Missionarin ohne Heiligenschein (Teil 53)
Autobiografie eines außergewöhnlichen Lebens in Namibia
Trennung auf Zeit
Jackson bleibt noch ein paar Tage, bis er dann endgültig zu seiner Europatournee aufbrechen muss. Es sind Tage im emotionalen Rausch, der seinen Höhepunkt in dem Moment findet als Jackson mir gesteht, dass er mich liebt und mit mir zusammenbleiben möchte. Das macht mich mutiger und entspannter im Hinblick auf unsere „sexuellen Aktivitäten”. Mitte März fahre ihn zum Flughafen. Wir beten zusammen. Er küsst mich zum Abschied. Er dreht sich an der Eingangstür noch einmal um und wirft mir eine Kusshand zu. Er formt mit den Lippen lautlos die Worte: „Ich liebe dich.” Dann entschwindet er im Flughafengebäude.
Vier lange Wochen wird er wegbleiben. Das ist sehr schmerzlich. Aber wir haben ja noch das halbe Leben vor uns – was ist da schon ein Monat? Ich stürze mich in die Arbeit beim Radio und bin so beschäftigt, dass die Zeit mir gar nicht so lang erscheint. Meine Probezeit wurde verlängert. Nur im Hinblick auf meine mangelnden Technikkenntnisse muss ich zugeben, dass ich mich da enorm verbessern muss. Ich muss mich also ins Zeug legen und beweisen, dass ich dem Job in allen Bereichen gewachsen bin. Jackson ruft ab und zu an oder schreibt mir Emails. Seine Tournee ist sehr erfolgreich. Zu meiner großen Bestürzung sagt er mir, dass er zwei Wochen länger in Norwegen bleiben muss und erst Ende April wieder in Namibia eintrudeln wird. Es hätten sich neue Auftritte bei der Botschaft ergeben. Oh nein. Noch zwei weitere Wochen. Dann kommt er am gleichen Tag in Namibia an wie meine Mutter. Bereits bevor ich Jackson kannte, haben wir den Besuch geplant, der vier Wochen dauern soll. Und nun wird Jackson nur eine Stunde nach meiner Mutter in Namibia ankommen. Ich hatte mir vorgenommen, ein paar Tage alleine mit meiner Mutter zu verbringen. Aber ich kann es nun nicht ändern. Dann lernt meine Mutter meinen neuen Lebenspartner eben etwas schneller als geplant kennen.
Geheimnisse
Ich plane eine kleine Reise durch den Westen Namibias. Vielleicht mag Jackson uns ja begleiten. Meine Mutter wartet bereits auf mich als ich im Flughafen eintrudele. Der Flieger ist etwas schneller geflogen. Ich freue mich sehr, dass sie da ist. Noch mehr freue ich mich als Jackson endlich die Flughafenhalle betritt. Ich falle ihm um den Hals. Gemeinsam fahren wir zur Hoya Lodge, wo ich beide zu einem Willkommensfrühstück einladen möchte. Während meine Mutter fröhlich und ununterbrochen daher plappert, ist Jackson in sich gekehrt, wirkt nachdenklich und etwas abweisend. Was ist bloß los mit ihm? Ist er einfach nur müde? So kenne ich ihn nicht. Meine Intuition sagt mir, dass etwas nicht stimmt. Es lässt sich aber nicht greifen. Hat Jackson irgendwelche dunklen Geheimnisse? Oder liebt er mich nicht mehr? Das kann ich mir nicht vorstellen. Wir passen großartig zusammen und bis vor einer Woche hat er mir noch seine Liebe am Telefon beteuert. Zumindest will er mit auf meine vorbereitete Reise gehen. Jackson war gleich begeistert als ich ihm von meinem Plan erzählt habe, die Reise mit einem Fotoshooting zu verbinden. Jacksons Zimmer stellen wir meiner Mutter zur Verfügung, während wir in meinem Schlafzimmer zusammenrücken müssen. Jackson will nur noch schlafen und geht früh zu Bett. Gleich am nächsten Tag geht es schon früh am Morgen los. Das erste Etappenziel der Reise liegt auf halber Strecke zum Atlantischen Ozean, die Spitzkoppe. Sie liegt in einer wildromantischen Umgebung. Seit kurzem gibt es dort einfache Hütten, die die Einheimischen an Touristen vermieten. Jackson und ich erklimmen einige Abschnitte der Felsen, erkunden die jahrtausendalten Felsmalereien der Buschmänner. Das Licht ist ideal, um ein paar Fotos von Jackson zu schießen. Vielleicht