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Missionarin ohne Heiligenschein  (Teil 68)
Missionarin ohne Heiligenschein (Teil 68)

Missionarin ohne Heiligenschein (Teil 68)

Autobiografie eines außergewöhnlichen Lebens in Namibia
Wiebke Schmidt
Ehrungen und (Erb-)Streitigkeiten

Am 27. Mai 2011 jährt sich der erste Todestag von Jackson. Posthum bekommt er den Pan-Afrika-Preis für seine Verdienste für Afrika verliehen, den ich entgegennehmen darf. Prompt gibt es gleich Ärger mit Jacksons Familie, die wollen, dass ich ihnen den Pokal gebe. An der Stelle bin ich jetzt etwas bok-

kig. Zur Preisverleihung taucht keiner von ihnen auf, aber den Pokal wollen sie haben. Als sie mitkriegen, dass zum Preis kein Geld ausgezahlt wird, verläuft sich das Thema im Sand. Im Verlauf der nächsten Jahre wird Jackson noch der eine oder andere Preis verliehen. Unter anderem für sein Lebenswerk. Umgerechnet 1000 Euro gibt es jedes Mal dazu, die sich Jacksons Sohn einsteckt. Dass seine Geschwister und ich die Erben sind, wird von der Gesellschaft vollkommen ignoriert. Jackson Junior scheint die treibende Kraft bei den Erbstreitigkeiten zu sein. Er ist verbittert, dass er im Testament nicht bedacht wurde. Seine Wut richtet er dabei gegen mich. Dabei gehört seine Wut an eine andere Stelle. Jackson allein weiß warum er sich so entschieden hat. Junior bedroht mich mehrmals. Es geht soweit, dass er mich eines Tages anruft und ohne Angabe seines Namens mehrmals „I am coming for you”, ins Telefon haucht. Das ist eine Morddrohung, die ich jedoch ignoriere. Jackson hat mich des Öfteren vor seiner Familie gewarnt. Ich habe damals gedacht, dass er maßlos übertreibt. Aber er scheint sie alle ganz gut gekannt zu haben, auch ihre Abgründe.

Das ist jedoch noch nicht der Höhepunkt der Erbstreitigkeiten. Ernst Herma berichtet mir eines Tages, dass Jacksons Familie ein großes Gedenkkonzert plant, dessen Einnahmen für sie selber und einen Grabstein für Jackson gedacht sind. Sie machen überall in der Stadt Werbung mit Plakaten mit Jacksons Konterfei und seinem Namen. Hätten sie sich vorher mit mir in Verbindung gesetzt, wäre alles überhaupt kein Problem gewesen. Aber es reicht mir, dass sie glauben bestehende Gesetze und mich ignorieren zu können. Also kontaktiere ich den Veranstalter und informiere ihn darüber, dass ihm große Geldstrafen wegen des Verstoßes gegen das Urheberrecht drohen. Ich würde ein Gespräch vorschlagen, um eine konstruktive Lösung zu finden. Das Treffen findet vor der geplanten Pressekonferenz statt, bei der zu meiner Verwunderung auch Jacksons Ex-Frau anwesend ist. Leider ist man wenig entgegenkommend. Und zu allem Unglück meint Jacksons Ex-Frau die Plattform nutzen zu müssen um mich vor aller Welt anzugreifen. Ich bitte sie höflich und ruhig, das bleiben zu lassen. Die Kameramänner halten ihren Ausbruch mit ihren Kameras für die Ewigkeit fest. Sie beleidigt und beschimpft mich öffentlich und findet dafür Worte, die meiner Meinung nach rassistisch und diskriminierend sind. Es wird ein handfester Skandal. Die Medien berichten so darüber, als hätten wir wie Furien miteinander gestritten, obwohl ich kein einziges Wort gesagt habe. Ich werde vom Fernsehen zu einer Stellungnahme eingeladen. Die unabhängige Fernsehanstalt „One Africa” sendet einen Bericht, der mich unterstützt. Schlussendlich hat Jacksons Ex-Frau eine Anzeige wegen Rufmord am Hals, die aber mal wieder in irgendwelchen Schubladen verschwindet. Trotzdem einigt man sich mit mir. In einer erneuten Pressekonferenz entschuldigt sich der Veranstalter öffentlich und verkündet, dass ich nun Teil des Organisationsteams der Veranstaltung sei. In geheimen Gesprächen hat man mir 5000 N$ zugesichert. Die ich jedoch nie erhalten werde. Das Konzert wird ein Reinfall. Der Veranstalter hat große finanzielle Verluste zu verzeichnen. Das alles wundert mich nicht. Hätte man von Anfang an mit mir zusammen gearbeitet, hätte das Ergebnis sicherlich anders ausgesehen. Bis heute wird von Seiten einiger Familienmitglieder das Testament nicht akzeptiert. Junior vermutet sogar, dass ich die Unterschrift unter dem Testament gefälscht habe. Das hohe Gericht hat das Testament jedoch als echt anerkannt. Trotzdem basteln sich einige Leute ihre eigenen Regeln und Wahrheiten zurecht. Der Direktor von NASCAM, ein Freund von Jackson Junior, der für die Auszahlung der Tantiemen zuständig ist, hat mir bis heute keinen Cent überwiesen. Er behauptet, dass Jackson zu Lebzeiten mündlich geäußert habe, dass Junior die Tantiemen erhalten soll. Dass ein Testament rechtlich über irgendwann geäußerte Wünsche steht, ignoriert er völlig.

