so etwas überhaupt noch? Das will sie alles auf sich nehmen? - für mich, eine Frau, die mich überhaupt nicht kennt? - Diese Frau ist ein Engel! Ich mache mich sofort auf zur Wohnungsbesichtigung. Die Wohnung ist ebenerdig, hat drei Zimmer, einen Wintergarten, Autounterstellplatz und ist fast 90 m² groß. Und ruhig gelegen. Außerdem ist sie auch noch zehn Prozent günstiger als die andere Wohnung, ich vorher gerne gehabt hätte. Der Mietpreis ist eine Sensation. Die Wohnung sowieso und Frau Ernsting erst recht. Meine neue Vermieterin schenkt mir außerdem noch Gardinen und andere Einrichtungsgegenstände, die ich unbedingt brauche, wie einen Ofen und Regale. Ich bin sehr gerührt von so viel Menschlichkeit, dass ich ihr weinend um den Hals falle. Das ist ihr sichtlich peinlich. So großartig findet sie es gar nicht, was sie mir da gerade so ganz spontan angeboten hat.
Ein ganz anderes Weihnachten
Die Weihnachtsfeiertage sind dieses Jahr nicht nur wegen dem Wohnungswechsel etwas ganz Besonderes. Angela lädt mich zum Puteessen zu ihrer Familie ein und am ersten Weihnachtsfeiertag nehme ich an einem Weihnachtsgottesdienst mit anschließenden gemeinsamen Mittagessen in Katutura teil, der im Garten meines Pastors stattfindet. Die geladenen Ehrengäste sind allesamt Männer und Frauen, die morgens noch im Flussbett geschlafen und dabei ihre Schnapsflache umarmt haben. Oder eines der jungen Mädchen, die sich prostituieren und die sich fast alle im Endstadium Aids befinden. Ich erlebe, wie Weihnachten im ursprünglichen Sinn gemeint ist. Gott nennt diese Penner, Trunkenbolde und Huren wohl eher „geliebte Kinder”, die bei ihm willkommen und gut aufgehoben sind. Es berührt mich sehr, wie einige von ihnen auf die Knie gehen und große Sehnsucht nach Frieden mit Gott haben. Es ist das schönste und eindrücklichste Weihnachtsfest, das ich je erlebt habe.
Maria ist Rentnerin und lebt im deutschen Winter immer in Namibia und im Sommer in Deutschland. Bislang wohnte sie im Hotel. Das ist natürlich auf Dauer ganz schön kostspielig. Sie hat mich irgendwann mal bei den Johannitern aufgesucht und mich gefragt, in welchem Projekt mit Kindern sie sich ehrenamtlich einbringen könnte. Ich habe sie an das Onyose-Projekt verwiesen, in dem sie nun bereits seit einigen Monaten mitarbeitet. Seitdem sind wir befreundet. Maria hat als ehemalige Beamtin eine sehr gute Rente. Sie ist außerdem eine ausgesprochen großzügige Frau. An den Wochenenden fahren wir oft gemeinsam auf eine Lodge. Diese Wochenenden sind immer etwas ganz besonderes. Maria übernimmt meistens die Übernachtungskosten. Im Gegenzug nutzen wir mein Auto und ich bin für sie auch gleichzeitig ihre Reiseleitung. Ein für beide Seiten schönes Arrangement.