brauchen wir die ja nochmal für ein CD-Design. Abends grillen wir unser mitgebrachtes Fleisch. Die Sonne taucht das Felsmassiv in verschiedene Farben. Gelb, rot, braun. Dieser Ort ist magisch. Er strahlt ein unendliche Ruhe und Schönheit aus. Wir sitzen am Lagerfeuer. Die Nächte können in der Wüste ganz schön kalt werden. Jackson singt afrikanische Lieder und spielt dazu auf seiner Gitarre. Meine Mutter trällert deutsche Volkslieder. Jackson stimmt fröhlich mit ein. Romantische Stimmung, wunderschöne Landschaft, leckeres Essen und Menschen um mich herum, die ich liebe. Ich bin glücklich. Als wir endlich alleine sind und nebeneinander im Bett liegen, wird Jackson wieder irgendwie komisch. Er hinterfragt plötzlich ob wir zusammen passen würden. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Bis eben war doch noch alles wunderbar. Ich frage ihn was eigentlich los ist, aber bekomme nur ausweichende Antworten. Ist er etwa fremdgegangen in den sechs Wochen seiner Abwesenheit und hat nun ein schlechtes Gewissen? Mein Gefühl sagt mir jedoch, dass dem nicht so ist. Ticken Künstler etwa so? Schwanken die in ihren Stimmungen? Das ist dann aber echt ganz schön anstrengend. Minuten später spüre ich beim Sex wie sehr wir uns nach einander gesehnt haben. Ist doch alles gut? Ich möchte es zu gerne glauben.
Nach einer Kurzwäsche unter der etwas abenteuerlich konstruierten und sehr kühlen „Eimerdusche“ und einem herrlichen Frühstück im Freien, dass uns die Einheimischen zubereiten, geht es weiter zum nächsten Ort unserer Reise – nach Swakopmund, dem deutschesten aller afrikanischen Orte. So sein Ruf. In Swakopmund können wir kostengünstig in dem Haus meiner Vermieterin wohnen. Ich habe für meine Mutter und Jackson eine Überraschung vorbereitet. Ich möchte sie auf einen Trip in die Sandwüste bei Walvis Bay mitnehmen. Jackson glaubt, dass es ein Fotoshooting wird und nimmt seine Gitarre mit. Der Quadbike-Touranbieter ist etwas verdutzt als Jackson mit seiner Klampfe in den Sanddünen auftaucht. Die Überraschung ist mir anscheinend gelungen. Als er endlich versteht, dass es auf eine abenteuerliche Tour auf einem Motorrad mit vier Rädern durch die Wüste gehen soll, hat er sichtlich Angst. Ich hatte angenommen, dass er schon ganz oft auf einem Motorrad gesessen hat. Schließlich hat er lange Jahre in Schweden und England im Exil gelebt. Es nehmen sogar Kinder an der Tour teil, da kann er sich unmöglich drücken, ohne dass es mächtig an seiner Männerehre kratzt. Es geht also in die hunderte Meter hohen Dünen. Die riesigen Wände aus Sand runter zu sausen ist ein Abenteuer für sich. Wir lernen viel über die Tierwelt der Wüste. Nach dem anfänglichen Respekt, den Jackson vor den Quadbikes hatte, merke ich, wie er sich mehr und mehr entspannt und Spaß an der Rumsauserei im „größten Sandkasten der Welt” findet. Noch Monate später redet er begeistert von dem Ausflug, den er als einen der großartigsten seines Lebens bezeichnet. Überhaupt sei es der schönste Namibiaurlaub seines Lebens gewesen. Meiner fast 80-jährigen Mutter mute ich natürlich keine Tour auf dem Quadbike zu, obwohl Fanie, unsere Reiseleiter, mir erzählt, dass erst kürzlich auch die bereits etwas betagtere Königin Beatrix aus Holland die Tour mitgemacht hätte. Da meine Mutter seefest ist, habe ich einen kleinen Segeltörn für sie gebucht, bei der sie Robben, Pelikane, Flamingos und Delfine hautnah erleben kann. Fanie, mit dem ich die Quadbike-Tour bereits einige Male mitgemacht habe, fährt meine Mutter anschließend höchstprivat mit dem Allradjeep durch die Wüste. Auch meine Mutter schwärmt noch lange von diesem exklusiven Ausflug. In der Mondlandschaft gibt es dann auch endlich ein Fotoshooting, das Jackson sehr genießt und einige schaulustige Touristen anzieht.