Allerdings hat der Streit in der Öffentlichkeit anscheinend doch hier und da einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Ich werde seitdem zumindest von den meisten Veranstaltern vor geplanten Veranstaltungen kontaktiert und um Erlaubnis gebeten. Immerhin – ein Teilerfolg.



Schweizer Stimmen

Endlich ist der Sommer da. Der kälteste Winter seit Jahrzehnten mit ungewöhnlich viel Regen, Ei-großen Hagelkörnern und sogar Schnee ist endlich vorbei. Mit den steigenden Temperaturen fängt auch das kulturelle Leben in Windhoek wieder an. Da ich immer noch Sharon van Rooi manage, bin ich öfters auf Konzerten, treffe viele nationale und internationale Künstler. Durch das Musikvideo von Sharon im Internet hat sich ein Kontakt zu den Schweizer Tenören Enrico Orlando und Andri Calonder ergeben. Bei der geplanten Tour nach Swakopmund darf ich sie begleiten. Wir sind in einem exklusiven Hotel am Meer untergebracht und werden von unserem Sponsor zu einem fantastischen Essen eingeladen. Die Konzertabende sind ausgezeichnet besucht und ein echter Ohrenschmaus.



Das Leben ist ein Risiko

Weniger erfreulich ist, dass diesen Monat gleich zweimal Diebe versuchen, bei mir einzubrechen. Beim ersten Mal versuchen die Verbrecher nachts die Türen aufzubrechen, was Ihnen - Gott sei Dank – nicht gelingt. Ich schlummere friedlich und bekomme von der ganzen Aktion nichts mit. Erst am Morgen entdecke ich die beschädigten Türen. Beim zweiten Mal schaffen es die Einbrecher, ein Fenster zu öffnen. Als sie gerade dabei sind, in die Wohnung zu klettern, werde ich zufällig wach und überrasche die drei finsteren Gestalten bei ihrem Vorhaben. Durch einen markerschütternden Schrei meinerseits gelingt es mir, die Diebe zu verjagen (und alle meine Nachbarn aufzuwecken) Die Drei wirken geschockter als ich. Allerdings zeigen sich danach bei mir alle möglichen posttraumatischen Symptome. Ich kann nicht mehr einschlafen und lausche die ganze Nacht hindurch auf irgendwelche verdächtigen Geräusche. Der chronische Schlafmangel zwingt mich dazu, mich wieder in psychologische Behandlung zu begeben. So langsam geht es mir wieder besser. Natürlich habe ich gleich alle Sicherheitsvorkehrungen erhöht. Neben Stacheldraht, hohen Mauern, elektrischem Tor und Fenstergittern habe ich nun auch einen „armed Alarm” mit Panikknopf und sonstigem Schnickschnack. Sollte sich jetzt nochmal jemand meiner Wohnung nähern, wird der Wachdienst gleich auf sie schießen. Willkommen in Alcatraz. „Wohnst du noch oder lebst du schon?” ist die Frage, die ich mir in letzter Zeit häufiger gestellt habe.

Ja, das Leben ist voller Risiken. Einige kann man selber vermindern. Auf andere Situationen haben wir keinen oder wenig Einfluss.

Diese Wahrheit erlebe ich immer wieder bei meiner Arbeit in der Tuberkulose-Klinik. HIV-Infektionen könnten durch den Gebrauch von Kondomen weitgehenst verhindert werden. Auch wäre es gut, wenn alle Menschen ihren HIV-Status kennen würden. In 50 Prozent aller Beziehungen ist ein Partner HIV-positiv und der andere nicht. Da TB durch die Luft verbreitet wird, kann man sich hier nicht so besonders gut vor einer Infektion schützen. Ich bin jedoch immer wieder erschüttert von den Einzelschicksalen, von denen mir im Beratungsgespräch berichtet wird.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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