Eines Abends genieße ich auf Burg Heinitzburg bei einem Kaffee und einem Stück Kuchen die grandiose Aussicht auf die Skyline von Windhoek. Ich will mich von meinen trüben Gedanken ablenken, was mir nicht wirklich gelingt. „Es muss ja nicht gleich so eine Prunkburg wie die Heinitzburg sein”, lamentiere ich in Gottes Ohren. „Mir reicht ja etwas Bescheidenes. Du hattest ja auch nur eine bescheidene Unterkunft. In einer Woche feiern wir deinen Geburtstag Jesus, und ich sitze dann höchst wahrscheinlich auf der Straße.” Das Klingeln meines Handys unterbricht mich in meinen Gedanken. Die auf meinem Display angezeigte Nummer kenne ich nicht. Frau Ernsting ist am Telefon. Bei ihr hatte ich mir die Wohnung um die Ecke angesehen und ja leider nicht erhalten. „Frau van Wyk. Suchen Sie immer noch eine Wohnung? Ich habe da nämlich noch ein Angebot für Sie. Ich ziehe ins Haus meiner Mutter, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr alleine leben kann. Dann wird meine Wohnung in drei Monaten frei.“ Meine aufkeimende Hoffnung wird sofort im Keim erstickt. In drei Monaten. Das ist zu spät. „Vielen Dank, Frau Ernsting, dass Sie an mich gedacht haben. Ich benötige wirklich ganz dringend eine Wohnung, denn ich muss spätestens an Sylvester aus meiner jetzigen Wohnung raus”, entgegne ich resigniert. „Oh. Das ist ja blöd. Was machen wir denn da?“, fragt sie. „Ich weiß es auch nicht”, entgegne ich niedergeschlagen. „Ich sehe mich schon auf der Straße sitzen und dabei ist in einer Woche Weihnachten”, klage ich ihr mein Leid. Es entsteht eine längere Pause am Telefon. „Wissen sie was, Frau van Wyk. Dann ziehe ich eben drei Monate eher aus als geplant. Dann müssten Sie allerdings an Weihnachten umziehen. Geht das? Und ich kann Ihnen nicht garantieren, ob bis dahin alle Malerarbeiten abgeschlossen sind. Aber vielleicht sollten Sie sich die Wohnung überhaupt erst einmal anschauen, ob sie Ihnen zusagt. Können Sie gleich vorbeischauen?“, fragt sie mich zu meinem großen Erstaunen. Ich kann kaum glauben was ich da soeben gehört habe. Gibt es so etwas überhaupt noch? Das will sie alles auf sich nehmen? - für mich, eine Frau, die mich überhaupt nicht kennt? - Diese Frau ist ein Engel! Ich mache mich sofort auf zur Wohnungsbesichtigung. Die Wohnung ist ebenerdig, hat drei Zimmer, einen Wintergarten, Autounterstellplatz und ist fast 90 m² groß. Und ruhig gelegen. Außerdem ist sie auch noch zehn Prozent günstiger als die andere Wohnung, ich vorher gerne gehabt hätte. Der Mietpreis ist eine Sensation. Die Wohnung sowieso und Frau Ernsting erst recht. Meine neue Vermieterin schenkt mir außerdem noch Gardinen und andere Einrichtungsgegenstände, die ich unbedingt brauche, wie einen Ofen und Regale. Ich bin sehr gerührt von so viel Menschlichkeit, dass ich ihr weinend um den Hals falle. Das ist ihr sichtlich peinlich. So großartig findet sie es gar nicht, was sie mir da gerade so ganz spontan angeboten hat.
Ein ganz anderes Weihnachten
Die Weihnachtsfeiertage sind dieses Jahr nicht nur wegen dem Wohnungswechsel etwas ganz Besonderes. Angela lädt mich zum Puteessen zu ihrer Familie ein und am ersten Weihnachtsfeiertag nehme ich an einem Weihnachtsgottesdienst mit anschließenden gemeinsamen Mittagessen in Katutura teil, der im Garten meines Pastors stattfindet. Die geladenen Ehrengäste sind allesamt Männer und Frauen, die morgens noch im Flussbett geschlafen und dabei ihre Schnapsflache umarmt haben. Oder eines der jungen Mädchen, die sich prostituieren und die sich fast alle im Endstadium Aids befinden. Ich erlebe, wie Weihnachten im ursprünglichen Sinn gemeint ist. Gott nennt diese Penner, Trunkenbolde und Huren wohl eher „geliebte Kinder”, die bei ihm willkommen und gut aufgehoben sind. Es berührt mich sehr, wie einige von ihnen auf die Knie gehen und große Sehnsucht nach Frieden mit Gott haben. Es ist das schönste und eindrücklichste Weihnachtsfest, das ich je erlebt habe.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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