Am Abend kuschle ich mich an ihn. Plötzlich wird er wieder so komisch. „Musst du mich immer anfassen?”, mault er mich an. Ich habe ihn über sechs Wochen lang nicht gesehen. Und dann sagt er so etwas? Ich verstehe die Welt nicht mehr. Ich bin fassungslos und dieses Mal auch tief verletzt. Das versuche ich vor ihm zu verbergen. Mit Mühe bringe ich heraus: „Entschuldige. Ich war mir nicht bewusst, dass dir das so unangenehm ist“, und rücke ein Stück von ihm weg. Er zieht mich wieder zu sich heran und sagt: „Gib mir einfach mal eine Minute.” Dann ist er wieder zärtlich und liebevoll. Ich verstehe das nicht. Was ist bloß mit ihm los? Tief gekränkt verschwinde ich auf die Toilette. Ich will nicht, dass Jackson meine Tränen sieht, die ich nun nicht mehr zurück halten kann. Aber er hat mitbekommen, dass es mir nicht gut geht. Er steht plötzlich vor mir und schaut mich tiefbetrübt an. „Es tut mir leid. Ich hätte das nicht sagen sollen. Das war blöd von mir. Ich habe nur Spaß gemacht“, versucht er sich raus zu reden. „Nur Spaß gemacht? Jackson. Das war kein Spaß. Irgend etwas stimmt nicht. Sag mir doch bitte was los ist. Du reagierst manchmal so komisch. Das eben hat mich sehr verletzt. Bitte versprich mir, dass du so etwas nie wieder sagst“, bitte ich ihn mit Tränen verschmiertem Gesicht. „Es tut mir leid. Es ist echt nichts. Alles ist in Ordnung. Ich liebe dich. Komm bitte wieder mit ins Bett und weine nicht mehr“, versucht er mich zu beruhigen. Er nimmt mich in den Arm. Das tröstet mich etwas, aber die Verletzung heilt nicht so schnell. Ich bin manchmal auch ein kleines Sensibelchen. Meine Mutter bekommt von all dem nichts mit. Sie ist Jackson gegenüber sowieso etwas voreingenommen. Da will ich nicht noch Öl aufs Feuer gießen. Ich habe außerdem den Eindruck, dass sie mir einen Mann an meiner Seite nicht gönnt, da sie eifersüchtig ist. Kann sie sich nicht einfach mal mit mir freuen? Sie war so lange verheiratet. Und ich hatte ja bisher wahrhaftig noch nicht viele Beziehungen, geschweige denn eine dauerhaft glückliche.
Nach einer Woche geht es wieder zurück nach Windhoek.
Jackson bleibt noch ein paar Tage, bis er dann endgültig zu seiner Europatournee aufbrechen muss. Es sind Tage im emotionalen Rausch, der seinen Höhepunkt in dem Moment findet als Jackson mir gesteht, dass er mich liebt und mit mir zusammenbleiben möchte. Das macht mich mutiger und entspannter im Hinblick auf unsere „sexuellen Aktivitäten”. Mitte März fahre ihn zum Flughafen. Wir beten zusammen. Er küsst mich zum Abschied. Er dreht sich an der Eingangstür noch einmal um und wirft mir eine Kusshand zu. Er formt mit den Lippen lautlos die Worte: „Ich liebe dich.” Dann entschwindet er im Flughafengebäude.
Vier lange Wochen wird er wegbleiben. Das ist sehr schmerzlich. Aber wir haben ja noch das halbe Leben vor uns – was ist da schon ein Monat? Ich stürze mich in die Arbeit beim Radio und bin so beschäftigt, dass die Zeit mir gar nicht so lang erscheint. Meine Probezeit wurde verlängert. Nur im Hinblick auf meine mangelnden Technikkenntnisse muss ich zugeben, dass ich mich da enorm verbessern muss. Ich muss mich also ins Zeug legen und beweisen, dass ich dem Job in allen Bereichen gewachsen bin. Jackson ruft ab und zu an oder schreibt mir Emails. Seine Tournee ist sehr erfolgreich. Zu meiner großen Bestürzung sagt er mir, dass er zwei Wochen länger in Norwegen bleiben muss und erst Ende April wieder in Namibia eintrudeln wird. Es hätten sich neue Auftritte bei der Botschaft ergeben. Oh nein. Noch zwei weitere Wochen. Dann kommt er am gleichen Tag in Namibia an wie meine Mutter. Bereits bevor ich Jackson kannte, haben wir den Besuch geplant, der vier Wochen dauern soll. Und nun wird Jackson nur eine Stunde nach meiner Mutter in Namibia ankommen. Ich hatte mir vorgenommen, ein paar Tage alleine mit meiner Mutter zu verbringen. Aber ich kann es nun nicht ändern. Dann lernt meine Mutter meinen neuen Lebenspartner eben etwas schneller als geplant kennen.
