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Missionarin ohne Heiligenschein  (Teil 9)
Missionarin ohne Heiligenschein (Teil 9)

Missionarin ohne Heiligenschein (Teil 9)

Autobiografie eines außergewöhnlichen Lebens in Namibia
Wiebke Schmidt
Die „Natur“ im Haus

Zum Jahresbeginn erleben wir dann das erste Mal etwas ganz Besonders. Es regnet. Cats and Dogs, wie die Namibier sagen. Das bedeutet, dass es in Strömen regnet. Über fast nichts freuen sich die Einheimischen mehr als über Regen. Es ist einfach wunderbar wie die Menschen dann aus den Häusern in den Regen laufen, jubeln und Gott loben. Wasser ist in dem Wüstenstaat Namibia ein Segen. Auch wir lassen es uns nicht nehmen, barfuß im Regen zu tanzen, und durch das frisch gefüllte Flussbett vor unserer Unterkunft zu laufen. Niemand gebraucht einen Regenschirm. Ein Schirm wird hier nur zum Schutz gegen die glühende Sonne benutzt.

Der Regen bringt etwas Abkühlung mit sich. Auch ist es schlagartig herrlich grün geworden. Namibia hat sich über Nacht in eine grüne, blühende Oase verwandelt. Nach dem Regen kann man beobachten wie riesige Schwärme Termiten über das Land fliegen, dann auf dem Boden landen und ihre Flügel einfach von sich werfen. Zudem kommen Millionen Ameisen aus ihrem Bau geklettert. Sie können eine echte Plage werden, wenn sie den Weg in mein Appartement und meine Sandalen finden. Die kleinen Plagegeister sind im übrigen um einiges grösser als in Deutschland. Und – sie beißen auch! Als weitere „Gäste” finden sich bei uns Kakerlaken, handtellergroße Motten und jetzt in der Regenzeit Mücken ein. Ab und zu sucht auch eine Gottesanbeterin bei uns Unterschlupf. Die niedlichen Verwandten der Heuschrecke sollte man nicht unterschätzen. Sie sind Fleischfresser und verschlingen sogar Schlangen. Apropos Schlangen. Auch die tummeln sich auf unserem Grundstück und es gilt wirklich aufzupassen, dass eine Begegnung mit ihnen nicht tödlich endet. Die vielen Insekten sind wirklich „gewöhnungsbedürftig”.

Kürzlich erst hatte eine fette Spinne die Idee gehabt, ausgerechnet unter meinem Bett ihr Nest zu bauen. Am späten Abend, als ich mich gerade zur Ruhe begebe, schlüpfen an die Hundert kleinste Spinnen, krabbeln die Wände hoch und schließlich haben sie auch mein Kopfkissen erreicht, dass sie in Windeseile in Beschlag nehmen. Zu blöd, dass ich da liege. Der dazugehörige „Vater” hat es sich inzwischen an meinem Bettende in meiner Wolldecke gemütlich gemacht. Aber damit nicht genug. Plötzlich finden sich Dutzende von Raupen verschiedenster Gattung in meinem Ein-Zimmer-Appartement ein, die es nicht unterlassen können ihre „Abfallprodukte” überall im Zimmer zu hinterlassen. Das reicht nun wirklich! Mein Versuch die schleimigen Viecher zur Strafe im Klo zu ersäufen, schlägt dann auch noch fehl. Ich finde zu meinem Entsetzen heraus, dass die Raupen Meister im Schwimmen sind und sich nach ein paar Minuten wieder in der Toilettenschüssel einfinden und herauskrabbeln. Meine Toilette ist doch kein Erlebnisbad! Ihre stacheligen Verwandten sind dann auch noch giftig. Ihre Stacheln haben Widerhaken und können nur chirurgisch aus der Haut entfernt werden.

Am gruseligsten ist jedoch meine nächtliche Begegnung mit etwas, dass ich erst nicht identifizieren kann. Ich wache auf, weil ich spüre, dass etwas über meinen Bauch tippelt. Auf meiner Bettdecke sitzt etwas, dass aussieht wie ein Käfer. Aber mit dem aufkommenden Gefühl von Ekel, stelle ich fest, dass es sich um eine handtellergroße Kakerlake handelt. Sie schlendert ungerührt weiter auf mir herum und macht ein kleines Verdauungspäuschen auf meinem Nachtschränkchen. Ich rolle mich leise aus dem Bett heraus auf der Suche nach etwas, mit dem ich diesem Ungeziefer den Gar ausmachen kann. Ich finde einen Hammer. Mein unerwünschter Besucher hat sich nicht von der Stelle bewegt. Der Schlag mit meinem Mordwerkzeug trifft die Kakerlake auf dem Kopf. Volltreffer! Damit habe ich das Viech jedoch nur ins Land der Träume und nicht ins Jenseits befördert, wie ich verwundert feststelle. Mit einer Kehrschaufel befördere ich die Monsterkakerlake aus meiner Wohnung heraus. Ein umherschleichendes Erdmännchen freut sich über den Leckerbissen. Es reicht. Plan B muss her. Dringend! Ich verbarrikadiere meine Wohnung Raupen- und Ungeziefersicher. Ich hoffe, es hilft auch gegen die grünen und schwarzen Insekten, die aussehen wie riesige Spinnen, sich allerdings als Grillenart entpuppen. Die Einheimischen nennen sie Dickpens (Dickwanste). Sie fressen einfach alles und fauchen, wenn man ihnen zu nahe kommt. In großer Not essen sie sich sogar selber auf. Das tun sie meiner Meinung nach leider viel zu selten!

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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