Loading svg Please wait while we translate the article

Mit alten Freunden feiern

Im Warehouse ist es heiß am Freitagabend, fast glaubt man, dass es von der Decke tropft. Von der Bar bis hoch auf die Empore drängen sich die Menschen. An den Tischen muss näher zusammengerückt werden, immer mehr Nachtschwärmer zieht es auf die Tanzfläche. Wer nicht sitzt, der steht auch nicht - der tanzt. Gitarrist Jorge Semedo macht es vor: Als habe er ein Pendel in den Hüften, lässt der stämmige Musiker mit den engen Lederhosen auf der Bühne das Becken kreisen, schwingt hin und her, während er rhythmisch in die Saiten greift und in den Knien federt. Vor der Bühne bilden sich Paare. Eng umschlungen tanzt alt und jung zu den Kizomba-Rhythmen. Die Hände der Männer wandern den Rücken ihrer Partnerinnen hinab. Und die Hüften kreisen.

"Als wir 1991 nach Namibia gezogen sind, da war Kizomba hier noch total unbekannt", erinnert sich Yola Semedo im Gespräch mit WAZon. Gerade mal 14 Jahre alt war sie, als sie mit Impactus 4 das erste Mal im Warehouse auftrat. Seither pendeln die Kinder einer namibischen Mutter und eines angolanischen Vaters zwischen beiden Ländern und haben die Namibier über die Jahre an angolanische Musik gewöhnt. 15 Jahre nach ihrem ersten Auftritt in Windhoek hat das Publikum im Warehouse auch am vierten ausverkauften Konzertabend in Folge noch nicht genug von den romantischen Melodien und treibenden Rhythmen. Für viele der angolanischen Gäste scheint die Musik von Impactus 4 und Yola Semedo Erinnerungen an die Heimat zu bergen. Mit verklärten Gesichtern lauschen alte Paare den vertrauten Klängen und die Jüngeren feiern zu Yolas aktuellen Charthits.

Die Gründungsgeschichte von Impactus 4 klingt wie eine angolanische Version der Jackson 5. 1982 initiierte Orlando Mendes Semedo eine Band für seine Kinder Jorge und Eduina und die zwei Freunde Humberto Costa und Daniel Santos. Jorge war damals gerade sieben Jahre alt, erzählt er, und dass die Musik eigentlich schon immer Bestandteil des Familienlebens gewesen sei. Im Laufe der Jahre wechselte die Besetzung der Gruppe mehrfach - heute sind neben den Gründungsmitgliedern Jorge und Eduina noch ihr Bruder Alcino und Schwester Yola, sowie ihr Cousin João Paulo mit dabei. Im Gegensatz zum amerikanischen Pendant um Michael Jackson, wurde das Familienprojekt aber nicht von einem herrischen Vater und Zwistigkeiten unter den Geschwistern überschattet. Sie sähen sich als Freunde, sagen Jorge und Yola einstimmig und dass die Musik eben ihr Job sei, den sie professionell erledigen. So hat Yola neben dem südafrikanischen Produzenten Heavy C auch ihre Geschwister als Begleitband für ihr erstes Solo-Album "Yola Semedo" engagiert - gibt dann aber zu, dass vielleicht doch nicht immer alles so harmonisch zwischen den Vieren ist. "Ich bin taff", lacht sie. "Ich hab sie angestellt und wenn sie's nicht bringen, ziehe ich es ihnen vom Gehalt ab!"

Für die Konzertabende im Warehouse dürften die Geschwister indes keinen Gehaltsabzug befürchten. Routiniert ziehen die fünf samt Gastmusikern ihr Programm durch und obwohl für den Donnerstag eigentlich eine Solo-Performance Yolas angekündigt war, gleicht der Abend dem Freitagskonzert von Impactus 4 bis hin zu den humorigen Ansagen, die Alcino vom Schlagzeug aus ins Publikum wirft. Langweilig wird es deshalb nicht, zu abwechslungsreich ist das Repertoire der Band. Neben klassischem Kizomba mit portugiesischen Texten, melancholisch-romantischen Melodien und rhythmischem Grundmuster, offenbaren die Semedos auch Fähigkeiten in anderen Genres. Zahlreiche Coverversionen animieren das Publikum zum Mitsingen. Ob Miriam Makebas "Pata, Pata" oder Sades "Smooth Operator" - Impactus 4 füllen die unterschiedlichsten Songklassiker mit Leben. Nur bei Bob Marleys "Buffalo Soldier" zeigt sich, dass Jorges Stimme nicht für Reggae gemacht ist. Mit gefühlvollen Balladen an der Grenze zur Schnulze tut sich der Mann mit dem Hüftschwung um einiges leichter als mit jamaikanischem Patois, wirklich überzeugen kann er aber vor allem an der Gitarre, die er mal sensibel zupft und dann wieder so in brünstig rockt, dass es nicht nur ein Hörgenuss, sondern auch eine wahre Augenweide ist. Mit dieser Mischung haben Impactus schon Musikfreunde in aller Welt, vom südlichen Afrika bis ins nördliche Europa begeistert und einige ihrer Coverversionen haben sie auch schon live für und mit deren Urhebern - Michael Jackson, Stevie Wonder oder Salif Keita - spielen können.