Geheimnisse
Ich plane eine kleine Reise durch den Westen Namibias. Vielleicht mag Jackson uns ja begleiten. Meine Mutter wartet bereits auf mich als ich im Flughafen eintrudele. Der Flieger ist etwas schneller geflogen. Ich freue mich sehr, dass sie da ist. Noch mehr freue ich mich als Jackson endlich die Flughafenhalle betritt. Ich falle ihm um den Hals. Gemeinsam fahren wir zur Hoya Lodge, wo ich beide zu einem Willkommensfrühstück einladen möchte. Während meine Mutter fröhlich und ununterbrochen daher plappert, ist Jackson in sich gekehrt, wirkt nachdenklich und etwas abweisend. Was ist bloß los mit ihm? Ist er einfach nur müde? So kenne ich ihn nicht. Meine Intuition sagt mir, dass etwas nicht stimmt. Es lässt sich aber nicht greifen. Hat Jackson irgendwelche dunklen Geheimnisse? Oder liebt er mich nicht mehr? Das kann ich mir nicht vorstellen. Wir passen großartig zusammen und bis vor einer Woche hat er mir noch seine Liebe am Telefon beteuert. Zumindest will er mit auf meine vorbereitete Reise gehen. Jackson war gleich begeistert als ich ihm von meinem Plan erzählt habe, die Reise mit einem Fotoshooting zu verbinden. Jacksons Zimmer stellen wir meiner Mutter zur Verfügung, während wir in meinem Schlafzimmer zusammenrücken müssen. Jackson will nur noch schlafen und geht früh zu Bett. Gleich am nächsten Tag geht es schon früh am Morgen los. Das erste Etappenziel der Reise liegt auf halber Strecke zum Atlantischen Ozean, die Spitzkoppe. Sie liegt in einer wildromantischen Umgebung. Seit kurzem gibt es dort einfache Hütten, die die Einheimischen an Touristen vermieten. Jackson und ich erklimmen einige Abschnitte der Felsen, erkunden die jahrtausendalten Felsmalereien der Buschmänner. Das Licht ist ideal, um ein paar Fotos von Jackson zu schießen. Vielleicht brauchen wir die ja nochmal für ein CD-Design. Abends grillen wir unser mitgebrachtes Fleisch. Die Sonne taucht das Felsmassiv in verschiedene Farben. Gelb, rot, braun. Dieser Ort ist magisch. Er strahlt ein unendliche Ruhe und Schönheit aus. Wir sitzen am Lagerfeuer. Die Nächte können in der Wüste ganz schön kalt werden. Jackson singt afrikanische Lieder und spielt dazu auf seiner Gitarre. Meine Mutter trällert deutsche Volkslieder. Jackson stimmt fröhlich mit ein. Romantische Stimmung, wunderschöne Landschaft, leckeres Essen und Menschen um mich herum, die ich liebe. Ich bin glücklich. Als wir endlich alleine sind und nebeneinander im Bett liegen, wird Jackson wieder irgendwie komisch. Er hinterfragt plötzlich ob wir zusammen passen würden. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Bis eben war doch noch alles wunderbar. Ich frage ihn was eigentlich los ist, aber bekomme nur ausweichende Antworten. Ist er etwa fremdgegangen in den sechs Wochen seiner Abwesenheit und hat nun ein schlechtes Gewissen? Mein Gefühl sagt mir jedoch, dass dem nicht so ist. Ticken Künstler etwa so? Schwanken die in ihren Stimmungen? Das ist dann aber echt ganz schön anstrengend. Minuten später spüre ich beim Sex wie sehr wir uns nach einander gesehnt haben. Ist doch alles gut? Ich möchte es zu gerne glauben.
Nach einer Kurzwäsche unter der etwas abenteuerlich konstruierten und sehr kühlen „Eimerdusche“ und einem herrlichen Frühstück im Freien, dass uns die Einheimischen zubereiten, geht es weiter zum nächsten Ort unserer Reise – nach Swakopmund, dem deutschesten aller afrikanischen Orte. So sein Ruf. In Swakopmund können wir kostengünstig in dem Haus meiner Vermieterin wohnen. Ich habe für meine Mutter und Jackson eine Überraschung vorbereitet. Ich möchte sie auf einen Trip in die Sandwüste bei Walvis Bay mitnehmen. Jackson glaubt, dass es ein Fotoshooting wird und nimmt seine Gitarre mit. Der Quadbike-Touranbieter ist etwas verdutzt als Jackson mit seiner Klampfe in den Sanddünen auftaucht. Die Überraschung ist mir anscheinend gelungen. Als er endlich versteht, dass es auf eine abenteuerliche Tour auf einem Motorrad mit vier Rädern durch die Wüste gehen soll, hat er sichtlich Angst. Ich hatte angenommen, dass er schon ganz oft auf einem Motorrad gesessen hat. Schließlich hat er lange Jahre in Schweden und England im Exil gelebt. Es nehmen sogar Kinder an der Tour teil, da kann er sich unmöglich drücken, ohne dass es mächtig an seiner Männerehre kratzt. Es geht also in die hunderte Meter hohen Dünen. Die riesigen Wände aus Sand runter zu sausen ist ein Abenteuer für sich. Wir lernen viel über die Tierwelt der Wüste. Nach dem anfänglichen Respekt, den Jackson vor den Quadbikes hatte, merke ich, wie er sich mehr und mehr entspannt und Spaß an der Rumsauserei im „größten Sandkasten der Welt” findet. Noch Monate später redet er begeistert von dem Ausflug, den er als einen der großartigsten seines Lebens bezeichnet. Überhaupt sei es der schönste Namibiaurlaub seines Lebens gewesen. Meiner fast 80-jährigen Mutter mute ich natürlich keine Tour auf dem Quadbike zu, obwohl Fanie, unsere Reiseleiter, mir erzählt, dass erst kürzlich auch die bereits etwas betagtere Königin Beatrix aus Holland die Tour mitgemacht hätte. Da meine Mutter seefest ist, habe ich einen kleinen Segeltörn für sie gebucht, bei der sie Robben, Pelikane, Flamingos und Delfine hautnah erleben kann. Fanie, mit dem ich die Quadbike-Tour bereits einige Male mitgemacht habe, fährt meine Mutter anschließend höchstprivat mit dem Allradjeep durch die Wüste. Auch meine Mutter schwärmt noch lange von diesem exklusiven Ausflug. In der Mondlandschaft gibt es dann auch endlich ein Fotoshooting, das Jackson sehr genießt und einige schaulustige Touristen anzieht.
Am Abend kuschle ich mich an ihn. Plötzlich wird er wieder so komisch. „Musst du mich immer anfassen?”, mault er mich an. Ich habe ihn über sechs Wochen lang nicht gesehen. Und dann sagt er so etwas? Ich verstehe die Welt nicht mehr. Ich bin fassungslos und dieses Mal auch tief verletzt. Das versuche ich vor ihm zu verbergen. Mit Mühe bringe ich heraus: „Entschuldige. Ich war mir nicht bewusst, dass dir das so unangenehm ist“, und rücke ein Stück von ihm weg. Er zieht mich wieder zu sich heran und sagt: „Gib mir einfach mal eine Minute.” Dann ist er wieder zärtlich und liebevoll. Ich verstehe das nicht. Was ist bloß mit ihm los? Tief gekränkt verschwinde ich auf die Toilette. Ich will nicht, dass Jackson meine Tränen sieht, die ich nun nicht mehr zurück halten kann. Aber er hat mitbekommen, dass es mir nicht gut geht. Er steht plötzlich vor mir und schaut mich tiefbetrübt an. „Es tut mir leid. Ich hätte das nicht sagen sollen. Das war blöd von mir. Ich habe nur Spaß gemacht“, versucht er sich raus zu reden. „Nur Spaß gemacht? Jackson. Das war kein Spaß. Irgend etwas stimmt nicht. Sag mir doch bitte was los ist. Du reagierst manchmal so komisch. Das eben hat mich sehr verletzt. Bitte versprich mir, dass du so etwas nie wieder sagst“, bitte ich ihn mit Tränen verschmiertem Gesicht. „Es tut mir leid. Es ist echt nichts. Alles ist in Ordnung. Ich liebe dich. Komm bitte wieder mit ins Bett und weine nicht mehr“, versucht er mich zu beruhigen. Er nimmt mich in den Arm. Das tröstet mich etwas, aber die Verletzung heilt nicht so schnell. Ich bin manchmal auch ein kleines Sensibelchen. Meine Mutter bekommt von all dem nichts mit. Sie ist Jackson gegenüber sowieso etwas voreingenommen. Da will ich nicht noch Öl aufs Feuer gießen. Ich habe außerdem den Eindruck, dass sie mir einen Mann an meiner Seite nicht gönnt, da sie eifersüchtig ist. Kann sie sich nicht einfach mal mit mir freuen? Sie war so lange verheiratet. Und ich hatte ja bisher wahrhaftig noch nicht viele Beziehungen, geschweige denn eine dauerhaft glückliche.
Nach einer Woche geht es wieder zurück nach Windhoek.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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