Dennoch ist es ein wenig schade, dass Impactus 4 sich bei ihren Konzerten - die immerhin als CD-Launch angekündigt waren - weniger auf ihren eigenen Songfundus, als auf Coversongs verlassen haben. Dabei könnte die Band aus mittlerweile vier Alben und 26 Jahren Bandgeschichte schöpfen. Und insbesondere das Soloalbum von Leadsängerin Yola, das nun auch in Namibia erhältlich ist, weiß mit ausdrucksstarken Stücken zu überzeugen, die den traditionellen Kizomba innovativ erweitern. Seit ihrer Veröffentlichung in Angola vor zwei Jahren steht die CD auf Platz 1 der Charts und der Präsident höchstpersönlich rief Yola zu Angolas "Diva Nr.1" aus. Sie habe in ihrer Heimat so ziemlich jeden Musikpreis gewonnen, den es zu gewinnen gäbe, preist Jorge seine kleine Schwester stolz und sie selbst lächelt mit dem zurückhaltenden Charme, der auch ihre Bühnenperformance auszeichnet.

Wo die Lieder auf Impactus 4s neuestem Werk "De Nós Para Vocês" in traditioneller Instrumentierung verharren, hat sich Yola Semodo auch amerikanischen Einflüssen geöffnet. Zwar klingen aus einzelnen Songs, wie etwa "Sentimento Intruso" ihre Kizomba-Wurzeln heraus - ein Großteil der CD aber besticht mit pumpenden Beats und Pop-Anleihen, die Yolas Album stärker in eine massentaugliche R'nB-Ecke drängen, ohne sie zu einem beliebigen Popsternchen zu degradieren. Denn im Gegensatz zu diesen hat sie eine Stimme mit Charakter, deren volles Timbre mal rauchig in der Kehle rollt und dann wieder süß wie Honig über die melodische Klavierbegleitung fließt. Ihr Stimmorgan kann jazzig klingen und poppig und hat vor allem eines: Soul.

Wie es sich für eine echte Soulsängerin gehört singt Yola meistens von der Liebe, aber auch das ländliche Leben in Angola und die Entwicklung ihres Heimatlandes seien Themen, die sie in ihren Texten aufgreife, erklärt sie. "Die Lyrics müssen etwas erzählen, du musst Leben hineinbringen. Denn wenn die Musik eines Tages verschwindet, sind es die Themen, die bleiben." Dass die Musik tatsächlich einmal aussterben könnte, darf nach den vier Konzerten der Geschwister aber ernsthaft bezweifelt werden.

Die CDs "De Nós Para Vocês" von Impactus 4 und das Soloalbum "Yola Semedo" sind ab sofort auch in Namibia erhältlich.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen

Katima Mulilo: 20° | 36° Rundu: 20° | 37° Eenhana: 22° | 36° Oshakati: 25° | 35° Ruacana: 22° | 36° Tsumeb: 23° | 36° Otjiwarongo: 22° | 35° Omaruru: 23° | 36° Windhoek: 23° | 34° Gobabis: 23° | 35° Henties Bay: 14° | 19° Swakopmund: 14° | 16° Walvis Bay: 13° | 20° Rehoboth: 23° | 35° Mariental: 24° | 38° Keetmanshoop: 24° | 39° Aranos: 28° | 38° Lüderitz: 13° | 25° Ariamsvlei: 23° | 40° Oranjemund: 13° | 21° Luanda: 25° | 26° Gaborone: 22° | 36° Lubumbashi: 17° | 32° Mbabane: 18° | 31° Maseru: 16° | 32° Antananarivo: 17° | 31° Lilongwe: 22° | 33° Maputo: 23° | 31° Windhoek: 23° | 34° Cape Town: 17° | 27° Durban: 20° | 25° Johannesburg: 19° | 31° Dar es Salaam: 26° | 32° Lusaka: 22° | 33° Harare: 21° | 31° #REF! #REF!